Parteien

Justiz prüft Äußerungen nach Neugründung von AfD-Jugend 

Foto: picture alliance / SvenSimon

Äußerungen aus einer Rede während des Gründungstreffens der AfD-Jugendorganisation Generation Deutschland haben die Gießener Staatsanwaltschaft auf den Plan gerufen.

Mit Blick auf die Aussagen, die der schleswig-holsteinische AfD-Jungpolitiker Kevin Dorow in seiner Bewerbungsrede für den Vorstand der Organisation am 29. November getätigt hatte, erklärte ein Sprecher der Behörde: »Der Vorfall ist der Staatsanwaltschaft bekannt.« Derzeit werde dieser unter dem Gesichtspunkt einer möglichen Strafbarkeit gemäß Paragraf 86a Strafgesetzbuch geprüft. 

In dem Paragrafen geht es um das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen. Der dafür vorgesehene Strafrahmen sei eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Weitere Auskünfte könnten wegen des frühen Verfahrensstandes derzeit nicht erteilt werden. Zuvor hatte der »Spiegel« über das Thema berichtet. 

Bei der Veranstaltung hatte Dorow, der in das Führungsgremium der AfD-Nachwuchsorganisation gewählt wurde, dazu aufgerufen, sich weder vom sogenannten Vorfeld noch »von denjenigen, die außerhalb der etablierten Parteistrukturen für dieselben Ziele kämpfen wie wir« zu distanzieren. Abgrenzung sei das Lieblingsspiel der Gegner.

Man müsse das Gegenteil tun und das sogenannte Overton-Fenster verschieben – gemeint ist damit eine Verschiebung des Sagbaren. »Wie es Björn Höcke vor wenigen Monaten rezitiert hat, Jugend muss durch Jugend geführt werden, und dieses Prinzip muss unser Leitstern sein«, sagte Dorow mit Blick auf den Thüringer AfD-Vorsitzenden. »Diese Jugendorganisation, liebe Freunde, wird die Speerspitze der jungen Rechten in Deutschland sein«, hatte Dorow hinzugefügt. »Jugend wird durch Jugend geführt« galt als Prinzip der sogenannten Bündischen Jugend in der Weimarer Zeit und später auch der Hitlerjugend.

Dorow schrieb der dpa auf Anfrage: »Ich nehme zur Kenntnis, dass es sich um Vorprüfungen handelt, nicht um ein Ermittlungsverfahren. Diese Vorprüfungen sehe ich gelassen, weil die zugrunde liegende Interpretation meiner Aussage weder inhaltlich noch rechtlich Bestand hat.« 

Der Ausspruch »Jugend muss durch Jugend geführt werden«, stamme aus der Wandervogelbewegung, also aus einer Zeit vor dem Nationalsozialismus und damit lange bevor die Hitlerjugend überhaupt existierte, schrieb Dorow. Diese frühmoderne Jugendbewegung habe sich als eigenständige, selbstverwaltete Jugendkultur verstanden. »Wer diesen Kontext ignoriert und stattdessen vorschnell NS-Bezüge konstruiert, verfälscht Geschichte. Ich sehe keinerlei Anlass, mich von dieser inhaltlich in keiner Weise verwerflichen Aussage zu distanzieren.«

Antisemitismus

Konzert-Comeback: Wie umgehen mit Xavier Naidoo?

Xavier Naidoo kehrt auf die großen Bühnen zurück. Ausverkaufte Hallen treffen auf Antisemitismus-Vorwürfe, anhängige Verfahren und eine umstrittene Entschuldigung - und auf die Frage, wie man heute dazu steht

von Stefanie Järkel, Jonas-Erik Schmidt  10.12.2025

Initiative

Bayerns Landtag will Yad-Vashem-Bildungszentrum in Freistaat holen

Die Idee hatte die Ampel-Koalition von Olaf Scholz: Eine Außenstelle der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Deutschland. Der Bayerische Landtag hat sich nun für einen Standort im Freistaat ausgesprochen

von Barbara Just  10.12.2025

Paris/Brüssel

EU-Gaza-Hilfe: Französischer Politiker hat »große Bedenken«

Benjamin Haddad, Frankreichs Staatssekretär für Europafragen, hat die Europäische Kommission aufgefordert, ihre Zahlungen an NGOs, die im Gazastreifen operieren, besser zu überwachen

 10.12.2025

Aufarbeitung

Französische Entnazifizierungs-Dokumente erstmals online abrufbar

Neue Hinweise zu Leni Riefenstahl und Martin Heidegger in der NS-Zeit: Künftig können Forscher online auf französische Akten zugreifen. Experten erwarten neue Erkenntnisse

von Volker Hasenauer  10.12.2025

Deutschland

Wegen Antisemitismus und AfD: Schauspiellegende Armin Mueller-Stahl (95) denkt ans auswandern

Armin Mueller-Stahl spricht offen über seine Gelassenheit gegenüber dem Tod – und warum aktuelle Entwicklungen ihn dazu bringen, übers Auswandern nachzudenken

 10.12.2025

Justiz

Mutmaßlicher Entführer: Chef eines israelischen Sicherheitsunternehmens packt aus

Die Hintergründe

 10.12.2025

Fußball

Sorge vor Maccabi-Spiel in Stuttgart

Tausende Polizisten, Metalldetektoren beim Einlass, Sorge vor Gewalt: Warum der Besuch von Maccabi Tel Aviv in der Europa League beim VfB aufgrund der politischen Lage kein sportlicher Alltag ist.

 10.12.2025

Brüssel

Keine Nato-Rüstungsaufträge mehr an israelische Firma?

Einem Bericht verschiedener Medien zufolge ist Israels führendes Wehrtechnikunternehmen Elbit Systems wegen Korruptionsverdachts vorläufig von weiteren Vergabeverfahren ausgeschlossen worden

 10.12.2025

Polen

Neun polnische KZ-Opfer werden im Juni seliggesprochen

Die Nationalsozialisten brachten in Dachau und Auschwitz auch Hunderte polnische Priester um. Die katholische Kirche verehrt mehrere von ihnen als Märtyrer. Bald werden neun weitere Geistliche in Krakau seliggesprochen

 10.12.2025