Einspruch

Nicht wieder gut zu machen

Menachem Z. Rosensaft Foto: picture alliance / dpa

Einspruch

Nicht wieder gut zu machen

Menachem Z. Rosensaft über die vor 70 Jahren unterzeichneten Luxemburger Verträge

von Menachem Z. Rosensaft  12.09.2022 09:21 Uhr

Die am 10. September 1952 unterzeichneten Luxemburger Verträge waren der Beginn eines langen und schwierigen Prozesses der Aussöhnung zwischen dem jüdischen und dem deutschen Volk. Nur sieben Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs und dem Mord an sechs Millionen Juden waren damals nicht alle in der jüdischen Gemeinschaft bereit, diesen Schritt auf die Bundesrepublik zuzugehen.

Zaghaft signalisierten der israelische Außenminister Moshe Sharett und Nahum Goldmann, Vorsitzender der Jewish Claims Conference, dass man dennoch bereit sei, Deutschland wieder in die Gemeinschaft der Nationen aufzunehmen. Und Bundeskanzler Konrad Adenauer bekannte sich mit seiner Unterschrift zur moralischen Verantwortung seines Landes für die Schoa.

Die Luxemburger Abkommen sind zuallererst ein Eingeständnis von Schuld und Verantwortung gegenüber den Opfern.

Die Luxemburger Abkommen sind zuallererst ein Eingeständnis von Schuld und Verantwortung gegenüber den Opfern. Deshalb passt der hebräische Begriff für die Vereinbarungen – »Schilumim«, was man mit »Zahlungen« übersetzen kann – gut. Das deutsche Wort »Wiedergutmachung« hätte man dagegen besser nicht verwenden sollen.

Denn nichts, rein gar nichts kann die Ermordung nur eines Einzelnen, geschweige denn die Vernichtung von Millionen von Menschen, »wieder gut machen«. Allein die Vorstellung, dass man dies mit Geld tun könnte, ist obszön und für die Überlebenden und ihre Familien eine Beleidigung. Den Begriff »Wiedergutmachung« sollte die Bundesregierung und die deutsche Öffentlichkeit daher schnell aus dem Vokabular streichen.

Denn egal, ob man die finanziellen Leistungen als aufrichtige Geste der Sühne oder – etwas zynischer – als eine Art »Blutgeld« ansieht: Die von Deutschland in den letzten 70 Jahren an die Opfer gezahlten Milliardenbeträge stellen zwar einen notwendigen und signifikanten, aber keineswegs ausreichenden Versuch der Vergangenheitsbewältigung dar. Sie sind vielmehr das Mindeste, was man erwarten kann angesichts der Größe des Verbrechens.

Der Autor ist stellvertretender Geschäftsführer des Jüdischen Weltkongresses.

Potsdam

Brandenburg: Ja zum Existenzrecht Israels künftig Bedingung zur Einbürgerung

Die Entscheidung der Landesregierung gilt seit Juni dieses Jahres

 18.07.2025

Berlin

Wo die Intifada globalisiert und gegen Zionisten gehetzt wird

Ein Augenzeugenbericht über einen merkwürdigen Abend an der Freien Universität, der mit einem Hausverbot endete

von Alon David  18.07.2025

Meinung

Kein Mensch interessiert sich für den AStA, aber vielleicht sollte man es

An der FU Berlin berieten Studenten darüber, wie man die Intifada globalisieren könnte. Darüber kann man lachen, doch den radikalen Israelfeinden steht der Marsch durch die Institutionen noch bevor

von Noam Petri  18.07.2025

Medien

»Besonders perfide«

Israels Botschafter wirft ARD-Korrespondentin Sophie von der Tann Aktivismus vor. Die Hintergründe

 18.07.2025

Analyse

Inszenierung des angeblich Unpolitischen

Im Prozess von Lahav Shapira gegen Burak Y. versuchte die Verteidigung, so zu tun, als hätte die Nötigung des jüdischen Studenten nichts mit dem Nahost-Konflikt zu tun. Doch Burak Y. selbst unterlief diese Strategie

von Ruben Gerczikow  18.07.2025

Berlin

Israelisches Restaurant verschiebt wegen israelfeindlicher Proteste Eröffnung

»Ein Restaurant zu eröffnen, sollte eine fröhliche Feier sein«, so die Betreiber. Unter den aktuellen Umständen sei es »kaum möglich, diese Freude zu spüren«

 18.07.2025

Washington D.C.

Trump will Veröffentlichung einiger Epstein-Unterlagen

Der amerikanische Präsident lässt sich selten unter Druck setzen. Doch im Fall Epstein reagiert er nun. Ob das seinen Anhängern reicht?

 18.07.2025

Flandern

Gericht verbietet Transit von Militärgut für Israel

Der Hafen in Antwerpen ist einer der größten Europas. Einer Gerichtsentscheidung zufolge dürfen Schiffe, die von dort aus in den einzigen jüdischen Staat fahren, kein Militärgut mehr mitnehmen

 18.07.2025

Regierung

Warum Friedrich Merz Angela Merkel erst zum 100. Geburtstag öffentlich gratulieren will

Alte Rivalität rostet nicht? Als der Bundeskanzler in Großbritannien auf das Verhältnis zu seiner Vorvorgängerin angesprochen wird, reagiert er schlagfertig

 17.07.2025