Einspruch

Krise in Kairo

Ägypten ist nackt. Die heftige Auseinandersetzung über das freizügige Foto der Bloggerin Aliaa Magda Elmahdy ist wie eine Metapher für das ganze Land. Ägypten ist bloßgestellt ohne Mubaraks Blendwerk: wirtschaftlich am Abgrund, militärisch bedeutungslos, zerrissen zwischen dem Wunsch nach Freiheit und dem Sog ins Gestern. Eine Frau, die sich nackt zeigt im Protest gegen den Muff aus Islamismus und panarabischen Träumen – und damit in Israel Solidaritätsbekundungen auslöst, während sich in der Heimat selbst Liberale distanzieren müssen. Wegen Verletzung der Moral, Beleidigung des Islam und Aufruf zur Unzucht droht ihr Haft.

Arabischer Frühling Die Rivalität zwischen Kopten und Muslimen, anti-israelische Ausschreitungen, blutige Unruhen auf dem Tahrir-Platz – Ägypten, so scheint es, ist seit Beginn des Arabischen Frühlings nicht wirklich vorangekommen. Und für Israel ist der kalte Frieden brüchig geworden, weil niemand weiß, wer in Ägypten welche Kräfte mit welchen Zielen unter Kontrolle hat – oder auch nicht.

Dennoch kann sich die einzige Demokratie im Nahen Osten nicht darauf verlassen, dass sie Ruhe vor ihren schwierigen Nachbarn hat, weil korrupte Despoten dort das Volk unterdrücken. Zumal die nach außen hin beherrschbaren Diktaturen wie jene von Kairo selbst es waren, die nach innen alles getan haben, um im Hass auf Israel für die unzufriedenen Bürger ein Ventil zu haben, das man öffnen und schließen kann. Insofern sind die Unruhen von Kairo zwar ein bitterer Rückschlag für alle, die hofften, Wohlstand und Demokratie würden nach dem Ende Mubaraks von selbst einkehren. Aber diese Hoffnungen waren ohnehin naiv.

Der Weg ist schwer, er ist riskant, aber er ist der einzig richtige. Auch aus israelischer Sicht. Denn so ganz nebenbei spüren die Ägypter in diesen Tagen erneut, dass ihr Problem nicht Israel heißt, sondern Ägypten.

Der Autor ist Chef vom Dienst beim Kölner Stadtanzeiger.

Senat

Mehrere Berliner Abgeordnete verlassen Linkspartei

Wegen eines Antisemitismus-Streits kehren einige Politiker der Linkspartei den Rücken - auch der ehemalige Senator Klaus Lederer

 23.10.2024

Straßburg

Alle Klarheiten beseitigt

Der Streit über EU-Gelder für die Palästinenser und die UNRWA entzweit das Europäische Parlament

von Michael Thaidigsmann  23.10.2024

USA/Israel

FBI übernimmt Ermittlungen nach Geheimdienstleck

Dokumente über Israels Vorbereitungen für einen Angriff gegen den Iran gelangten an die Öffentlichkeit. Wer steckt dahinter?

 23.10.2024

Washington D.C.

Trump wollte »Militärs wie Hitlers Generäle«

Sein ehemaliger Stabschef John Kelly erinnert sich an höchst problematische Aussagen

 23.10.2024

Herta Müller

»Das Wort ›Märtyrer‹ verachtet das Leben schlechthin«

Die Literaturnobelpreisträgerin wurde mit dem Arik-Brauer-Publizistikpreis ausgezeichnet. Wir dokumentieren ihre Dankesrede

von Herta Müller  23.10.2024

Dokumentation

»Eine Welt ohne Herta Müllers kompromisslose Literatur ist unvorstellbar«

Herta Müller ist mit dem Arik-Brauer-Publizistikpreis ausgezeichnet worden. Lesen Sie hier die Laudatio von Josef Joffe

von Josef Joffe  23.10.2024

Antisemitismus

Auch in Halle Stolpersteine gestohlen

In Halle wurden ebenfalls Stolpersteine aus dem Boden gebrochen

 22.10.2024

USA

Israelfeindliche Gruppen an Unis werden immer radikaler

Auch an der Columbia University ist die Situation alarmierend

von Imanuel Marcus  22.10.2024

Umfrage

Grüne am ehesten für Waffenexporte nach Israel

Die Mehrheit der Deutschen lehnt Waffenlieferungen an den jüdischen Staat jedoch ab

 22.10.2024