Josef Schuster

»Juden in der AfD dienen der Partei als Feigenblatt«

Zentralratspräsident Josef Schuster Foto: dpa

Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, hat massive Kritik an der AfD geäußert. »Man traut sich wieder Dinge zu sagen, die man zuvor vielleicht auch gedacht, aber eben nicht gesagt hat. Da haben sich rote Linien verschoben. Dafür hat, ganz klar, die AfD den Grundstein gelegt«, sagte er der »Main-Post«.

Die Gruppierung »Juden in der AfD« bezeichnete Schuster als »Feigenblatt« für die Partei. »Es gibt ein Vorurteil, alle Juden seien klug. Dass es sich um ein Vorurteil handelt, ist spätestens mit der Gründung dieser Gruppierung bewiesen. Juden sind genauso Menschen wie alle anderen. Es gibt klügere und nicht so kluge.«

Es sei wichtig klarzumachen, wo die Grenzen sind, dass man als Jude in Deutschland leben kann, betonte Schuster.

Eine Partei, die sich nicht von einem Herrn Gauland oder einem Herrn Höcke distanziere, sondern diese sogar in der Führungsriege habe, könne keine akzeptable demokratische Partei sein, so Schuster. »Käme sie an die Regierung, würde ich mir ernsthaft Sorgen machen, gerade auch in Erinnerung an die 1930er-Jahre.« Es sei wichtig klarzumachen, wo die Grenzen sind, dass man als Jude in Deutschland leben kann.

HOLOCAUST In dem Interview sagte Schuster zudem, dass er in der Erinnerung an die NS-Zeit und den millionenfachen Mord an Europas Juden in den kommenden Jahren Veränderungen erwartet. Das hänge vor allem damit zusammen, dass es immer weniger noch lebende Zeitzeugen gebe, sagte der Zentralratspräsident. Deswegen müssten deren Erlebnisse in Wort und Bild festgehalten werden. »Denn es geht nichts über authentische Berichte.«

Wichtig sei darüber hinaus, in den Gedenkstätten »Elemente moderner Museumspädagogik zu verstärken«, fügte Schuster hinzu. Was die von ihm geforderten verpflichtenden Besuche von KZ-Gedenkstätten für Schüler anbelange, stelle sich die Lage bundesweit unterschiedlich dar. Einige Bundesländer hätten den Besuch einer Gedenkstätte verbindlich vorgeschrieben, andere noch nicht.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

»Lehrpläne sind Ländersache. Ich glaube aber, die Einsicht, so einen Besuch verbindlich zu machen oder zumindest dringend zu empfehlen, hat sich mittlerweile fast überall durchgesetzt«, sagte Schuster.

SCHULE Zugleich sollten die Schulen darauf achten, die Jugendlichen nicht zu überfordern. Wichtig sei, wie über den Holocaust im Schulalltag gesprochen werde, »ob der Lehrer ein entsprechendes Händchen hat«, so Schuster.

»Es gibt auch andere historische Themen, das ist völlig klar. Die einmalige Dimension der Schoa, die Vernichtung von Millionen Menschen, die vom Deutschen Reich ausging, ist aber ein Grund, dieses Thema in besonderem Maße anzusprechen.«  dpa/kna/ja

Senat

Mehrere Berliner Abgeordnete verlassen Linkspartei

Wegen eines Antisemitismus-Streits kehren einige Politiker der Linkspartei den Rücken - auch der ehemalige Senator Klaus Lederer

 23.10.2024

Straßburg

Alle Klarheiten beseitigt

Der Streit über EU-Gelder für die Palästinenser und die UNRWA entzweit das Europäische Parlament

von Michael Thaidigsmann  23.10.2024

USA/Israel

FBI übernimmt Ermittlungen nach Geheimdienstleck

Dokumente über Israels Vorbereitungen für einen Angriff gegen den Iran gelangten an die Öffentlichkeit. Wer steckt dahinter?

 23.10.2024

Washington D.C.

Trump wollte »Militärs wie Hitlers Generäle«

Sein ehemaliger Stabschef John Kelly erinnert sich an höchst problematische Aussagen

 23.10.2024

Herta Müller

»Das Wort ›Märtyrer‹ verachtet das Leben schlechthin«

Die Literaturnobelpreisträgerin wurde mit dem Arik-Brauer-Publizistikpreis ausgezeichnet. Wir dokumentieren ihre Dankesrede

von Herta Müller  23.10.2024

Dokumentation

»Eine Welt ohne Herta Müllers kompromisslose Literatur ist unvorstellbar«

Herta Müller ist mit dem Arik-Brauer-Publizistikpreis ausgezeichnet worden. Lesen Sie hier die Laudatio von Josef Joffe

von Josef Joffe  23.10.2024

Antisemitismus

Auch in Halle Stolpersteine gestohlen

In Halle wurden ebenfalls Stolpersteine aus dem Boden gebrochen

 22.10.2024

USA

Israelfeindliche Gruppen an Unis werden immer radikaler

Auch an der Columbia University ist die Situation alarmierend

von Imanuel Marcus  22.10.2024

Umfrage

Grüne am ehesten für Waffenexporte nach Israel

Die Mehrheit der Deutschen lehnt Waffenlieferungen an den jüdischen Staat jedoch ab

 22.10.2024