Berlin

»Keine Kompromisse im Kampf gegen Antisemitismus«

Bei der Bekämpfung von Antisemitismus will Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) keine Kompromisse zulassen. Antisemitismus sei heute »leider zu oft« in der Gesellschaft anzutreffen, er habe dort aber keinen Platz, sagte sie in ihrem wöchentlichen Video-Podcast. Menschen müssten immer wieder darauf hingewiesen werden, dass sie mit Judenfeindlichkeit grundlegende Werte des Grundgesetzes verletzten, sagte sie. Es gelte, »einfach klare Grenzen zu setzen«.

Wichtig sei auch, antisemitische Hasseinträge in den sozialen
Netzwerken wie Facebook zu löschen, sagte die Kanzlerin mit Blick auf entsprechende Vorstöße von Justizminister Heiko Maas (SPD). Sie selbst habe deswegen ebenfalls mit den Verantwortlichen von Facebook gesprochen.

flüchtlinge Sorgen wie etwa die des Präsidenten des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, vor wachsendem Antisemitismus seien ernst zu nehmen, erklärte Merkel weiter. Dies gelte auch in Hinblick auf jugendliche Flüchtlinge aus Ländern, in denen der Hass auf Israel und Juden verbreitet sei. Erwachsene müssten gegen antisemitische Äußerungen in Schulen oder andernorts vorgehen. Merkel sprach in diesem Zusammenhang von einer »großen Aufgabe«.

Die Kanzlerin äußerte sich kurz auch zu der Ausstellung »Kunst
aus dem Holocaust« mit rund 100 Werken aus der Gedenkstätte Yad Vashem, die am Montag im Deutschen Historischen Museum in Berlin eröffnet wird. Dass die israelische Gedenkstätte die Exponate zur Verfügung gestellt habe, wertete Merkel als Vertrauensbeweis. Die Schau erinnere an die immerwährende Verantwortung der Deutschen für die Schoa, sagt sie. Es sei wichtig, dass sich jede Generation mit der deutschen Geschichte befasse.

nationalsozialismus Merkel plädierte zudem dafür, jungen Menschen zu zeigen, welchen Beitrag Juden zur Wissenschaft, zur Kultur und zur wirtschaftlichen Entwicklung Deutschlands geleistet haben. Wenn sie sich ansehe, was das Land durch den Nationalsozialismus an jüdischem Leben verloren habe, sei das »ein großer Schmerz«, sagte sie: »Umso mehr heißt es heute, jüdisches Leben willkommen zu heißen, Antisemitismus zu bekämpfen und hier auch keine Kompromisse zuzulassen.«

Das Podcast-Interview mit der Bundeskanzlerin führte Oren Osterer, der ehemalige Geschäftsführer und Chef des Organisationskomitees der EMG 2015 in Berlin: »Das Bundespresseamt hat mich angefragt. Ich habe sofort zugesagt, die Kanzlerin zum ersten Mal persönlich getroffen. Sie wirkte auf mich sehr engagiert, freundlich und ausgeglichen.« epd/ja

Kommentar

Den Nachkommen der Schoa-Opfer kaltschnäuzig und nassforsch die Leviten gelesen

Ausgerechnet zum 60. Jubiläum der deutsch-israelischen Beziehungen kritisiert die ARD-Korrespondentin Sophie von der Tann die Kriegsführung in Gaza, und das auch noch, ohne die Hamas zu erwähnen

von Esther Schapira  16.05.2025

Nahost-Diplomatie

Medien: Syrien und Israel führen indirekte Gespräche. Trump: »Al-Sharaa ist ein starker Typ«

Der US-Präsident forciert bei seinem Nahostbesuch die Idee weiterer Abraham-Abkommen mit Israel - auch Syrien soll Interesse signalisiert haben

 16.05.2025

Justiz

Ankläger von Weltstrafgericht tritt zurück

Chefankläger Karim Khan wird des sexuellen Missbrauchs beschuldigt

 16.05.2025

Interview

»Es hätte viel kürzer und klarer sein müssen«

Peter Neumann über das AfD-Gutachten des Verfassungsschutzes, die internationale Debatte darüber und ein mögliches Verbotsverfahren gegen die rechtsextreme Partei

von Nils Kottmann  16.05.2025

Gedenken

Sinti und Roma erinnern an Widerstand in Auschwitz-Birkenau

An diesem Tag sollte der Lagerabschnitt B II e, das sogenannte »Zigeunerlager«, in dem Tausende von Sinti und Roma inhaftiert waren, aufgelöst und sämtliche Häftlinge in den Gaskammern ermordet werden

 16.05.2025

Interview

»Außenpolitik geht nicht mit Belehrungen«

Der Bundestagsabgeordnete Armin Laschet (CDU) über die Nahostpolitik der neuen Bundesregierung, deutsche Geiseln in Gaza und die Zukunft der Abraham Accords

von Joshua Schultheis  16.05.2025

Berlin

»Die rohe Gewalt der Demonstranten erschüttert mich«

Josef Schuster, der Präsident des Zentralrats der Juden, verurteilt Angriffe gegen Polizisten bei israelfeindlicher Kundgebung

von Imanuel Marcus  16.05.2025

Tel Aviv/Ravensburg

Ricarda Louk kämpft für das Andenken an ihre Tochter Shani

Am 7. Oktober 2023 wollte Ricarda Louks Tochter mit anderen jungen Menschen tanzen und feiern – dann kam das Massaker der Hamas. Vor einem Jahr wurde Shanis Leiche gefunden. So geht es ihrer Familie heute

 16.05.2025

Berlin

Polizist von Israelhassern beinahe zu Tode geprügelt – 56 Festnahmen bei »propalästinensischer« Demonstration

Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) verurteilt die Tat und die bei der Kundgebung verbreitete »antisemitische Hetze«

von Imanuel Marcus  16.05.2025 Aktualisiert