Dokumentation

NS-Anspielungen und Nazi-Vergleiche in der Bundesrepublik

In Nürnberg hielt die NSDAP zwischen 1923 und 1938 ihre sogenannten Reichsparteitage ab. (Symbolfoto) Foto: imago/imagebroker

Der Volksgerichtshof-Präsident Roland Freisler steht als Sinnbild für die barbarische Justiz im nationalsozialistischen Deutschland. Etwa acht Jahrzehnte später kommt DFB-Präsident Fritz Keller in Erklärungsnot, weil er seinen Vizepräsidenten Rainer Koch mit dem Nazi-Richter vergleicht. Anspielungen auf die NS-Zeit und deren Politiker gab es in der Bundesrepublik immer wieder:

Mai 2020: Der AfD-Fraktionschef in Mecklenburg-Vorpommern, Nikolaus Kramer, bringt den öffentlich-rechtlichen Kinderkanal Kika im Landtag mit dem NS-Propagandachef Joseph Goebbels in Verbindung.

September 2019: Nachdem Herbert Grönemeyer dazu aufgerufen hat, »keinen Millimeter nach rechts« zu rücken, vergleichen AfD-Politiker wie der heutige Parlamentarische Geschäftsführer im Bundestag, Götz Frömming, den Auftritt des Musikers wegen dessen Stil und Tonfall mit der Sportpalastrede, in der Goebbels 1943 zum »totalen Krieg« aufrief.

Mai 2017: Mit seiner Zustimmung zu einem Vergleich der früheren US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton mit Hitler sorgt der deutsche Eishockey-Nationaltorhüter Thomas Greiss für Aufsehen. Das »Gefällt mir« für einen entsprechenden Post in sozialen Medien liegt seinerzeit bereits knapp ein Jahr zurück.

Februar 2015: Anhänger des Zweitligisten FC Erzgebirge Aue bringen im Spiel gegen RB Leipzig den vom österreichischen Getränkehersteller Dietrich Mateschitz unterstützten Fußball-Club auf Spruchbändern und Plakaten in Verbindung zu den Nationalsozialisten. »Ein Österreicher ruft und ihr folgt blind«, heißt es etwa in Anspielung auf Adolf Hitler. Der Verein entschuldigt sich, es gibt Stadionverbote.

März 2014: Der damalige Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) zieht Parallelen zwischen Russlands Vorgehen auf der Krim und der Annexion des Sudetenlandes durch das Deutsche Reich 1938: »Mit solchen Methoden hat schon der Hitler das Sudetenland übernommen - und vieles andere mehr.« Die russische Regierung beschwert sich.

September 2002: Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin (SPD) stolpert darüber, die Irak-Politik von US-Präsident George W. Bush mit Methoden Hitlers verglichen zu haben. Die Politikerin bekommt nach der Bundestagswahl 2002 kein Ministeramt mehr. Der Fall führt zu erheblicher Verstimmung im deutsch-amerikanischen Verhältnis.

August 2002: »Der Spiegel« zitiert Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU), der in kleiner Runde über Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) gesagt haben soll: »Das ist der schlimmste Präsident seit Hermann Göring.« Die Nazi-Größe Göring war von 1932 bis 1945 Reichstagspräsident. Kohl schweigt zu den Vorwürfen.

Oktober 1986: Kanzler Kohl sorgt für einen diplomatischen Eklat, als er Michail Gorbatschow mit dem NS-Propagandaminister vergleicht. Wie der sowjetische Parteichef sei auch Goebbels »ein Experte in Public Relations« gewesen. Später räumt Kohl das als Fehler ein.

Mai 1985: »Seit Goebbels der schlimmste Hetzer in diesem Land!«, schimpft der damalige SPD-Vorsitzende Willy Brandt in einer Talkshow über den CDU-Generalsekretär Heiner Geißler. dpa

Josef Schuster

»Was bedeutet die Schoa heute noch für Deutschland?«

In seiner Rede zum 80. Jahrestag der Befreiung des KZ Bergen-Belsen reflektiert der Zentralratspräsident die Herausforderungen und Gefahren, vor denen die Erinnerung an die Schoa heute steht. Eine Dokumentation

von Josef Schuster  29.04.2025

Mauthausen

Überlebenswunderkind Eva Clarke: Geburt im KZ vor 80 Jahren

Es war eines der größten und gefürchtetsten Konzentrationslager der Nazizeit. Im Mai 1945 wurde es von US-Soldaten befreit. Unter den Überlebenden waren eine Mutter und ihr Neugeborenes

von Albert Otti  29.04.2025

Umfrage

Mehrheit hält AfD wegen deutscher Geschichte für unwählbar

Zum 80. Jahrestag des Kriegsendes fragt die »Memo«-Studie Menschen in Deutschland nach dem Blick zurück

 29.04.2025

Potsdam

Brandenburgs CDU-Chef Redmann fordert besseren Schutz für Synagoge

Vermutlich wurde in Halle ein zweiter Anschlag auf die Synagoge verhindert. Brandenburgs CDU-Chef Redmann fordert deshalb dazu auf, auch die Potsdamer Synagoge besser zu schützen

 29.04.2025

Menschenrechte

Immer schriller: Amnesty zeigt erneut mit dem Finger auf Israel

Im neuesten Jahresbericht der Menschenrechtsorganisation wirft sie Israel vor, einen »live übertragenen Völkermord« zu begehen

von Michael Thaidigsmann  29.04.2025

Berlin

Streit um geforderte Yad-Vashem-Straße

Zwischen dem Freundeskreis Yad Vashem und dem Roten Rathaus herrscht Unmut

von Imanuel Marcus  29.04.2025

Den Haag

Strafgerichtshof verpflichtet Chefankläger zur Vertraulichkeit

Karim Khan, der unter anderem gegen Benjamin Netanjahu einen Haftbefehl erwirkt hat, darf einem Bericht des »Guardian« zufolge künftig nicht mehr öffentlich dazu Stellung nehmen

 29.04.2025

Urteil

»Impfen macht frei«-Bild ist Volksverhetzung

Ein 65-Jähriger hatte während der Corona-Pandemie die Schutzmaßnahmen der Regierung mit dem Holocaust verglichen

 29.04.2025

Schweiz

Junger Mann wegen geplanten Anschlags auf Synagoge Halle verhaftet

Die Anschlagspläne soll er laut Staatsanwaltschaft zwischen Juli 2024 und Februar 2025 wiederholt in einer Telegram-Chatgruppe angekündigt haben

 29.04.2025