Debatte

Oberrabbiner für Kompromiss

Der israelische Oberrabbiner Yona Metzger sieht in der Debatte über Beschneidungen in Deutschland Wege für einen Kompromiss. Hier praktizierende jüdische Beschneider könnten eine ärztlich anerkannte medizinische Fortbildung erhalten, sagte Metzger am Dienstag vor der Bundespressekonferenz in Berlin. Nach Angaben des Oberrabbiners praktizieren derzeit rund zehn jüdische Beschneider in Deutschland.

Eine Beschneidung durch Ärzte oder eine weitergehende Betäubung des Säuglings lehnte er ab. Die jüdische Religion fordere eine größtmögliche Natürlichkeit bei der Brit Mila. Daher werde der Säugling mit einem Tropfen süßen Weins beruhigt. Eine künstliche Betäubung stünde im Widerspruch zur Halacha.

Gebot Bereits am Montagabend hatte Metzger bei einem Vortrag in der Jüdischen Gemeinde zu Berlin »die besondere Bedeutung der Brit Mila für die jüdische Nation« betont. Es handele sich um eine mehr als 4.000 Jahre alte Tradition. Er wünsche sich, dass jeder Jude »als gleichberechtigter Bürger« in der Bundesrepublik leben könne und die Möglichkeit habe, dieses religiöse Gebot weiterhin einhalten zu können.

Im Zusammenhang mit dem Urteil des Kölner Landgerichts sprach er von einem »sehr schweren Problem«. Metzger warnte vor den Folgen eines Verbots der Brit Mila. Es müsse verhindert werden, dass jemand, der seinem Gott dienen und seine religiöse Pflicht erfüllen will, ins Ausland gehen müsse. Er begrüße es, dass in demokratischer Weise über das Thema diskutiert werde. Jedoch sollten sich die Kritiker der jüdischen Beschneidungspraxis nicht nur um das vermeintliche Wohl des Kindes, »sondern auch um die Seele des jüdischen Volkes« sorgen, betonte der Oberrabbiner.

Trauma Die Brit werde nach jüdischer Tradition bereits am achten Tag durchgeführt, in einer Zeit, in der – das sei auch von der modernen Wissenschaft belegt – das Neugeborene noch wenig Schmerzen empfinde. In Deutschland sei Metzger zum ersten Mal mit dem Vorwurf konfrontiert worden, dass ein Baby durch die Beschneidung ein Trauma erleiden würde. »Ich habe noch nie zuvor gehört, dass es einen Zusammenhang zwischen Beschneidung und Trauma geben soll«, sagte Israels Oberrabbiner.

Metzger ist zu einem zweitägigen Besuch in der Stadt, um sich mit politischen Entscheidungsträgern zu treffen. Er wolle dabei einen Dialog führen, keinesfalls habe er die Absicht, richterliche Entscheidungen oder die gesellschaftliche Debatte infrage zu stellen. Er wolle vielmehr den Standpunkt aus religiöser Sicht vertreten. Am Montagabend sprach er bei einer »Not-Konferenz«, zu der die Jüdische Gemeinde und Chabad Lubawitsch eingeladen hatten. (mit epd)

Meinung

Die AfD schreckt vor nichts mehr zurück

Im Bundestag bagatellisiert die AfD sogar den Völkermord an bosnischen Muslimen 1995, um gegen Muslime in Deutschland zu hetzen

von Michael Thaidigsmann  11.07.2025

Berlin

AfD-Eklat im Bundestag bei Debatte über Völkermord

Der Bundestag unterbricht seine Haushaltsberatungen für eine Diskussion zum Gedenken an das Kriegsverbrechen in Srebrenica vor 30 Jahren. Bei AfD-Reden kommt es zum Skandal

 11.07.2025

Justiz

Berufung wegen antisemitischer Inhalte auf X zurückgewiesen

Das Landgericht hatte die Klage im Juni 2024 mit Verweis auf fehlende internationale Zuständigkeit abgewiesen

 11.07.2025

Ravensbrück

Familie von KZ-Überlebender erhält Ring zurück

Im Frühjahr war es demnach einer Freiwilligen gelungen, die Familie von Halina Kucharczyk ausfindig zu machen

 11.07.2025

Thüringen

Voigt für deutsch-israelisches Jugendwerk in Weimar

Er führe dazu Gespräche mit israelischen Partnern, die bereits Interesse an einer Ansiedlung in Thüringen signalisiert hätten

 11.07.2025

Washington D.C.

US-Behörde wartet auf Daten zu attackierten Iran-Atomanlagen

In welche Tiefen drangen die bunkerbrechenden Bomben in die iranischen Atomanlagen vor? Die für die Entwicklung der Bomben zuständige Behörde hat darauf noch keine Antwort

 11.07.2025

Sarajevo/Berlin

Rabbiner: Srebrenica-Gedenken in Deutschland besonders wichtig

8.000 Tote und eine Wunde, die nicht verheilt: Heute gedenkt die Welt der Opfer des Massakers von Srebrenica. Das liberale Judentum sieht eine gemeinsame Verantwortung - auch bei der deutschen Erinnerungskultur

 11.07.2025

Brüssel

EU baut Drohkulisse gegen Israel auf

Die EU will Israel zu einer besseren humanitären Versorgung der Menschen in Gaza drängen - und präsentiert das Inventar ihrer Daumenschrauben

 11.07.2025

Berlin

Mehr Verfahren wegen Antisemitismus eingeleitet

Die Berliner Staatsanwaltschaft bearbeitet Hunderte Fälle mit antisemitischem Hintergrund

 11.07.2025