Bundesverfassungsgericht

Organisationen warnen vor Steuermillionen für AfD-nahe Stiftung

Erika Steinbach, Vorsitzende der Desiderius-Erasmus-Stiftung Foto: picture alliance / photothek

Die Kampagnenplattform Campact und die Bildungsstätte Anne Frank warnen vor den möglichen Folgen eines Bundesverfassungsgerichtsurteils zur Finanzierung der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung (DES).

Sollte das Bundesverfassungsgericht am Mittwoch der AfD-Klage recht geben, drohe die Entstehung einer extrem rechten Denkfabrik, die mit Millionen aus Steuergeldern finanziert werde, sagte der Direktor der Bildungsstätte Anne Frank, Meron Mendel, am Montag in Berlin. »Da werden viele neue Björn Höckes heranwachsen«, warnte Mendel.

Berechnungen Gemeinsam mit anderen Organisationen appellieren Mendel und Campact an die Ampel-Regierung, umgehend ein entsprechendes Stiftungsgesetz auf den Weg zu bringen. Bislang bekommen die parteinahen Stiftungen wie die Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) oder die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) nach einer Art Gewohnheitsrecht öffentliche Mittel, wobei die 2016/2017 gegründete Desiderius-Erasmus-Stiftung derzeit kein Geld erhält. Nach Berechnungen der Otto-Brenner-Stiftung stünden ihr bis 70 Millionen Euro an Steuergeldern zu.

Der Vorschlag von Campact und Anderen ist ein Gesetz, das Stiftungen von der öffentlichen Finanzierung ausschließt, wenn sie sich nicht aktiv und nachweisbar für die freiheitlich-demokratische Grundordnung und Menschenrechte einsetzen und deren Mutterparteien als verfassungsfeindlich eingestuft werden. Zudem solle ein Teil der Gelder nicht pauschal ausgereicht werden, sondern als Projektförderung an Bedingungen geknüpft werden. Die Kontrolle soll bei der Bundestagespräsidentin liegen.

Miriam Schader kritisierte als Kampagnenleiterin und Anti-Rechtsextremismus-Expertin bei Campact, obwohl im Koalitionsvertrag vereinbart, habe die Ampel bislang versucht, sich aus der Situation herauszuwinden. Besonders die SPD mit der Friedrich-Ebert-Stiftung als zweitgrößter Zuwendungsempfängerin bremse in der Koalition bei dem Thema und verweise immer auf Steuerungsmöglichkeiten über das Haushaltsgesetz: »Wir glauben aber, das lässt sich besser und wasserdichter regeln.«

Druck Laut Schader wird davon ausgegangen, dass das Bundesverfassungsgericht am Mittwoch pro AfD entscheidet. Das werde dann eine »Riesenfeier« für die Partei. Zugleich steige dann der Druck auf die Ampel, endlich etwas zu tun.

Meron Mendel spricht bei der SPD von einer »Realitätsverweigerung«. »Die Demokratie finanziert hier ihre eigenen Feinde«, warnte Mendel, der nach eigener Aussage bei Gesprächen mit SPD-Bundestagsabgeordneten bei dem Thema häufig nur auf »rudimentäres Wissen« trifft. Mehr Verständnis gebe es bei Grünen, FDP und auch bei den Linken. Die CDU dagegen sei in ihrer Haltung »nahe« der SPD.

Der bürgerlich-intellektuelle Anstrich der Desiderius-Erasmus-Stiftung sei extrem dünn. »Hinter der Fassade sitzen die Feinde der Demokratie«, sagte Mendel. Die Stiftungsvorsitzende Erika Steinbach operiere »wie ein rechtsextremer Troll«. Im Stiftungskuratorium säßen Antisemiten, Verschwörungsideologen und Corona-Leugner.

Meinung

Ein Friedensplan, der keiner ist?

Die von den Amerikanern vorgelegten Punkte zur Beendigung des Ukraine-Kriegs sind kein fairer Vorschlag, sondern eine Belohnung für den russischen Aggressor

von Alexander Friedman  24.11.2025

Münster

Gericht macht Unterschiede bei propalästinensischen Parolen

Wann ist Kritik am Staat Israel von der Meinungsfreiheit gedeckt? Ein Gericht in NRW sieht das generelle Verbot, das Existenzrecht Israels zu bestreiten, als rechtswidrig an

 24.11.2025

Berlin

Friedrich Merz besucht Israel

Als Kanzler ist es sein erster Aufenthalt im jüdischen Staat. Die Beziehungen hatten zuletzt unter Druck gestanden

 24.11.2025

Portrait

Die Frau, die das Grauen dokumentieren will

Kurz nach dem 7. Oktober 2023 gründete die israelische Juristin Cochav Elkayam-Levy eine Organisation, die die Verbrechen der Hamas an Frauen und Familien dokumentiert. Unser Redakteur sprach mit ihr über ihre Arbeit und ihren Frust über die Vereinten Nationen

von Michael Thaidigsmann  24.11.2025

Potsdam

BSW-Fraktionsvize tritt nach Reaktion auf AfD-Zitat zurück

Die Landtagsfraktion in Brandenburg ist nach vier Parteiaustritten in einer Krise. Nun tritt auch noch Fraktionsvize Dorst von seinem Amt zurück. Die Hintergründe

 24.11.2025

Soziale Medien

Plattform X: Israelfeindliche und antisemitische Inhalte aus Pakistan und der Türkei

Ein neues Transparenz-Feature zeigt: Angeblich von westlichen »Israelkritikern« betriebene Konten werden in Wirklichkeit aus anderen Teilen der Welt bearbeitet

 24.11.2025

Washington D.C.

Trump kündigt Einstufung der Muslimbrüder als Terrororganisation an

Der Organisation würde mit diesem Schritt der Zugang zu finanzieller Unterstützung verwehrt. Die Muslimbruderschaft wird immer wieder mit radikalen Ablegern in Verbindung gebracht

 24.11.2025

Existenzrecht Israels

Objektive Strafbarkeitslücke

Nicht die Gerichte dafür schelten, dass der Gesetzgeber seine Hausaufgaben nicht macht. Ein Kommentar

von Volker Beck  23.11.2025

Dortmund

Ermittlungen gegen Wachmann von NS-Gefangenenlager 

Die Polizei ermittelt gegen einen Ex-Wachmann des früheren NS-Kriegsgefangenenlagers in Hemer. Er soll an Tötungen beteiligt gewesen sein - und ist laut »Bild« inzwischen 100 Jahre alt

 22.11.2025