Die Antisemitismusbeauftragte des Landes Nordrhein-Westfalen, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, appelliert an die Verantwortlichen von Twitter, Anfragen von Behörden zu Antisemitismus angemessen zu behandeln. Auch ihre Behörde habe auf eine Anfrage an die Adresse press@twitter.com zum Phänomen wachsender antisemitischer Äußerungen auf dem Mikrobloggingdienst als Antwort lediglich ein Fäkalien-Emoji erhalten, erklärte Leutheusser-Schnarrenberger am Dienstag in Düsseldorf.
Am Sonntag hatte Twitter-Inhaber Elon Musk auf der Plattform angekündigt, künftig alle Presseanfragen mit einem Kothaufen-Emoji zu beantworten.
Fragwürdig Twitters Chef-Etage scheine sich der Lage auf der eigenen Plattform nicht bewusst zu sein, wenn nun auch Presseanfragen oder Anliegen staatlicher Stellen mit Klamauk beantwortet würden, kritisierte die NRW-Beauftragte. »Ich fordere die Unternehmensführung auf, sich dem Thema Antisemitismus auf der Plattform anzunehmen und ihrer Verantwortung gerecht zu werden.« Dazu gehöre auch, erreichbare Ansprechpartner zu benennen und die Content-Moderation nicht ausschließlich fragwürdigen Automatismen zu überlassen.
Leutheusser-Schnarrenberger sprach von einer ernsten Lage in den Social Media Diensten. »Antisemitische Inhalte auf Social-Media-Plattformen nehmen auch nach der Corona-Pandemie weiter zu.« Nur mit rechtlichen Regelungen allein sei dem Phänomen nicht zu begegnen. »Auch mit den Plattformen müssen wir in den intensiven Dialog gehen. Das ist bislang sehr zäh.« epd