Meinung

Respekt hilft gegen Pflegenotstand

Rabbiner Andrew Aryeh Steiman Foto: Marco Limberg

Eine jüngst veröffentlichte Studie hat ergeben: Je respektvoller der Umgang mit Alten, desto höher die Lebensqualität insgesamt. Es wurde eine erstaunliche Korrelation zwischen gezolltem Respekt und Gesundheit festgestellt – gerade im Alter. In Deutschland wird, das zeigt die Studie auch, im internationalen Vergleich den älteren Menschen wenig Respekt entgegengebracht.

Dabei ließe sich der viel beklagte Pflegenotstand sofort und ohne jeden finanziellen Aufwand spürbar lindern, wenn wir bloß respektvoller mit der älteren Generation umgingen. Ginge es nach der Tora, würde es zum Pflegenotstand gar nicht erst kommen. Die vielen Mizwot, die Respekt vor dem Alter fordern, wirken sich auf die Lebensqualität aller aus.

gespräch Gerade im jüdischen Kontext zeigt sich, wie wertvoll das Gespräch mit der Generation ist, die über ein schweres Schicksal berichten kann. Die Generationen brauchen einander. Der intergenerationelle Austausch ist die Grundlage jeder Tradition.

In westlichen Kulturen erleben wir gerade, wie sich diese einfache Weisheit zunehmend auflöst. Jugendwahn scheint die Antwort zu sein auf eine zunehmend älter werdende Gesellschaft, die bereits in dem Wort »Überalterung« alles andere als Wertschätzung für das Alter zum Ausdruck bringt – nicht zuletzt für sich selbst.

weisheit Auch viele Gemeinden klagen, sie seien »überaltert«. Gewiss, die Jungen fehlen. Hier und da macht sich dann ein Gefühl der Minderwertigkeit breit. Den Wert einer Gemeinde am Durchschnittsalter der Mitglieder zu bemessen, ist aber alles andere als weise.

In der Tora wird der Begriff für »Weisheit« synonym mit »Alter« (sakejn) verwendet. Mehr noch: Die Tora betrachtet Alter als Segen und Tugend. Das hat mit zunehmender Erfahrung und nicht mit abnehmender Spannkraft zu tun. Nur im Alter können diese gegenläufigen Entwicklungen sich ergänzen und zur Lebensqualität aller beitragen. Und zwar ganz einfach: Man muss es nur wollen.

Der Autor ist Rabbiner der Budge-Stiftung in Frankfurt/Main.

Meinung

Nur scheinbar ausgewogen

Die Berichte der Öffentlich-Rechtlichen über den Nahostkonflikt wie die von Sophie von der Tann sind oft einseitig und befördern ein falsches Bild von Israel

von Sarah Maria Sander  20.04.2025

Meinung

Wenn deutsche Ex-Diplomaten alle antiisraelischen Register ziehen

Deutschland darf nicht länger schweigen? Eine Erwiderung von Daniel Neumann auf den vielsagenden »FAZ«-Gastbeitrag ehemaliger Botschafter

von Daniel Neumann  18.04.2025

Einspruch

Niemals vergessen!

Eva Umlauf will nicht hinnehmen, dass immer mehr Deutsche einen Schlussstrich unter die NS-Zeit ziehen möchten

von Eva Umlauf  18.04.2025

Essay

Der verklärte Blick der Deutschen auf Israel

Hierzulande blenden viele Israels Vielfalt und seine Probleme gezielt aus. Das zeigt nicht zuletzt die Kontroverse um die Rede Omri Boehms in Buchenwald

von Zeev Avrahami  18.04.2025

Kommentar

Bis zuletzt wollte Mustafa A. aus Lahav Shapira einen Täter machen

Dem Täter tue es leid, dass sein Angriff »instrumentalisiert wird, um jüdischen Bürgern Angst einzuflößen«. Ein unverfrorener Satz

von Nils Kottmann  17.04.2025

Berlin

Drei Jahre Haft für Mustafa A.

Der Prozess gegen den Angreifer von Lahav Shapira ist am Donnerstag zu Ende gegangen. Das Amtsgericht Tiergarten ging von einem antisemitischen Motiv aus und sprach den Täter der gefährlichen Körperverletzung schuldig

 17.04.2025

Berlin

100 Strafverfahren nach Besetzung der Humboldt-Universität

Die Polizei ermittelt unter anderem wegen Hausfriedensbruch und Volksverhetzung. Während der Besetzung sollen Aktivisten mutmaßlich Urin aus einem Fenster geschüttet haben

 17.04.2025

Analyse

Kleinster gemeinsamer Nenner

Im Koalitionsvertrag von Union und SPD steht kaum Konkretes über Israel und den Kampf gegen Antisemitismus

von Michael Thaidigsmann  17.04.2025

Sebnitz

»Keine Hakennasen«: Jobanzeige eines Dachdeckers sorgt für Empörung

Die Stadtverwaltung der sächsischen Kreisstadt hat gegen den Urheber einer Anzeige im Amtsblatt Strafantrag gestellt

 17.04.2025 Aktualisiert