München

Mirjam Zadoff warnt vor Geschichtsvergessenheit

Mirjam Zadoff, Direktorin des Münchner NS-Dokumentationszentrums Foto: Christian Rudnik

Mirjam Zadoff, Direktorin des NS-Dokumentationszentrums am Münchner Königsplatz, warnt vor Geschichtsvergessenheit und wachsendem Antisemitismus.

»Es gibt diese neue Offenheit der Übergriffe, den neuen Ton, die neue Selbstverständlichkeit der Täter«, sagte die 45-Jährige in einem Interview der »Süddeutschen Zeitung« über das Klima in der Bundesrepublik. »Aber vielleicht nehmen wir das Problem, das schon länger existiert, jetzt erst so richtig ernst.«

Judenhass Auch früher sei der Antisemitismus in Deutschland massiver gewesen, »als man das wahrhaben wollte – etwa während der Beschneidungsdebatte 2012«, fügte Zadoff hinzu.

»Je mehr sich die Fronten verhärten, desto weniger sprechen die Menschen noch miteinander.« Mirjam Zadoff

»Zuletzt ging es vor allem um den muslimischen Antisemitismus, aber der Judenhass von ganz rechts und aus der Mitte geriet aus dem Blick. Und die Rhetorik des Hasses schlägt sich irgendwann auch in Taten nieder.«

Trump Beispielhaft verwies Zadoff, die zeitweilig in den USA forschte und lehrte, auf die Äußerungen von Präsident Donald Trump und seinen Anhängern. »Wenn der Präsident und Teile seiner Partei offen rassistisch reden und ihre Klientel aufhetzen gegen eine angebliche Invasion aus dem Süden, eskalieren die Konflikte in der Gesellschaft«, so die Historikerin. »Je mehr sich die Fronten verhärten, desto weniger sprechen die Menschen noch miteinander.«

Die gesellschaftlichen Einstellungen in ihrem Geburtsland Österreich bezeichnete Zadoff als »teilweise sehr liberal, auf der anderen Seite des Spektrums aber erschreckend nationalistisch«.

Die FPÖ sei kein neues Phänomen sondern habe bereits 1993 ihr ausländerfeindliches Volksbegehren »Österreich zuerst« abgehalten. Sie erinnere sich lebhaft an die Auseinandersetzung mit antisemitischen, frauenfeindlichen, rassistischen, nationalistischen Burschenschaftern während ihrer Studienzeit in Wien, sagte die Historikerin. »Migrantenfeindlichkeit und Geschichtsvergessenheit gehen da bis heute Hand in Hand.«

Demokratie Das NS-Dokumentationszentrum in München zeigt nach den Worten von Zadoff, »was passieren kann, wenn eine Demokratie stirbt und eine Diktatur entsteht, wenn Solidarität umschlägt in Neid, Hass und Ausgrenzung.«

Und weiter: »Wer autoritäre, populistische Parteien und Anführer wählt, sollte sich darüber klar sein: Das ist kein Spiel, das hat immer Konsequenzen - für alle.« kna

Den Haag

Erste Entscheidung in Klage gegen Deutschland am Dienstag

Im Verfahren Nicaragua gegen Deutschland will der Internationale Gerichtshof am Dienstag seinen Beschluss zu einstweiligen Maßnahmen verkünden

 26.04.2024

Meinung

Steinmeier auf Kuschelkurs mit einem Terrorfreund

Der Bundespräsident untergräbt mit seiner Schmeichelei gegenüber Recep Tayyip Erdogan einmal mehr Deutschlands Staatsräson

von Nils Kottmann  26.04.2024

Berlin

»Menschen haben nach dem 7. Oktober ihr wahres Gesicht gezeigt«

Ahmad Mansour wundert sich nicht über die Schließung zweier Jugendzentren in Berlin

von Sophie Albers Ben Chamo  26.04.2024

Diplomatie

USA, Großbritannien und Kanada verhängen Sanktionen gegen Iran

Es handelt sich um eine Reaktion auf den iranischen Angriff auf Israel

 26.04.2024

USA

Antiisraelische Proteste an Unis: Abschlussfeier abgesagt

An der Ostküste werden mehr als hundert Festnahmen gemeldet

 26.04.2024

Berlin

Polizei verbietet antiisraelisches »Palästina-Protestcamp«

Die Teilnehmer hätten Straftaten begangen, darunter auch Volksverhetzung, sagt die Polizei

 26.04.2024

Köln

Wallraff-Preis für israelische und palästinensische Initiativen

Mit gemeinsamen Aktionen setzen sich »Women of the Sun« und »Women Wage Peace« für Frieden ein

 26.04.2024

Berlin/Gaza

Brief an Hersh Goldberg-Polin

Lieber Hersh, wir kennen uns nicht – und doch sind unsere Lebenswege verbunden ...

von Ruben Gerczikow  26.04.2024

Berlin

Zentralrat der Juden kritisiert deutsche UNRWA-Politik

Josef Schuster: »Die Bundesregierung tut sich mit dieser Entscheidung keinen Gefallen«

 26.04.2024