Einspruch!

Offen für den Dialog

Josef Schuster Foto: Thomas Lohnes

In dieser Woche jährte sich der Todestag von Leo Baeck zum 60. Mal. Wer sich aus diesem Anlass erneut mit seinen Schriften und seinem Wirken beschäftigt, merkt, wie gewinnbringend dies auch für unsere heutige Situation ist.

Rabbiner Leo Baeck wirkte in einer Zeit, die wir als die Blütezeit des Judentums in Deutschland bezeichnen. Es war eine Zeit, in der theologische Debatten auf höchstem intellektuellen Niveau die deutschen Juden bewegten. In welche Richtung sollte es gehen? Sollte an den orthodoxen Traditionen festgehalten werden? Oder gehörte dem liberalen Judentum die Zukunft?

Vielfalt Der Bruch durch die Schoa war jedoch so tief, dass wir in Deutschland bisher weder zahlenmäßig noch von der innerjüdischen Debattenkultur her diesen Zustand wieder erreicht haben. Es gibt aber zarte Ansätze, mit denen wir an diese Vergangenheit anknüpfen. Auch die religiöse Vielfalt innerhalb des Judentums in Deutschland hat zugenommen. Heute ist von orthodoxen über konservative bis zu liberalen Strömungen ein breites Spektrum vertreten. Diese Entwicklung betrachte ich als großes Geschenk.

Die Pluralität führt mitunter zu Auseinandersetzungen oder zu Konkurrenzdenken, sie ist dennoch gewinnbringend. Denn für eine Religion sind Debatten viel besser als Stillstand. Es ist daher zugleich wichtig, dass der Zentralrat der Juden als politischer Spitzenverband alle Richtungen des Judentums vertritt und damit die jüdische Gemeinschaft mit einer Stimme spricht. Die politische Seite schätzt es zudem, einen zentralen Ansprechpartner zu haben. Ebenso ist das Modell der Einheitsgemeinde weiterhin sinnvoll. Denn unsere Gesamtzahl von rund 100.000 Mitgliedern ist immer noch sehr überschaubar.

Um die gesellschaftlichen Herausforderungen meistern zu können, brauchen wir sowohl eine gefestigte religiös-kulturelle Identität und Selbstvergewisserung als auch Offenheit für den Dialog. Für beides wird uns Leo Baeck immer ein Vorbild sein.

Der Autor ist Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland.

Berlin

»Berlin verneigt sich«

Zwei Monate nach ihrem Tod wird die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer in Berlin gewürdigt. Der Bundespräsident mahnt vor Politikern und Weggefährten, das Erbe der Jahrhundertfrau weiterzutragen

von Alexander Riedel  09.07.2025 Aktualisiert

Berlin

Berufungsverhandlung gegen X wegen antisemitischer Inhalte

Der Beauftragte der Bundesregierung gegen Antisemitismus, Felix Klein, unterstütze den Prozess

 09.07.2025

Langenau

»Die Aktivisten wollen den Pfarrer und seine Familie zermürben«

Württembergs Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl fordert konkrete Schritte gegen »propalästinensische« Störer vor der Martinskirche. Die Stadt habe »versucht, es auszusitzen«

 09.07.2025

Berlin

Lahav Shapira verklagt FU: Prozess beginnt Dienstag

Der attackierte Student wirft seiner Universität vor, zu wenig gegen Antisemitismus auf dem Campus getan zu haben

 09.07.2025

Meinung

BSW und AfD: Zwei Ausprägungen desselben autoritären Denkens

Sahra Wagenknecht und ihre Partei nähern sich den Rechtsextremen immer weiter an. Spätestens jetzt ist klar: Am BSW gibt es nichts Progressives

von Igor Matviyets  09.07.2025

Interview

»Schau ma mal, dann seng ma scho«

Josef Schuster über 75 Jahre Zentralrat der Juden in Deutschland, Herausforderungen für die Gemeinden und die Frage, ob er für eine weitere Amtszeit kandidieren will

von Leticia Witte  09.07.2025

Berlin

Merz: Israels Angriffe auf Iran sind völkerrechtskonform

Sind die israelischen Angriffe auf den Iran vom Völkerrecht gedeckt? Der Kanzler nimmt dazu nun eine eindeutige Haltung ein

 09.07.2025

Berlin

Millionenförderung für jüdisches Leben

Die sogenannten Staatsleistungen machten dabei fast 8,9 Millionen Euro in dieser Summe aus. Als Zuwendung für personelle Sicherheitsleistungen flossen den Angaben zufolge 6,1 Millionen Euro

 09.07.2025

Skandal-Band

Felix Klein fordert, Konzerte von »Bob Vylan« abzusagen

Das britische Punk-Duo hatte bei einem Auftritt israelischen Soldaten den Tod gewünscht

von Hannah Schmitz  09.07.2025