Meinung

Jüdisch unterm Regenbogen

Bei meiner Bewerbung für ein Stipendium des Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerks (ELES) wurde ich mit Blick auf meinen Lebenslauf gefragt, wie ich mein Engagement für das Antihomophobie-Projekt »Regenbogenbrücke« mit meinem jüdischen Glauben vereinbaren könne. Anlass für die »Regenbogenbrücke« war der Terroranschlag auf ein queeres Zentrum in Tel Aviv gewesen.

Wie für die meisten Juden mit sowjetischem Hintergrund spielte die Religion in meinem Alltag nur eine marginale Rolle. Also antwortete ich ehrlich: Es gab für mich keinen humanistischen Widerspruch – da dachte ich über einen religiösen gar nicht nach. Kurz darauf kam die Zusage von ELES.

legalisierung Daran erinnerte ich mich, als ich hörte, dass sich die Iren als erstes Land der Welt in einem Volksentscheid für die Legalisierung der Homo-Ehe entschlossen haben. Ein schöner Tag für die Europäische Union, wo dieses Recht inzwischen in zwölf der 28 Länder gilt. Deutschland gehört nicht dazu. Die hierzulande mögliche »eingetragene Lebenspartnerschaft« entspricht trotz weitgehender Angleichung in den letzten Jahren noch lange keiner Ehe.

Noch 2013 sagte Kanzlerin Merkel, dass sie sich mit der kompletten Gleichstellung schwertut: »Ich bin mir unsicher, was das Kindeswohl anbelangt.« Das Bundesverfassungsgericht ist da glücklicherweise weiter: Die Angleichung des Ehegattensplittings kam noch im selben Jahr und das Recht auf Sukzessivadoption 2014.

beleidigung Nun steht die Kanzlerin mit ihrer Meinung nicht alleine da. Vielmehr sind solche Einstellungen in Deutschland immer noch mehrheitsfähig – und das auch unter einem Großteil der Juden, egal ob religiös oder säkular, deutsch oder sowjetisch sozialisiert. Auch in meiner Familie flogen die Fetzen, als ich stolz mit meinem Regenbogenflaggen-Davidstern-Button auftauchte: In der Sowjetunion, wo meine Eltern groß wurden, galt abweichendes Verhalten als krankhaft. »Anormal« gilt im Russischen bis heute als üble Beleidigung, und als »anders« galten auch die Juden in der UdSSR.

25 Jahre nach dem Zerfall der Sowjetunion ist man in weiten Teilen der bürgerlichen Mitte Deutschlands 2015 kaum weiter. Damit die rechtliche Gleichstellung auch hier Wirklichkeit wird, sollten wir Nachwuchsjuden – völlig egal, welchen Hintergrund und welche sexuelle Orientierung wir haben – uns selbstverständlich mit der LGBT-Community der Lesben, Schwulen, Bi- und Transsexuellen solidarisieren.

Der Autor ist ELES-Stipendiat und studierte Sozialwissenschaft.

Berlin/Potsdam

Zentralrat der Juden erwartet Stiftung für Geiger-Kolleg im Herbst

Zum Wintersemester 2024/25 soll sie ihre Arbeit aufnehmen

 26.07.2024

Potsdam

Neuer Name für das Abraham Geiger Kolleg bekannt geworden

Die Ausbildungsstätte für liberale Rabbiner soll nach Regina Jonas benannt werden

 26.07.2024

Meinung

Kein Symbol für den Frieden

Warum man bestimmte Israel-Ketten besser nicht tragen sollte

von Joshua Schultheis  26.07.2024

Opinion

Francesca Albanese is Surrounded by Like-Minded People at the U.N.

The Special Rapporteur is not a neutral observer, but an anti-Israel activist

von Joshua Schultheis  26.07.2024

Judenhass-Skandal

Kritiker werfen Albanese »Bilderbuch-Antisemitismus« vor

Immer öfter wird eine Entlassung der UNO-Beauftragten gefordert

von Imanuel Marcus  26.07.2024

Olympia

Brandanschläge legen französisches Schnellzugnetz lahm

Am Tag der Eröffnungszeremonie gab es im ganzen Land Brandanschläge auf das Schienennetz

 26.07.2024

Palm Beach

Trump empfängt Netanjahu in Florida

Das Treffen sorgt für Aufsehen

 26.07.2024

Meinung

Francesca Albanese ist bei der UN von Gleichgesinnten umgeben

Die Sonderberichterstatterin ist eine israelfeindliche Aktivistin

von Joshua Schultheis  26.07.2024

Brandenburg

AfD-Politiker wollte Robert Habeck ermorden

Der Mann war Hausmeister beim mittlerweile verbotenen »Compact«-Magazin

 26.07.2024