Bundesregierung

Neues Portal bündelt Akten zu »Wiedergutmachung« von NS-Unrecht

»Einmaliges Dokumentenerbe«: Bundesfinanzminister Christian Lindner Foto: IMAGO/ZUMA Wire

Millionen Akten von Verfolgten des NS-Regimes sollen künftig an zentraler Stelle und digitalisiert abrufbar sein. Am Mittwoch fiel im Rahmen eines Festaktes auf dem Petersberg in Königswinter bei Bonn der Startschuss für das Themenportal »Wiedergutmachung«. Vertreter des Bundesfinanzministeriums sowie der Archivverwaltungen des Bundes und der Länder unterzeichneten dafür eine entsprechende Rahmenvereinbarung.

Das neue Angebot ist angesiedelt beim Archivportal-D, dem deutschen Onlineportal zur Recherche von Archivgut. Es will die über zahlreiche Institutionen im In- und Ausland verteilten Akten für Wissenschaftler, die interessierte Öffentlichkeit und Nachkommen von Verfolgten zugänglich machen. Zu den Kooperationspartnern gehören die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Israel und das United States Holocaust Memorial Museum in Washington.

In den rund sieben Jahrzehnten nach Ende des Zweiten Weltkriegs sei ein »einmaliges Dokumentenerbe« entstanden, so Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP). Das Themenportal bietet den Angaben zufolge Einblicke in Schicksale jener Menschen, die zwischen 1933 und 1945 von den Nationalsozialisten verfolgt wurden. Zugleich erlaubten die Bestände Aufschlüsse über die Aufarbeitung von NS-Verbrechen in der deutschen Nachkriegsgesellschaft.

Die »Wiedergutmachung« nationalsozialistischen Unrechts umfasst alle Maßnahmen, die zunächst unmittelbar nach Kriegsende in den westlichen Besatzungszonen und später durch die Bundesrepublik Deutschland unternommen wurden, um die Folgen nationalsozialistischer Verfolgung finanziell zu entschädigen und entzogene Vermögenswerte zurückzuerstatten.

Neben der Globalentschädigung für Israel und andere Staaten konnten Millionen verfolgter Opfer des Nationalsozialismus bis 1969 auf gesetzlicher Basis Entschädigungs- und Rückerstattungsanträge bei den zuständigen Ämtern der westlichen Bundesländer vorbringen.

Entschädigt wurden unter anderem Schäden an Leib und Leben sowie Wirtschaftsschäden. Rückerstattet wurden Vermögenswerte wie zum Beispiel Immobilien, Unternehmen, Wert- und Kunstgegenstände oder Barvermögen. Bis jetzt wurden umgerechnet circa 80 Milliarden Euro an »Wiedergutmachungs«-leistungen an die Opfer oder deren Hinterbliebene ausgezahlt. kna

Existenzrecht Israels

Objektive Strafbarkeitslücke

Nicht die Gerichte dafür schelten, dass der Gesetzgeber seine Hausaufgaben nicht macht. Ein Kommentar

von Volker Beck  23.11.2025

Dortmund

Ermittlungen gegen Wachmann von NS-Gefangenenlager 

Die Polizei ermittelt gegen einen Ex-Wachmann des früheren NS-Kriegsgefangenenlagers in Hemer. Er soll an Tötungen beteiligt gewesen sein - und ist laut »Bild« inzwischen 100 Jahre alt

 22.11.2025

Deutschland

»Völlige Schamlosigkeit«: Zentralrat der Juden kritisiert AfD-Spitzenkandidat für NS-Verharmlosung

Der AfD-Spitzenkandidat aus Sachsen-Anhalt, Ulrich Siegmund, äußert sich einschlägig in einem Podcast zur NS-Zeit

von Verena Schmitt-Roschmann  21.11.2025

München

»Wir verlieren die Hoheit über unsere Narrative«

Der Publizist und Psychologe Ahmad Mansour warnte in München vor Gefahren für die Demokratie - vor allem durch die sozialen Netzwerke

von Sabina Wolf  21.11.2025

Kommentar

Wenn Versöhnung zur Heuchelei wird

Jenaer Professoren wollen die Zusammenarbeit ihrer Universität mit israelischen Partnern prüfen lassen. Unter ihnen ist ausgerechnet ein evangelischer Theologe, der zum Thema Versöhnung lehrt

von Tobias Kühn  21.11.2025

Kommentar

Martin Hikel, Neukölln und die Kapitulation der Berliner SPD vor dem antisemitischen Zeitgeist

Der bisherige Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln ist abgestraft worden - weil er die Grundwerte der sozialdemokratischen Partei vertreten hat

von Renée Röske  21.11.2025

Gespräch

»Der Überlebenskampf dauert an«

Arye Sharuz Shalicar über sein neues Buch, Israels Krieg gegen den palästinensischen Terror und die verzerrte Nahost-Berichterstattung in den deutschen Medien

von Detlef David Kauschke  21.11.2025

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  21.11.2025

Deutschland

»Hitler ist niedergekämpft worden. Unsere Städte mussten in Schutt und Asche gelegt werden, leider«

Militanter Linker, Turnschuhminister, Vizekanzler und Außenminister: Das sind die Stationen im Leben des Grünenpolitikers Joschka Fischer. Warum er heute vom CDU-Kanzler Konrad Adenauer ein anderes Bild als früher hat

von Barbara Just  21.11.2025