Meinung

Pollard und die NSA: Spion gegen Spion

Recht verhalten war der Aufschrei im Land, als bekannt wurde, dass die amerikanische NSA auch israelische Spitzenpolitiker ausspioniert hat. Kaum einer echauffierte sich ernsthaft darüber, dass die versteckten Drähte in den Büros von Ehud Barak und Ehud Olmert heiß liefen. Wahrscheinlich haben es die Israelis ohnehin gewusst, auch ohne Edward Snowdens Aufklärung. Schließlich sind sie Profis in Sachen »Intelligence«.

petition Doch eines sind sie nicht: Fraierim. Die Bezeichnung für Menschen, die sich die Butter vom Brot nehmen lassen, gehört zum Alltag. Nachgeben ist das Ding der Israelis nicht. »Sei kein Fraier«, heißt es beim Geschäftemachen, im Straßenverkehr und in Liebesbeziehungen sowieso. Offensichtlich gilt diese Haltung auch in der Politik. Denn jetzt verfassten 106 Abgeordnete der Knesset – quer durch das politische Spektrum – ein Schreiben, das die sofortige Freilassung von Jonathan Pollard fordert, unabhängig von den Friedensverhandlungen mit den Palästinensern.

Der jüdisch-amerikanische Computerexperte der Navy hatte in den 80er-Jahren die USA für Israel ausspioniert und sitzt seit 27 Jahren im Gefängnis. »Unverhältnismäßig lange«, sind sich mittlerweile fast alle einig. Bislang wurden Begnadigungsgesuche der Israelis von sämtlichen US-Präsidenten mit der Begründung abgelehnt, dass Spionage zwischen Freundesländern ein schlimmes Vergehen sei, das einen großen Vertrauensverlust nach sich ziehe. Wie groß dieser Verlust tatsächlich ist, spürt Präsident Barack Obama derzeit am eigenen Leib, schließlich hört er mit besonderer Vorliebe befreundete Regierungen ab.

deal Seit einigen Tagen wird darüber spekuliert, ob Pollard als Faustpfand für die Friedensverhandlungen zwischen Israelis und Palästinensern festgehalten wird. Es heißt, dass sich Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, sollte er zu schmerzhaften Konzessionen bereit sein, die Freilassung Pollards ans Revers heften dürfe. Doch zu Recht bezeichnen israelische Politiker nach der NSA-Affäre das Verhalten der USA als heuchlerisch.

Zwar gehört es nicht unbedingt zur Charakterisierung eines »Nicht-Fraiers«, seine Fehler zuzugeben, doch dies steht einem Menschen gut zu Gesicht. Also, Mister President, geben Sie nach und seien Sie einmal ein Fraier! Lassen Sie Pollard frei!

Großbritannien

Innenministerin teilt gegen jüdischen Dachverband aus

Suella Braverman verfolgt in der Einwanderungspolitik eine restriktive Linie – und wurde nun dafür vom Board of Deputies of British Jews heftig kritisiert

 31.03.2023

Warschauer Ghetto-Aufstand

Steinmeier hält Gedenkrede

Darüber hinaus nimmt der Bundespräsident an einem Gottesdienst in der Nozyk-Synagoge teil

 31.03.2023

Plädoyer

Aufruf zur Einheit

Ein jüdischer Staat Israel kann nur ein pluralistischer und demokratischer sein – ohne jede Einschränkung

von Rabbiner Pinchas Goldschmidt  31.03.2023

Kassel

Findungskommission für nächste documenta berufen

Die israelische Malerin, Philosophin und Psychoanalytikerin Bracha Lichtenberg Ettinger ist Teil des Gremiums

 31.03.2023

Berlin

Charles III. spricht über Krieg, Versöhnung und die Kindertransporte

»Aus der Vergangenheit zu lernen, ist unsere oberste Pflicht«, betonte der König

 30.03.2023

Schalom Aleikum

Denkfabrik diskutiert über interreligiösen Trialog

Ein hochkarätig besetztes Podium debattierte aus jüdischer, muslimischer und christlicher Perspektive

 30.03.2023

Sport

Judenhass: FIFA entzieht Indonesien die Fußball-WM

Gegen die Teilnahme des jüdischen Staates hatte es in Jakarta massiven Widerstand gegeben

 29.03.2023

Medien

Die »taz«, Verkehrsminister Wissing und der Nazi-Vergleich

»Die Karikatur hätte so nicht erscheinen sollen, das tut uns leid«, schreibt die Zeitung auf Twitter

 29.03.2023

Berlin

Umbenennung von Straßen mit antisemischem Bezug beginnt

Zwei Umbenennungen sind laut Samuel Salzborn erfolgt, zwei weitere sind bereits beschlossen

 29.03.2023