Terror

Raketen aus Gaza

Abschuss einer Rakete aus dem Gazastreifen. Ihr Ziel: Menschen in Israel Foto: Reuters

Mit der Entführung der drei jüdischen Jugendlichen Eyal Yifrach, Gilad Shaar und Naftali Frenkel am 12. Juni begann auch der Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen. Seither sind mehr als 60 Geschosse auf israelischem Boden gelandet, allein 16 davon am vergangenen Wochenende. Sie richteten überwiegend Sachschäden an. Der größte bislang war ein Brand in einer Lackfabrik bei Sderot. Insgesamt wurden bislang sechs Menschen verletzt.

Wie bei früheren Terrorwellen haben sich auch diesmal die Menschen relativ schnell auf die Bedrohung eingestellt. Allerdings warnte Haim Yellin, der Vorsitzende des Regionalrates in Eshkol, dass sich der Abschreckungseffekt vom November 2012 abgenutzt haben könnte. Damals hatte die israelische Armee bei der Mission »Säule der Verteidigung« zahlreiche Angriffe gegen die im Gazastreifen regierende radikal-islamische Hamas geflogen.

gegenschlag Aufgrund des anhaltenden Beschusses mehren sich die Stimmen im Land, mit einer Militäroffensive zu antworten. So forderte der Bürgermeister von Sderot, Alon Davidi, in einem Gespräch mit Verteidigungsminister Moshe Ya’alon von der Armee eine »umfassende Operation«. Anders könne man keine Ruhe erwarten. Premierminister Benjamin Netanjahu sagte am Montagnachmittag, die Hamas solle sich gut überlegen, was sie tue: »Entweder sie stoppt den Beschuss, oder wir stoppen sie.« Israel werde eine Fortsetzung der Angriffe nicht akzeptieren.

Finanzminister Yair Lapid äußerte sich ähnlich. Bei einem Besuch in Sderot bezeichnete er die Hamas als verantwortlich für die Attacken – »auch wenn sie von anderen militanten Gruppen ausgehen werden, ändert das nichts: Die Hamas hat die Macht und kontrolliert den Gazastreifen, auch die Flüchtlingscamps.«

Die israelische Luftwaffe hat als Reaktion auf den Beschuss aus dem Gazastreifen Angriffe auf das Gebiet am Mittelmeer geflogen. Davon allein 34 in der Nacht zum Dienstag, nachdem die Leichen der drei entführten Jugendlichen in der Nähe von Hebron gefunden worden waren. Es habe sich um »Präzisionsschläge« gegen Ziele im Gazastreifen gehandelt, teilten die Streitkräfte am Dienstagmorgen mit.

hamas Bereits am Wochenende habe ein Kampfflugzeug drei versteckte Raketenabschussvorrichtungen im Zentrum des Gazastreifens bombardiert. Zudem seien mehrere Werkstätten, in denen Waffen hergestellt werden, bombardiert worden. Die Armee bestätigte auch, dass sie bei einem gezielten Angriff am Freitag zwei führende Hamas-Mitglieder getötet habe. Sie sollen für die Raketenangriffe der vergangenen Tage auf israelische Zivilisten verantwortlich sein. Am Sonntag wurde ein Mitglied der militanten Kassam-Brigaden, der Miliz der Hamas, getötet.

Nach Angaben israelischer Medien bereitet sich das Militär auf einen längeren Einsatz vor. »Wir wollen die Operation voranbringen, dabei aber eine Eskalation vermeiden«, sagte ein Zahal-Sprecher. So wurden bewaffnete Einheiten informiert, dass sie eventuell in den Süden verlegt werden. Die Luftwaffe hat bereits das Raketenabwehrsystem »Iron Dome« in Stellung gebracht, mit dem in den vergangenen zwei Wochen sieben Raketen abgefangen werden konnten.

Drohung Unterdessen warnte Sami Abu Zuhri, der Sprecher der Hamas in Gaza, die Israelis vor einer umfassenden Offensive. Militante Gruppen verfügten über Tausende Raketen und würden mit ziemlicher Sicherheit auf eine Attacke mit schweren Bombardierungen antworten. Trotz dieser Drohung bestritt Zuhri eine Verantwortung der Hamas für die Raketenangriffe.

Völlig neue Überlegungen brachte Außenminister Avigdor Lieberman ins Spiel. Er sagte, man müsse darüber nachdenken, ob Israel nicht besser wieder die militärische Kontrolle im Gazastreifen übernehmen solle: »Die Erfahrung zeigt doch, dass begrenzte Operationen die Hamas offensichtlich nur stärken.«

Lieberman will den Einfluss radikaler Kräfte in der Region verringern. Das betonte er auch bei einem Treffen mit seinem deutschen Amtskollegen Frank-Walter Steinmeier in Berlin und schlug eine »Koalition der moderaten Kräfte« vor. Schuld an der Eskalation sei die Einheitsregierung, in der die Hamas mitarbeitet. »Durch die Legitimation, die die Hamas dadurch gefunden hat, fühlt sie sich sicher«, so Lieberman.

Sowohl in Jerusalem als auch in Ramallah wurden Dringlichkeitssitzungen anberaumt. Benjamin Netanjahu berief das israelische Sicherheitskabinett ein. Zu einem Beschluss über das weitere Vorgehen gelangten die Minister zunächst nicht: Israelische Medien berichteten, dass Wirtschaftsminister Naftali Bennett weitere Maßnahmen gegen die Hamas verlangt haben soll. Verteidigungsminister Moshe Ya’alon soll vor einer Ausweitung der Kampfhandlungen gewarnt haben.

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