München

Nach Angriff auf Rabbiner: Beauftragter gegen Antisemitismus kritisiert Zeugen

CSU-Politiker Ludwig Spaenle: »Das Wegschauen macht mich betroffen«

 12.07.2020 13:01 Uhr

Bayerns Antisemitismusbeauftragter Ludwig Spaenle Foto: Marina Maisel

CSU-Politiker Ludwig Spaenle: »Das Wegschauen macht mich betroffen«

 12.07.2020 13:01 Uhr

Nach der Verfolgung und Beleidigung eines Rabbiners durch mehrere offenbar arabischstämmige Männer in München hat Bayerns Antisemitismusbeauftragter Ludwig Spaenle mangelnde Zivilcourage beklagt.

»Was mich besonders betroffen macht, ist die Tatsache, dass auch Bürgerinnen und Bürger, die den Vorfall offensichtlich gesehen haben, dem Rabbiner nicht zur Hilfe geeilt sind oder die Polizei verständigt haben«, erklärte der CSU-Politiker am Sonntag.

Der Münchner Gemeinderabbiner Shmuel Aharon Brodman war in München von mutmaßlich arabischstämmigen Tätern verfolgt und antisemitisch beleidigt worden. Nach Angaben der Polizei wurde der Münchner am Donnerstagabend von vier Männern verfolgt, nachdem er - mit einer Kippa bekleidet - am Isartor aus einer Straßenbahn ausgestiegen war.

Die Männer hätten dabei wiederholt abfällig über den Staat Israel gesprochen und skandierten »Fuck Israel!«; nach Aussage von Rabbiner Brodman sprachen sie miteinander arabisch. Eine Fahndung verlief zunächst erfolglos. Das Kommissariat für politisch motivierte Kriminalität ermittelt wegen Beleidigung und sucht Zeugen.

Die Orthodoxe Rabbinerkonferenz (ORD) in Deutschland forderte als Reaktion auf den Vorfall, den Dialog zwischen Juden und Muslimen weiter zu verstärken. »Dass ausgerechnet mutmaßlich muslimische Jugendliche einen Rabbiner beleidigen, ist besonders traurig, denn sie sind genauso Opfer einer wachsenden Islamophobie hierzulande«, erklärte Rabbiner Avichai Apel aus Frankfurt für den ORD-Vorstand.

»Hier sehen wir die Imame und ihre Jugendarbeit in der Pflicht, um Vorbehalte und Aggressionen gegen die hier in Deutschland lebende jüdische Gemeinde abzubauen«, so Rabbiner Apel weiter.

Shmuel Aharon Brodman ist Rabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern. »Für die Sicherheit jüdischer Einrichtungen in Deutschland wird bereits viel getan. Aber wir müssen uns nach diesem jüngsten Vorfall auch erneut fragen, wie in Zukunft Rabbiner und insgesamt jüdische Mitbürger hierzulande besser geschützt werden können«, erklärte die Orthodoxe Rabbinerkonferenz nach dem judenfeindlichen Vorfall.

Bayerns Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) verurteilte die antisemitische Attacke auf den Gemeinderabbiner. »Jeder Mensch muss in Bayern sicher und geborgen leben können! Wir dulden keinen Hass in unserer Mitte, in unseren Städten und Gemeinden«, sagte sie.

Aigner betonte, dass jede Form von Antisemitismus gleichermaßen verabscheuungswürdig sei - »egal ob von rechts, von links, von Muslimen oder aus der Mitte der Mehrheitsgesellschaft«.

Auch die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, zeigte sich erschüttert. »Der Angriff fügt sich leider in die Entwicklung der letzten Zeit ein: Auch bei uns hier in München nehmen Extremismus und Judenhass zu. Und die Unsicherheit unter unseren Gemeindemitgliedern wird nach dem gestrigen Vorfall nicht geringer werden«, sagte sie. dpa/kna/ja

Frankreich

Spezialeinsatz vor iranischem Konsulat in Paris

Ein Mann soll mit Granaten am Gürtel das Gebäude betreten haben

 19.04.2024

Wiesbaden

Hessen lädt iranischen Generalkonsul aus

Es könne nicht so getan werden, »als ob nichts gewesen wäre«, sagt Manfred Pentz (CDU)

 19.04.2024

Nahostkonflikt

»Israel muss iranische Rakete mit Atomsprengkopf fürchten«

John Bolton warnt im NZZ-Interview vor der Verbreitung von Nukleartechnologie durch Nordkorea

 19.04.2024

Meinung

Gezielte Aktionen gegen das iranische Regime werden weitergehen müssen

Warum Teheran nicht nur eine Gefahr für die Region, sondern auch für die Ukraine ist

von Saba Farzan  19.04.2024

Iran/Israel

Scholz warnt erneut vor Eskalation im Nahen Osten

Es habe »erneut eine militärische Aktivität« gegeben, stellt der Bundeskanzler fest

 19.04.2024

Gmund

Merz: Selbstverteidigungsrecht Israels endet nicht an eigener Grenze

»Die Eskalationsdominanz liegt allein beim Mullah-Regime in Iran«, so der CDU-Chef

 19.04.2024

Antisemitismus

Zentralrat der Juden äußert sich zu Hallervordens Gaza-Video

Das Gaza-Gedicht des Schauspielers wurde in den vergangenen Tagen massiv kritisiert

 19.04.2024

Vereinte Nationen

Amerikanisches Veto gegen UN-Vollmitgliedschaft für Palästina

Die USA sehen Einigung auf eine Zweistaatenlösung als Voraussetzung für eine Anerkennung

 19.04.2024

Berlin

Zeitung: Anstieg rechtsextremer und antisemitischer Straftaten

Durch Judenhass motivierte Straftaten nehmen stark zu

 19.04.2024