Interessensverband

Lehrer: Holocaust sollte Pflichtthema im Deutschunterricht werden

Die Schoa soll nicht nur im Geschichtsunterricht Thema sein, sondern auch im Fach Deutsch, fordert der Interessensverband der Deutschlehrer. Foto: IMAGO/Rainer Weisflog

Der Befund ist nicht neu: Das Wissen über die Schoa unter jungen Menschen geht zurück – obwohl das Thema mittlerweile einen festen Platz im Geschichtsunterricht an Schulen hat. Das hängt auch damit zusammen, dass es nur noch wenige Zeitzeugen gibt.

Jetzt haben die im Deutschen Germanistenverband organisierten Deutschlehrer dazu aufgerufen, die in Deutschland viel beschworene Erinnerungskultur breiter zu verankern und auch in den Deutschunterricht zu integrieren. In einem am Montag veröffentlichten Positionspapier für die Kultusministerkonferenz (KMK) fordert der Fachverband eine verpflichtende »Beschäftigung mit Holocaustliteratur in den Kerncurricula und Lehrplänen für das Fach Deutsch in allen Schulformen«.

Nicht nur klassische Zeitzeugenberichte und Bücher wie beispielsweise das Tagebuch der Anne Frank, sondern auch Comics, Graphic Novels und Filme sollen Schülern künftig verstärkt »multiperspektivische Zugänge« eröffnen, wobei fiktionale Werke ebenfalls einbezogen werden sollten, fordern die Deutschlehrer.

Es bestehe ansonsten die Gefahr, so die Interessensvertretung der Lehrerschaft, dass das Menschheitsverbrechen an den Juden in Vergessenheit gerate. »Dringlichkeit und Eile sind geboten, weil zahlreiche erschreckende Ereignisse und Geschehnisse, nicht erst seit der Jahrtausendwende, die Gefahren von Verdrängen und Vergessen in bedrohlicher Deutlichkeit dokumentieren.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Zwar würde der KMK-Beschluss »Erinnern für die Zukunft« von 2014 zahlreiche Ziele, Grundsätze und Formen des Erinnerns bereits berücksichtigen. Er blende aber aus, dass das Erinnern nicht nur Thema für den Geschichtsunterricht sei, sondern »dezidiert auch Teil sprachlich-literarischer sowie medialer Bildung.«

In der Kombination von Erinnern und Erzählen und der Auseinandersetzung mit literarischen Inszenierungsmustern lägen große Chancen für Lernprozesse. Die Beschäftigung mit fiktionalen und faktualen Zeugnissen sowie neuen medialen Formen der Erinnerung müsse deshalb verbindlich im schulischen Bildungsplan, vor allem auch für das Fach Deutsch, verankert werden. Da alle Menschen die Schule besuchten, sei deren Beitrag zur Erinnerungskultur nicht zu überschätzen sind.

Rüdiger Mahlo, Repräsentant der Jewish Claims Conference in Deutschland, lobte den Vorstoß der Deutschlehrer. »Wir unterstützen das«, sagte er der »Bild«-Zeitung. Es gebe einen »erschreckenden Mangel an Wissen über die Schoa, gerade bei der jüngeren Generation«, so Mahlo. mth

Meinung

Die Schweiz hat die richtigen Konsequenzen aus den Terrorvorwürfen gegen die UNRWA gezogen - anders als Berlin

Ein Kommentar von unserer Redakteurin Nicole Dreyfus

von Nicole Dreyfus  25.04.2024

Berlin

JSUD fordert Abbruch der diplomatischen Beziehungen mit Teheran

»Ohne den Iran hätte der 7. Oktober nicht passieren können«, sagt die Vorsitzende Hanna Veiler

 25.04.2024

Virginia

Biden: »Dieser unverhohlene Antisemitismus ist verwerflich und gefährlich«

US-Präsident Biden verurteilt antiisraelische Proteste an Universitäten

 25.04.2024

Terror

Argentinien schreibt Irans Innenminister zur Fahndung aus

Er war offenbar 1994 an dem Bombenanschlag 1994 auf das jüdische Gemeindezentrum Amia beteiligt

 25.04.2024

Oranienburg

Mehr antisemitische Vorfälle in Gedenkstätte Sachsenhausen

»Geschichtsrevisionistische Tabubrüche und Grenzverschiebungen von rechts« werden registriert

 25.04.2024

USA

Antiisraelische Proteste an US-Unis weiten sich aus

Auch in Texas und Kalifornien kommt es zu Festnahmen

 25.04.2024

Berlin

Ausstellung im Haus der Wannsee-Konferenz beschädigt

Kuratorin: «Auffällig, dass ausgerechnet Plakate zum israelbezogenen Antisemitismus beschädigt wurden«

 24.04.2024

Kommentar

AfD in Talkshows: So jedenfalls nicht!

Die jüngsten Auftritte von AfD-Spitzenpolitikern in bekannten Talk-Formaten zeigen: Deutsche Medien haben im Umgang mit der Rechtsaußen-Partei noch viel zu lernen. Tiefpunkt war das Interview mit Maximilian Krah bei »Jung & Naiv«

von Joshua Schultheis  24.04.2024

Umfrage

Studie: Für die meisten muslimischen Schüler ist der Koran wichtiger als deutsche Gesetze

Fast die Hälfte der Befragten will einen islamischen Gottesstaat

 22.04.2024