Magdeburg

Mehr antisemitische Vorfälle in Sachsen-Anhalt

Die Synagoge in Halle steht immer wieder im Fokus antisemitischer Aktionen Foto: imago images/Christian Schroedter

Im zweiten Jahr in Folge hat die Zahl antisemitischer Vorfälle in Sachsen-Anhalt zugenommen. Wie die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (Rias) am Mittwoch in Magdeburg mitteilte, wurden im vergangenen Jahr 202 Vorfälle registriert und damit 13 Prozent mehr als 2023 mit 178 gemeldeten Vorfällen. Im Schnitt seien vier Vorfälle pro Woche bekannt geworden, hieß es.

Unter anderem gab es den Angaben zufolge drei körperliche Angriffe, 22 gezielte Sachbeschädigungen - etwa an jüdischem Eigentum oder von Gedenkorten - und 16 Bedrohungen. Die Meldestelle hat demnach in fast jeder der Gewaltfallkategorien einen Anstieg verzeichnet. Direkt von den Anfeindungen betroffen waren laut Rias 86 Personen und in 47 Fällen Einrichtungen.

Alltagspräsenz antisemitischer Sprache ein Klima der Bedrohung für Juden

Nach dem sprunghaften Anstieg antisemitischer Vorfälle im Vorjahr aufgrund des Terrorangriffs der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 sei das Aufkommen auch 2024 hoch geblieben, hieß es. Die Vorfälle ereigneten sich laut Rias in allen Lebensbereichen, im öffentlichen Raum, in Bildungsinstitutionen, am Arbeitsplatz, im eigenen Wohnumfeld oder im Internet. So schaffe die Alltagspräsenz antisemitischer Sprache ein Klima der Bedrohung für Juden in Sachsen-Anhalt und sei verheerend für ihr Sicherheitsempfinden, hieß es.

Die am häufigsten dokumentierte Erscheinungsform des Antisemitismus im Bundesland stellte den Angaben zufolge mit 87 Fällen die Bezugnahme auf die Schoah und die Verbrechen des Nationalsozialismus dar, insbesondere durch Verherrlichung, Leugnung oder Angriffe auf das Gedenken. Auffällig seien vor allem Diebstähle und Zerstörungen von Stolpersteinen gewesen, die an NS-Opfer erinnern - so etwa in Zeitz rund um den 7. Oktober 2024, dem ersten Jahrestag des Hamas-Massakers in Israel.

Es handle sich längst nicht mehr nur um vereinzelte Vorfälle oder isolierten Judenhass, sagte die Vorsitzende des Landesverbandes Jüdischer Gemeinden in Sachsen-Anhalt, Inessa Myslitska: »Vielmehr sehen wir uns einer Welle von Feindseligkeit, Aggression und gezielter Desinformation ausgesetzt.« Diese sei nicht nur von radikalisierten Gruppen oder islamistischen Milieus getragen, sondern zunehmend auch aus der Mitte der Gesellschaft.

Antisemitismus oft unabhängig von der Anwesenheit von Juden

Der Antisemitismusbeauftragte der Landesregierung, Wolfgang Schneiß, sagte der Meldestelle die weitere Unterstützung des Landes zu. »Der Jahresbericht 2024 zeigt: Es ist so bitter nötig, dass wir gemeinsam alles uns Mögliche tun, um gegen Antisemitismus jedweder Couleur anzukämpfen und Betroffenen zur Seite zu stehen«, betonte Schneiß.

Laut Rias belegen die Zahlen, dass sich Antisemitismus oft unabhängig von der Anwesenheit von Juden zeige. Jedoch steige das Risiko, angefeindet zu werden, mit öffentlicher Sichtbarkeit. Für Juden bedeute dies eine Einschränkung ihrer Teilhabe, da sie ihre Identität unter Umständen verbergen müssten, hieß es.

Die Meldestelle Rias Sachsen-Anhalt in Halle dokumentiert seit 2022 antisemitische Vorfälle unabhängig von ihrer Strafbarkeit. Getragen wird sie vom bundesweiten Verein Ofek, einer Beratungsstelle bei antisemitischer Gewalt und Diskriminierung. Antisemitische Vorfälle können bei Rias gemeldet werden. epd

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