Die brandenburgische Antisemitismus-Informationsstelle hat im vergangenen Jahr 137 antisemitische Vorfälle im Bundesland
erfasst. Schwerpunkt sei mit 23 Fällen die Landeshauptstadt Potsdam gewesen, teilte die Recherche und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) Brandenburg am Montag in Potsdam mit. Insgesamt 103 der Vorfälle seien vom brandenburgischen Landeskriminalamt übermittelt worden.
Antisemitismus bleibe in Brandenburg ein »alltagsprägendes Problem«, betonte der Leiter der Fachstelle Antisemitismus, Peter Schüler. Elf Vorfälle seien gegen Gedenkorte und Gedenkstätten gerichtet gewesen, sechs gegen Synagogen oder Räumlichkeiten jüdischer Gemeinden, ein Vorfall gegen einen jüdischen Friedhof. Mehr als die Hälfte habe Bezüge zum Nationalsozialismus aufgewiesen.
Umfragen, wie jüngst in der Wochenzeitung »Die Zeit«, nach denen die Hälfte der Deutschen einen »Schlussstrich der Geschichte wünsche, machten deutlich, «wie wichtig es ist, allen Formen von Antisemitismus entgegenzutreten«, betonte der Direktor des Potsdamer Moses-Mendelssohn-Zentrums, Julius Schoeps.
Das Monitoring habe dazu beigetragen, dass ein besserer Einblick in antisemitische Vorfälle gewonnen wurde, erklärte Dorina Feldmann, Mitarbeiterin der Fachstelle Antisemitismus. Viele antisemitische Vorfälle blieben vermutlich dennoch weiterhin im Dunkeln.
RIAS Brandenburg ist ein Projekt der Fachstelle Antisemitismus Brandenburg, die ihre Arbeit zum 1. Mai 2019 aufgenommen hat. Träger der Fachstelle ist das Moses-Mendelssohn-Zentrum für europäisch-jüdische Studien der Universität Potsdam. epd