Tel Aviv/Doha

Netanjahu nennt Katar »problematisch« - Golfstaat verstimmt

Premier Benjamin Netanjahu mit Justizminister Yariv Levin am Mittwoch in der Knesset Foto: copyright (c) Flash90 2024

Äußerungen des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu bei einem Treffen mit Angehörigen von Geiseln haben bei der vermittelnden Regierung in Katar für Verstimmung gesorgt. Tonaufnahmen bei dem Treffen waren an einen israelischen TV-Sender durchgestochen worden. Netanjahu hatte die Rolle des Golfstaats bei Verhandlungen mit der islamistischen Hamas über eine Freilassung weiterer Geiseln demnach als »problematisch« bezeichnet.

Ein Sprecher des Außenministeriums von Katar schrieb am Mittwochabend auf der Plattform X, vormals Twitter, man sei »entsetzt« über die mutmaßlichen Äußerungen Netanjahus. Sie seien »verantwortungslos und zerstörerisch mit Blick auf die Bemühungen, unschuldige Leben zu retten, aber nicht überraschend«, so der Vertreter Katars.

Er warf Netanjahu vor, den Verhandlungsprozess zu untergraben, »aus Gründen, die offenbar seiner politischen Karriere dienen, anstatt der Rettung unschuldiger Leben, auch von israelischen Geiseln, höchste Priorität zu verleihen«.

»Sicherer Hafen«

Netanjahu hatte den Berichten zufolge gesagt, Katar sei »grundsätzlich nicht anders« als die Vereinten Nationen und das Rote Kreuz »und in manchen Aspekten sogar noch problematischer«. Israel wirft den beiden internationale Organisationen vor, Israel auf unfaire Weise anzuprangern und stattdessen aufseiten der Palästinenserführung zu stehen. Diese besteht aus einer Terrororganisation und Terrorunterstützern.

Netanjahu habe auch Ärger darüber geäußert, dass die USA ihre Präsenz auf einer Militärbasis nahe Doha verlängert haben.

Katar gilt als einer der wichtigsten Geldgeber der Hamas, die den Staat Israel vernichten will und die am 7. Oktober in Israel schreckliche Massaker anrichtete und mehr als 250 Menschen verschleppte. Auch als »sicherer Hafen« für Hamas-Anführer ist Katar bekannt.

Kinder und Frauen

Bei den Vermittlungen zwischen Israel und der Hamas hatte der Golfstaat jedoch zuletzt eine entscheidende Rolle gespielt. Gemeinsam mit Ägypten und den USA erreichten die Unterhändler Ende November vergangenen Jahres eine einwöchige Feuerpause. In dem Zeitraum hatte die Hamas in mehreren Schritten insgesamt 105 Geiseln freigelassen. Im Gegenzug entließ Israel 240 palästinensische Häftlinge aus seinen Gefängnissen.

Nach israelischen Informationen waren von zuletzt mehr als 130 Geiseln nur noch etwas über 100 am Leben. Unter den Geiseln waren demnach neben zwei Kindern auch 18 Frauen und eine 13-jährige Jugendliche. dpa

Berlin

»Berlin verneigt sich«

Zwei Monate nach ihrem Tod wird die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer in Berlin gewürdigt. Der Bundespräsident mahnt vor Politikern und Weggefährten, das Erbe der Jahrhundertfrau weiterzutragen

von Alexander Riedel  09.07.2025 Aktualisiert

Berlin

Berufungsverhandlung gegen X wegen antisemitischer Inhalte

Der Beauftragte der Bundesregierung gegen Antisemitismus, Felix Klein, unterstütze den Prozess

 09.07.2025

Langenau

»Die Aktivisten wollen den Pfarrer und seine Familie zermürben«

Württembergs Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl fordert konkrete Schritte gegen »propalästinensische« Störer vor der Martinskirche. Die Stadt habe »versucht, es auszusitzen«

 09.07.2025

Berlin

Lahav Shapira verklagt FU: Prozess beginnt Dienstag

Der attackierte Student wirft seiner Universität vor, zu wenig gegen Antisemitismus auf dem Campus getan zu haben

 09.07.2025

Meinung

BSW und AfD: Zwei Ausprägungen desselben autoritären Denkens

Sahra Wagenknecht und ihre Partei nähern sich den Rechtsextremen immer weiter an. Spätestens jetzt ist klar: Am BSW gibt es nichts Progressives

von Igor Matviyets  09.07.2025

Interview

»Schau ma mal, dann seng ma scho«

Josef Schuster über 75 Jahre Zentralrat der Juden in Deutschland, Herausforderungen für die Gemeinden und die Frage, ob er für eine weitere Amtszeit kandidieren will

von Leticia Witte  09.07.2025

Berlin

Merz: Israels Angriffe auf Iran sind völkerrechtskonform

Sind die israelischen Angriffe auf den Iran vom Völkerrecht gedeckt? Der Kanzler nimmt dazu nun eine eindeutige Haltung ein

 09.07.2025

Berlin

Millionenförderung für jüdisches Leben

Die sogenannten Staatsleistungen machten dabei fast 8,9 Millionen Euro in dieser Summe aus. Als Zuwendung für personelle Sicherheitsleistungen flossen den Angaben zufolge 6,1 Millionen Euro

 09.07.2025

Skandal-Band

Felix Klein fordert, Konzerte von »Bob Vylan« abzusagen

Das britische Punk-Duo hatte bei einem Auftritt israelischen Soldaten den Tod gewünscht

von Hannah Schmitz  09.07.2025