Wuligers Woche

Rabbi Abraham, bitte melden!

Hat sich irgendein Ganeff einen falschen Bart angeklebt und eine Kippa aufgesetzt, um so den Philosemitismus des arabischen Geschäftsmanns auszunutzen? Foto: Studio-Annika

Wuligers Woche

Rabbi Abraham, bitte melden!

Der Clan-Chef und die Jüdische Gemeinde zu Berlin: Neues vom jüdisch-muslimischen Dialog

von Michael Wuliger  14.08.2019 17:07 Uhr

Sage keiner, der jüdisch-muslimische Dialog trage keine Früchte. Ja, es gibt Skeptiker, die meinen, es handele sich um eine bloße Pflichtübung ohne praktischen Nutzen. Aber die kennen Issa Rammo nicht. Rammo ist ein bekannter Berliner Geschäftsmann arabischer Herkunft, der in Bau und Gastronomie macht. Geschäftsmann, darauf legt er Wert.

Die in der Presse verwendete Bezeichnung »Clanchef« mag der 52-Jährige nicht. Und obwohl er als Kind palästinensischer Flüchtlinge in einem Lager in Beirut geboren wurde, ist Issa Rammo auch kein Antisemit. Im Gegenteil: Die Juden liegen ihm am Herzen, so sehr, dass er jetzt der Jüdischen Gemeinde zu Berlin einen fünfstelligen Betrag spenden will, wie er der »Welt am Sonntag« verriet.

haftentschädigung Das Geld, es sind rund 15.000 Euro, stammt aus der Haftentschädigung, die die Staatskasse Rammos Sohn Ismail schuldet, nachdem der im Juli mangels Beweisen vom Vorwurf des Mordes freigesprochen wurde. Bekommen soll es, so Rammo, Rabbiner Abraham, »der größte Rabbiner Berlins und sein Freund«, in dessen Synagoge Issa Rammo »sehr beliebt« sei.

Nun gibt es in Berlin viele (manche sagen, zu viele) Rabbiner. Aber keinen, der Abraham heißt. Es gibt zwar ein Abraham Geiger Kolleg, das Rabbiner ausbildet. Aber das ist erstens in Potsdam und hat zweitens Geld genug aus öffentlichen Mitteln. Wer also ist Rabbiner Abraham? Vielleicht handelt es sich ja um ein Pseudonym, das der unbekannte fromme Mann sich zugelegt hat, um nicht den Neid der Kollegen zu erregen, die ihm den Eurosegen möglicherweise missgönnen.

Nun gibt es in Berlin viele (manche sagen, zu viele) Rabbiner. Aber keinen, der Abraham heißt.

Es könnte zum Beispiel XX sein (Name ist der Redaktion bekannt), der notorisch in finanziellen Nöten ist. Oder YY, der jede Gelegenheit nutzt, etwas dazuzuverdienen. Vielleicht auch ZZ, dessen Synagoge dringend renoviert werden muss. Mit Sicherheit ausschließen kann man wohl die einzige Berliner Rabbinerin; die hätte, wenn, den Tarnnamen »Rivka« gewählt. In welcher Schul Rav Abraham amtiert, geht aus dem Artikel in der »Welt am Sonntag« auch nicht hervor. Vielleicht richtet Issa Rammo dort am Schabbat regelmäßig einen besonders opulenten Kiddusch aus, was seine Beliebtheit erklären würde.

betrüger Es könnte natürlich auch sein, dass die Geschichte erfunden ist. Nicht von Issa Rammo, G’tt behüte. Würde dieser Mann lügen? Aber vielleicht ist er einem Betrüger aufgesessen. Das kann selbst dem gewieftesten Geschäftsmann passieren. Issa Rammo lebt seit den 80er-Jahren in Deutschland. Als gut integrierter Neubürger weiß er aus den hiesigen Medien, wie Juden im Allgemeinen und Rabbiner im Besonderen aussehen.

Am Ende hat sich irgendein Ganeff einen falschen Bart angeklebt und einen schwarzen Hut aufgesetzt, um so den Philosemitismus des arabischen Geschäftsmanns auszunutzen. Das wäre schlimm. Nicht nur, weil Issa Rammo menschlich tief enttäuscht wäre. Es würde auch den jüdisch-muslimischen Dialog zurückwerfen. Wo der doch gerade so hoffnungsvoll begonnen hat.

Judenhass

AJC Berlin: »pro-palästinensische« Demos erinnern an Querdenker

Israelfeindliche Demonstranten und Querdenker? Aus Sicht des Direktors des American Jewish Committee gibt es da durchaus Gemeinsamkeiten. Was er jetzt von der deutschen Zivilgesellschaft erwartet

von Johannes Peter Senk  14.07.2025

Berlin

Lahav Shapira verklagt FU: Prozess beginnt Dienstag

Der attackierte Student wirft seiner Universität vor, zu wenig gegen Antisemitismus auf dem Campus getan zu haben

 14.07.2025 Aktualisiert

Berlin

Israelfeindliches Protestcamp im Regierungsviertel muss umziehen

Als Alternativstandorte wurden den etwa 60 Bewohnerinnen und Bewohnern der Washingtonplatz vor dem Berliner Hauptbahnhof oder eine Wiese im Tiergarten hinter dem Haus der Kulturen der Welt angeboten

 14.07.2025

München

Im Herzen ist sie immer ein »Münchner Kindl« geblieben

Seit 40 Jahren ist Charlotte Knobloch Präsidentin der IKG München. Sie hat eine Ära geprägt und das Judentum wieder in die Mitte der Gesellschaft gerückt

von Christiane Ried  14.07.2025

Jubiläum

Münchner Kultusgemeinde feiert Wiedergründung vor 80 Jahren

Zum Festakt werden prominente Gäste aus Politik und Gesellschaft erwartet

 14.07.2025

Dänemark

Mullah-Spion nach Deutschland überstellt

Der 53-jährige Däne mit afghanischen Wurzeln soll für den Iran jüdische und pro-israelische Ziele in Berlin ausspioniert haben

 14.07.2025

Essay

Wie es zur Katastrophe von Srebrenica kam

Vor 30 Jahren wurden 8372 Bosniaken ermordet - es war der erste Genozid in Europa seit der Schoa

von Alexander Rhotert  14.07.2025

Baden-Württemberg

Schoa-Relativierung vor Kirche in Langenau

Weil ein Pfarrer die Massaker vom 7. Oktober verurteilte, steht er im Visier israelfeindlicher Aktivisten. Zur jüngsten Kundgebung reiste auch Melanie Schweizer an

von Michael Thaidigsmann  14.07.2025

Berlin

Linke und Wegner streiten um israelische Flagge vor Rotem Rathaus

Die Linken-Fraktion im Bezirk Mitte fordert den Senat auf, die israelische Nationalflagge abzuhängen. Der Regierende Bürgermeister weigert sich und erhebt Vorwürfe gegen Die Linke

 14.07.2025