Nahost

»Kluge Stimme«

Soll die Wogen glätten: Daniel Shapiro Foto: Getty

Er gilt als die allererste Anlaufstelle im Weißen Haus, wenn eine jüdische Organisation eine Frage, ein Problem oder ein Anliegen hat: Daniel Shapiro, der beim National Security Council des US-Präsidenten die Abteilung für den Nahen Osten leitet. Nun wird der 41-Jährige auch dorthin übersiedeln: US-Präsident Barack Obama hat Shapiro zum Botschafter der Vereinigten Staaten in Israel ernannt. Der orthodoxe Jude wird den Posten in Tel Aviv zu Ende Juni antreten. Obama kündigte die Nominierung im Mai vor dem American Israel Public Affairs Committee (AIPAC) an.

grenzen Gerade in den vergangenen Monaten musste Shapiro, der fließend Hebräisch und ein wenig Arabisch spricht, öfter nach Israel reisen, um zwischen den verhärteten Fronten der Regierungen zu vermitteln – zum Beispiel, nachdem Obama in seiner Grundsatzrede von einem möglichen Frieden in den »Grenzen von 1967« gesprochen hatte.

Seit 2007 arbeitet Shapiro für Obama; während der Wahlkampagne war er zunächst Fundraiser, ein Jahr später der Ansprechpartner für jüdische Gruppen. »Dan kennt Israel sehr gut«, sagt William Daroff von der Jewish Federations of North America, »er hat tiefe Wurzeln in der amerikanisch-jüdischen Gemeinschaft und arbeitet gut mit all den wichtigen Machern in der Region zusammen«.

Rabbi Steve Gutow, der Präsident des Jewish Council for Public Affairs, nennt ihn eine »kluge Stimme und einen aufgeschlossenen Verbindungsmann zwischen der jüdischen Gemeinschaft und dem Weißen Haus«.

David Harris, Präsident des National Jewish Democratic Council, hält Shapiro für die »perfekte Person«, den wichtigen Botschafterposten einzunehmen. Auch Alan Solow, Vorsitzender der eher konservativen Conference of Presidents of Major American Jewish Organizations, hält ihn für eine »ausgezeichnete Wahl«.

schriftstellerin Shapiro stammt aus dem US-Bundesstaat Illinois, seine Mutter Elizabeth ist Schriftstellerin, sein Vater Michael Englischprofessor. Schon früh interessierte sich der Sohn für Israel; seine Eltern nahmen ihn zum ersten Mal dorthin mit, als er vier Jahre alt war, ausgerechnet, als der Jom-Kippur-Krieg ausbrach.

Noch heute erinnert er sich an das Heulen der Luftschutzsirenen. 1988, als Student, verbrachte er ein ganzes Jahr in Israel. Er studierte Judaismus an der Brandeis University und Politikwissenschaft in Harvard. Obwohl Shapiro Demokrat ist, gehören er und seine Frau Julie der konservativen Kongregation Adas Israel in Washington, D.C., an.

Daniel Shapiro arbeitete unter anderem für die kalifornische Senatorin Dianne Feinstein, ebenfalls Demokratin, und im Foreign Affairs Committee, dem Ausschuss für Außenpolitik. Und er beriet Präsident Bill Clinton in juristischen Fragen. Nun dürfte er seinen Traumjob gefunden haben.

Berlin

Erinnerungskultur per App: Wo die Nazis Verbrechen verübten

Im kommenden Jahr jährt sich das Ende der NS-Diktatur zum 80. Mal. Ein digitaler Atlas soll deutlich machen, an wie vielen Orten die Nationalsozialisten Unrecht begingen

von Verena Schmitt-Roschmann  09.12.2024

London

10.000 Menschen bei Protestmarsch gegen Antisemitismus

Einer der Organisatoren weist auf die Gefahr der »globalisierten Intifada« hin

 09.12.2024

Porträt

Wer ist der Mann, der Assad gestürzt hat?

Abu Mohammed al-Golani hat sich oft gewandelt. Der Anführer des Aufstandes, der der jahrzehntelangen Diktatur der Familie Assad in Syrien binnen Tagen ein Ende setzte, hat jahrelang an seinem Image gearbeitet

von Kareem Chehayeb  08.12.2024

Hintergrund

Tass: Assad und Familie in Moskau 

Seit 2015 unterstützte Russland den syrischen Machthaber Assad militärisch, hielt ihn im Amt – und bekam zum Dank Militärbasen im Land. Nun gewährt ihm Moskau auch noch Zuflucht

 08.12.2024

Zusammenfassung

Islamisten übernehmen Kontrolle über Damaskus - Assad flieht

Seit mehr als 13 Jahren dauert der Bürgerkrieg in Syrien an. Nun geht es rasend schnell. Erst vor anderthalb Wochen starteten die Islamisten ihre Offensive - und scheinen ihr Ziel erreicht zu haben

 08.12.2024

Andreas Nachama

Gesine Schwan rechnet die Schoa gegen Israels Politik auf

Die SPD-Politikerin sollte die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit würdigen, doch ihre Rede geriet zur Anklage gegen Israel

von Rabbiner Andreas Nachama  07.12.2024

Debatte

Saarland verpflichtet alle Schüler zum Besuch von NS-Stätten

Eine Pflicht für Schüler zum Besuch von Gedenkstätten der NS-Zeit hat der saarländische Landtag auf den Weg gebracht. Künftig soll mindestens ein solcher Besuch in der Schullaufbahn stattfinden

von Matthias Jöran Berntsen  07.12.2024

Deutschland

Zentralratspräsident Josef Schuster: Halte AfD und BSW für gefährlich

Der Präsident des Zentralrats der Juden hat deutliche Worte für die AfD - aber auch für das BSW. Wie er auf die Neuwahlen im Februar blickt

von Leticia Witte  07.12.2024

Berlin

Bundesregierung teilt Völkermord-Vorwurf nicht

Eine »klare Absicht zur Ausrottung einer Volksgruppe« sei nicht erkennbar, heißt es

 06.12.2024