Ravensbrück

KZ-Gedenkstätte erhält 207 Interviews mit Überlebenden

Die »Frauengruppe« des Künstlers Willi Lammert steht an der »Mauer der Nationen« auf dem Gelände der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück. Foto: picture alliance/dpa

Die Filmemacherin und Grimme-Preisträgerin Loretta Walz hat der Gedenkstätte Ravensbrück in Brandenburg 207 audiovisuelle Interviews mit Überlebenden aus drei Konzentrationslagern übergeben. Nach mehreren Teillieferungen befindet sich die Sammlung mit mehr als 800 Stunden Filmmaterial, rund 800 Fotos und zahlreichen Schriftdokumenten nun vollständig und digital aufbereitet in der Gedenkstätte in Fürstenberg/Havel. Das teilte die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten am Mittwoch in Potsdam mit.

Die Interviews sollen in die Sammlungsdatenbank der Gedenkstätte aufgenommen, verschlagwortet und transkribiert werden, damit sie für Recherchen und in der Vermittlungsarbeit insbesondere bei Seminaren und mehrtägigen Formaten genutzt werden können. »Die vielen interviewten Frauen und die wenigen Männer haben über ihr Leben und die qualvolle Zeit ihrer Haft gesprochen, weil sie wollten, dass ihre Erinnerungen erhalten bleiben«, sagte Walz.

Interviews aus 30 Jahren

Im Zeitraum von 30 Jahren - von 1982 bis 2012 - hat Walz Interviews mit 191 Frauen, die in den Konzentrationslagern Ravensbrück, Lichtenburg und Moringen inhaftiert waren, und mit 16 Überlebenden des Männerlagers in Ravensbrück geführt und filmisch dokumentiert. Zu den Überlebenden aus der Bundesrepublik und Westeuropa kamen ab 1990 auch Überlebende aus der ehemaligen DDR und aus Osteuropa hinzu.

Die Tatsache, dass Überlebende der Konzentrationslager eines Tages nicht mehr berichten können, präge die Diskussion um die Vermittlungsarbeit in den KZ-Gedenkstätten seit Jahrzehnten, sagte die Leiterin der Gedenkstätte, Andrea Genest. Die dokumentierten Gespräche seien daher »ein unermesslicher Schatz« für die Gedenkstätte. »Die von Loretta Walz gefilmten Interviews mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen können gerade jungen Menschen eine Vergangenheit, die für sie fern gerückt ist, auf eindringliche Weise nahebringen.«

Größtes deutsches Frauen-KZ

In Ravensbrück bei Fürstenberg/Havel ließ die SS 1939 das größte deutsche Frauen-Konzentrationslager errichten. 1941 wurde ein Männerlager, 1942 das »Jugendschutzlager Uckermark« angegliedert. 1959 wurde die »Nationale Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück« als eine der drei KZ-Gedenkstätten der DDR eröffnet. 1993 wurde die Gedenkstätte Teil der Stiftung brandenburgische Gedenkstätten und eröffnete 2013 die Gedenkstätte im Beisein von Überlebenden die Dauerausstellung »Das Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück - Geschichte und Erinnerung«.

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