Antisemitismus

»Kein rein ostdeutsches Phänomen«

Zentralratspräsident Schuster: Judenfeindlichkeit findet sich in allen Bundesländern

 14.09.2018 10:15 Uhr

Zentralratspräsident Josef Schuster Foto: dpa

Zentralratspräsident Schuster: Judenfeindlichkeit findet sich in allen Bundesländern

 14.09.2018 10:15 Uhr

Judenfeindlichkeit ist nach Ansicht des Präsidenten des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, kein rein ostdeutsches Phänomen. Man finde Antisemitismus in allen deutschen Bundesländern, auch in Bayern, sagte Schuster am Freitag dem Bayerischen Rundfunk (BR).

Als Beispiel nannte er den Fall einer Abiturientin in Nürnberg. Diese habe im Unterricht zu hören bekommen, dass die Gründung des Staates Israel eine willkürliche Entscheidung gewesen sei.

schulen Um gegen die Anfeindung von Juden stärker vorzugehen, müsse man bereits im Kindes- und Jugendalter ansetzen, sagte Schuster. So dürfe man das Judentum in den Schulen nicht nur »als Opferrolle des Nationalsozialismus darstellen«, sondern müsse auch darauf hinweisen, wie lange Juden in Deutschland schon ihre Beiträge zum wissenschaftlichen und kulturellen Leben leisten.

Es gebe sehr viele Lehrbücher, die das Thema Judentum nur sehr rudimentär aufzeichnen, kritisierte Schuster. Das Judentum beschränke sich jedoch bekanntermaßen nicht auf die Zeit zwischen 1933 und 1945. »Es gab jüdisches Leben in Deutschland viele Jahrhunderte davor, und es gibt es glücklicherweise heute wieder.«

Um Antisemitismus zu erkennen, müsse man außerdem genau hinsehen, so Schuster weiter. Man könne beispielsweise an Entscheidungen der israelischen Regierung durchaus Kritik üben, dürfe dabei aber nicht ein ganzes Volk zur Verantwortung ziehen.

zahlen In ostdeutschen Bundesländern lag die Zahl judenfeindlicher Straftaten in den Jahren 2010 bis 2018 zwar deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Im Durchschnitt waren es in Thüringen pro 100.000 Einwohner 29,8 Delikte, in Sachsen-Anhalt 23,8 und in Brandenburg 28,7.

Doch auch in den übrigen Bundesländern sind judenfeindliche Übergriffe weit verbreitet. In Nordrhein-Westfalen etwa liegt die Zahl der Delikte bezogen auf die Einwohnerzahl bei 12,7. In Bayern lag die Zahl der Straftaten je 100.000 Einwohner im vergangenen Jahr bei 9,4, in Baden-Württemberg bei 8,8 und in Rheinland-Pfalz bei 8,3. epd/ja

Konferenz

Vertreter jüdischer Organisationen tagen in Berlin

Auf dem »Fifth Summit of European Jewish Leaders« wird auch der israelische Diaspora-Minister Amichai Chikli erwartet

von Imanuel Marcus  23.03.2023

90. Jahrestag

Ermächtigungsgesetz war »Totenschein der ersten deutschen Demokratie«

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier warnt vor »einer Politik der Lügen« und ruft zu gegenseitigem Respekt auf

 23.03.2023

Diplomatie

Nein, danke

Warum die Regierung in Jerusalem vom EU-Außenbeauftragten Josep Borrell zurzeit nichts wissen will

von Michael Thaidigsman  23.03.2023

Einspruch

Als Jüdin im Visier

Andrea M. Jarach sieht bei der italienischen Regierung eine Mitschuld an der Hetze gegen die Politikerin Elly Schlein

von Andrea M. Jarach  23.03.2023

Auschwitz Komitee

Twitter von antisemitischem Hass befreien

Es sei eine »alarmierende und bedrohliche Entwicklung«, dass sich dort judenfeindliche Hetze häuft

 23.03.2023

Meinung

An der Seite Israels

Trotz aller Kritik an der aktuellen Regierungspolitik: Jüdinnen und Juden stehen zum jüdischen Staat

von Josef Schuster  23.03.2023

FU Berlin

Knochenfunde werden beerdigt

Ein Teil der Gebeine könnte von Opfern nationalsozialistischer Verbrechen stammen

 22.03.2023

Erinnerung

Nach Verbot: Förderverein Buchenwald richtet sich neu aus

Eine Gästeführung zu Orten der NS-Geschichte in Weimar wird nun entwickelt

 22.03.2023

Erinnerung

Söder: »Im KZ Dachau ging jede Form von Menschlichkeit verloren«

»Der Schrecken breitete sich wie ein grausamer Prototyp aus«, so der Ministerpräsident

 22.03.2023