Schönefeld

Leichnam von Jamshid Sharmahd in der Bundesrepublik angekommen

Die undatierte Aufnahme zeigt den Deutsch-Iraner Djamshid Sharmahd vor einem Teheraner »Revolutionsgericht«. Foto: picture alliance/dpa

Mehr als drei Monate nach seiner Hinrichtung im Iran sind die sterblichen Überreste des deutsch-iranischen Staatsbürgers Jamshid Sharmahd nach Deutschland überführt worden. Nach Angaben der NGO »Háwar« kam der Leichnam am Morgen am BER-Flughafen im brandenburgischen Schönefeld an. Der Organisation zufolge hat die Staatsanwaltschaft Cottbus eine Autopsie angeordnet.

Der Fall um Jamshid Sharmahd hatte seit dem Sommer des Jahres 2020 in der ganzen Welt für Entsetzen gesorgt. Damals wurde der Doppelstaatsbürger, der in den USA lebte, während einer Reise aus Dubai in den Iran verschleppt. Vor knapp zwei Jahren wurde er wegen angeblichen Terrors zum Tode verurteilt und am Morgen des 28. Oktober 2024 hingerichtet.

Auch seine Tochter Gazelle Sharmahd setzte sich immer wieder für ihren Vater ein, um sein Leben zu retten. Sie warf dem Auswärtigen Amt in Berlin Untätigkeit vor. Als Außenministerin Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen) nach der Hinrichtung die iranischen Konsulate schließen ließ und die dort tätigen iranischen Diplomaten auswies, fragte Gazelle Sharmahd, warum entsprechende Schritte erst eingeleitet wurden, als es zu spät gewesen sei.

Keine klaren Antworten

Im Dezember erklärte die Tochter in einem Interview der Jüdischen Allgemeinen: »Alles, was ich bekommen habe, waren Beileidsbekundungen. Die Bundesregierung hat nie kapiert, dass wir es hier mit Geiselnehmern zu tun haben. Oder sie hat es kapiert, wollte aber nicht entsprechend handeln.«

Lesen Sie auch

Heute schrieb Gazelle Sharmahd in sozialen Medien, sie wisse nicht, ob die sterblichen Überreste ihres Vaters wirklich in der Bundesrepublik angekommen seien. Klare Antworten auf ihre diesbezüglichen Fragen habe sie weder in den USA noch aus Berlin erhalten.

»Ich habe dir versprochen (...), dass ich dich nach Hause bringen werde«, schrieb Gazelle Sharmahd. »Und wenn das, was in diesem Sarg liegt, wirklich du bist, dann kann ich nur sagen: Baba, ich habe mein Versprechen gehalten. Aber ich habe es auf Kosten deines Lebens gehalten.«

Einsatz für Verfolgte

»Ich erschaudere bei dem Gedanken, was die bevorstehende Autopsie über das unvorstellbare Leid enthüllen wird, das du während deiner 1651 Tage als Geisel im Iran ertragen musstest«, schrieb sie. Die in Kalifornien lebende Frau warf der »deutschen Staatsanwaltschaft« vor, dass die Entführung und der Mord ihres Vaters nicht als Verbrechen gegen die Menschlichkeit geahndet werde.

Laut Háwar setzte sich Jamshid Sharmahd jahrelang für Menschenrechte und politisch Verfolgte in Iran ein. Gemeinsam mit seiner Tochter habe die NGO für seine Freilassung gekämpft und sich dann für die Überführung seines Leichnams eingesetzt. Nun fordert sie eine lückenlose Aufklärung der Todesumstände.

Das Teheraner Regime hatte wenige Tage nach Sharmahds Hinrichtung plötzlich erklärt, der 69-Jährige sei an einem Schlaganfall gestorben. Dies glaubt in Europa niemand. im

Fernsehen

»Mord auf dem Inka-Pfad«: War der israelische Ehemann der Täter?

Es ist einer der ungewöhnlichsten Fälle der deutschen Kriminalgeschichte. Die ARD packt das Geschehen nun in einen sehenswerten True-Crime-Vierteiler

von Ute Wessels  30.04.2025

Nahost

Heftige Gefechte in Syrien: Erneut mehrere Tote. Jetzt schaltet sich Israel ein

Eine Tonaufnahme löst in Syrien erneut eine Welle der Gewalt aus. Mehrere Menschen werden getötet

von Amira Rajab, Nehal ElSherif  30.04.2025

Bergen-Belsen

Die Lebenden und die Toten

Das Lager war ein Ort des Sterbens, doch hier wurden auch Menschen geboren. Überlebende, Angehörige und sogenannte DP-Babys trafen sich nun zum gemeinsamen Gedenken. Unsere Autorin war dabei

von Amie Liebowitz  30.04.2025

Joshua Schultheis

Lieber Friedrich Merz!

Der künftige Kanzler steht vor einer historischen Aufgabe im Umgang mit den Juden und mit Israel. Unser Autor hat ihm einen Brief geschrieben

von Joshua Schultheis  30.04.2025

Prozess

Terror-Unterstützerin kommt mit Verwarnung davon

Aitak Barani hatte kurz nach dem 7. Oktober 2023 die Massaker der Hamas als »gelungene Widerstandsaktion« bezeichnet. Dafür bekam sie vom Amtsgericht Frankfurt eine Geldstrafe - die sie aber vorerst nicht zahlen muss

 30.04.2025

20 Jahre Holocaust-Mahnmal

Tausende Stelen zur Erinnerung - mitten in Berlin

Selfies auf Stelen, Toben in den Gängen, Risse im Beton - aber auch andächtige Stille beim Betreten des Denkmals. Regelmäßig sorgt das Holocaust-Mahnmal für Diskussionen. Das war schon so, bevor es überhaupt stand

von Niklas Hesselmann  30.04.2025

Bern

Schweizer Juden reagieren auf Verbot der Terrororganisation Hamas

Deutschland hat die Terrororganisation schon kurz nach dem Angriff vom 7. Oktober 2023 verboten. Die Schweiz zieht jetzt erst nach

 30.04.2025

Den Haag

USA rechtfertigen vor UN-Gericht Israels Blockade humanitärer Hilfe

Israel habe ein berechtigtes Sicherheitsinteresse, sagt der Rechtsvertreter aus Washington D.C.

 30.04.2025

Regierung

Mit Davidstern ins Kabinett

Karin Prien wird Deutschlands erste Bundesministerin mit jüdischen Wurzeln. Erst seit wenigen Jahren spricht die CDU-Politikerin öffentlich über ihre Familiengeschichte

von Michael Thaidigsmann  30.04.2025