Brandenburg

Mehr als 200 antisemitische Vorfälle dokumentiert

Dervis Hizarci vom Trägerverein der Fachstelle

Brandenburg

Mehr als 200 antisemitische Vorfälle dokumentiert

Die Antisemitismus-Fachstelle in Potsdam hat 2022 eine Vielzahl antijüdischer Vorfälle dokumentiert

 10.07.2023 14:31 Uhr

Antisemitismus im Internet, auf der Straße und beim Sport: Judenfeindlichkeit bleibt nach Einschätzung der brandenburgischen Fachstelle Antisemitismus ein ernstes Problem. Ein neuer Bericht der Fachstelle hat 204 im vergangenen Jahr bekannt gewordene Vorfälle erfasst. Staatskanzleichefin Kathrin Schneider (SPD) sagte bei der Präsentation des Monitoring-Berichts am Montag in Potsdam, Antisemitismus sei in Brandenburg ein Alltagsthema und Teil des Alltagsrassismus. »Darum müssen wir uns kümmern«, sagte sie.

Dem Monitoring-Bericht zufolge hatten 98 der dokumentierten Vorfälle und Straftaten einen rechtsextremen oder rechtspopulistischen Hintergrund. In 81 Fällen habe kein eindeutiger politischer oder weltanschaulicher Hintergrund festgestellt werden können, hieß es. 19 Fälle gehörten zum Bereich von Verschwörungserzählungen, seien jedoch politisch nicht eindeutig zuzuordnen. Insgesamt 30 der Fälle hätten einen direkten Bezug zur Corona-Pandemie gehabt.

Verschwörungsideologie In zwei Fällen habe es einen islamischen oder islamistischen Hintergrund gegeben, drei Fälle seien dem verschwörungsideologischen Milieu und einer der politischen Mitte zuzuordnen, hieß es weiter. Vorfälle mit linkem oder linksextremem, christlichem oder christlich- fundamentalistischem sowie antiisraelischem Hintergrund seien nicht verzeichnet worden.

Von den 204 dokumentierten Vorfällen wurden 66 im Internet, 46 an unbekannten Tatorten und 35 auf der Straße erfasst. Der Bericht verzeichnet auch fünf Angriffe sowie jeweils elf Fälle gezielter Sachbeschädigungen und Gewaltandrohungen.

Dervis Hizarci vom Trägerverein der Fachstelle sagte, Antisemitismus bleibe »ein großes und sehr ernst zu nehmendes Problem«. Antisemiten und Rechtsextreme verlören immer mehr die Scham, ihren Hass auch zu äußern. Dies sei eine große Gefahr. Die dokumentierten Fälle und Zahlen böten zudem nur einen groben Einblick in die Problematik. Auch Antisemitismus in muslimischen und migrantischen Milieus habe sich bisher noch kaum in den Statistiken niedergeschlagen.

Dunkelfeld Felix Klepzig, Referent der Fachstelle, sagte, mit der am Montag gestarteten Meldeplattform im Internet solle das Dunkelfeld stärker erhellt und Antisemitismus sichtbarer gemacht werden. Schneider betonte, es sei ein »unverrückbares Anliegen der Landesregierung«, Jüdinnen und Juden in Brandenburg ein Leben ohne Furcht vor Anfeindungen und Übergriffen zu ermöglichen. Antisemitismus dürfe niemandem egal sein. Jüdisches Leben gehöre seit jeher zu Brandenburg.

Hizarci sagte, die meisten im Bericht erfassten Fälle seien von der Polizei dokumentiert worden. Nur wenige der Polizeimeldungen seien nicht berücksichtigt worden, weil der antisemitische Hintergrund nicht nachvollziehbar gewesen sei. Der Monitoring-Bericht überschneidet sich damit im Wesentlichen mit der Polizei-Statistik. Ergänzend seien unter anderem eigene Recherchen und Hinweise von Betroffenen aufgenommen worden, hieß es.

Die brandenburgische Fachstelle Antisemitismus wurde 2019 gegründet. Trägerverein ist seit 2022 die Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus. Die Fachstelle kooperiert auch mit dem Verein Opferperspektive. epd

Thüringen

Verfassungsschutzchef warnt vor islamistischen Anschlägen gegen jüdische und israelische Einrichtungen

Kramer: Wir müssen davon ausgehen, dass die Hemmschwelle weiter sinken wird, auch gewalttätig zu werden

 13.06.2025

Gerhard Conrad

»Regime Change im Iran wäre noch wichtiger als die Zerstörung der Atomanlagen«

Der Ex-BND-Geiselunterhändler und Nahostexperte zum israelischen Militärschlag gegen den Iran und die Konsequenzen für den Nahen Osten

von Michael Thaidigsmann  13.06.2025

Gespräch

Beauftragter Klein: Kirche muss Antijudaismus aufarbeiten

Der deutsche Antisemitismusbeauftragte Felix Klein kritisiert die Heiligsprechung des Italieners Carlo Acutis. Ihm geht es um antijüdische Aspekte. Klein äußert sich auch zum christlich-jüdischen Dialog - und zum Papst

von Leticia Witte  13.06.2025

Schlag gegen Iran

Ein notwendiger Schritt

Israel hat alles Recht der Welt, sich gegen das iranische Atomprogramm zu wehren. Teheran darf niemals in den Besitz von Atomwaffen gelangen. Ein Kommentar von Philipp Peyman Engel

von Philipp Peyman Engel  13.06.2025

Angriff auf Iran

Dobrindt hält Israels Angriff für richtig

Die Operationen seien Israels Sicherheit dienlich, sagt der deutsche Innenminister. Die Sicherheitsbehörden wappnen sich für mögliche Folgen in Deutschland

 13.06.2025

Bundesregierung

»Das Ziel muss sein, dass Iran keine Nuklearwaffen entwickelt.«

Regierungssprecher Stefan Kornelius äußerte sich in Berlin zum israelischen Angriff auf Ziele im Iran und dem Recht Israels auf Selbstverteidigung

 13.06.2025

Schlag gegen Iran

Israelische Botschaften geschlossen

Der Krieg zwischen Israel um dem Iran hat Folgen in Berlin und anderen Hauptstädten. Die diplomatischen Vertretungen des jüdischen Staates arbeiten aus Sicherheitsgründen nicht

 13.06.2025

USA

Trump droht Iran mit »noch brutaleren Angriffen«

Nach den Angriffen Israels hat Präsident Donald Trump das Regime in Teheran aufgefordert, jetzt einem neuen Atomdeal zuzustimmen

 13.06.2025

Iran

Kronprinz Pahlavi will Sturz von Chamenei

Reza Pahlavi ruft zu Straßenprotesten und landesweiten Streiks in der Islamischen Republik auf

von Nicole Dreyfus  13.06.2025