Justizreform

»Israels Existenz verteidigen«

Volker Beck ist Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft. Foto: Marco Limberg

Herr Beck, auch nach der angekündigten Verschiebung der Justizreform geht ein Spalt durch Israel. Gilt das auch für die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG)?
Nein. In der Bewertung der Situation sind wir weitgehend einig. Aber es gibt Diskussio­nen, wie wir uns in der jetzigen Situation angemessen äußern sollen. Wir mischen uns ja grundsätzlich nicht in israelische Innenpolitik ein, sondern erklären sie. Wir treten auch jetzt nicht als Schlaumeier auf. Aber die große Mehrheit in der DIG ist der Auffassung: Wenn der jüdische und demokratische Staat in Gefahr ist, auch durch Gefahren aus dem Inneren, dann müssen wir klar seine Existenz verteidigen. Das ist der Sinn unserer Organisation, und diesem müssen wir auch in dieser Situation gerecht werden. Gleichzeitig wollen wir uns nicht gemein machen mit denjenigen, die Israel immer schon kritisiert haben.

Was sind Ihre persönlichen Gedanken zur Situation in Israel?
Das ist eine Situation, die macht einem einfach richtig Angst. Es droht, dass diese Koalition das zionistische Projekt zerstört. Das ist eine reale Gefahr.

Sie finden klare Worte zur Regierung in Israel. Wie wird das dort aufgenommen?
Die meisten meiner Freunde in Israel sagen, wir sollten noch lauter werden. Die anderen hören uns gar nicht zu. Ich war vor etwa drei Wochen in Israel und habe gemerkt, dass es sehr schwierig ist, mit der Koalition ins Gespräch zu kommen. Selbst auf Konferenzen der eigenen Regierung stellen sie sich nicht dem Gespräch.

Was sagen Sie zu jenen, die der Meinung sind, Deutsche sollten sich jede Kritik an der israelischen Regierung verkneifen?
Es geht auch um die Glaubwürdigkeit unseres Einsatzes für Israel: Wenn wir jetzt schweigen, dann ist unser Wort auch künftig nichts wert. Wir müssen schon einen ethischen Kompass haben. Gleichzeitig gibt es keine Berechtigung, die Existenz oder die Sicherheit des jüdischen Staates wegen dieser Vorgänge infrage zu stellen. Das machen wir bei anderen Staaten, die einen ähnlich problematischen Weg gegangen sind, wie Polen oder Ungarn, ja auch nicht. Da gibt es in Bezug auf Israel derzeit bei manchen ein überschießendes Element, und das muss man zurückweisen. Das tun wir auch.

Angenommen, die aktuelle Koalition kann ihre Pläne umsetzen und bleibt womöglich jahrelang bestehen. Wie muss sich die Arbeit der DIG dann verändern?
Dann müssen wir unseren Fokus verändern. Wir müssen noch mehr als bisher die Kooperation mit den demokratischen Teilen der israelischen Gesellschaft suchen, mit Universitäten, mit zivilgesellschaftlichen Organisationen, mit religiösen Gemeinschaften. Wir waren nie eine Gesellschaft der Freundschaft zwischen zwei Regierungskoalitionen, sondern zwischen zwei Gesellschaften.

Mit dem Präsidenten der Deutsch-Israelischen Gesellschaft sprach Joshua Schultheis.

Judenhass

Entsetzen über antisemitische Gewalttat in Berlin

Ein alarmierter Beamter zog seine Schusswaffe, woraufhin der Kufiya-Träger sein Messer niederlegte

 22.06.2025

Rabbiner Pinchas Goldschmidt

Skandal in Sarajevo

Wenn europäische Rabbiner zur Zielscheibe eines Regierungsboykotts werden, ist das nicht mehr legitime Kritik an Israel. Es ist Hasspropaganda

von Rabbiner Pinchas Goldschmidt  21.06.2025

Krieg

Luftwaffe fliegt Deutsche aus Israel aus. Die Maschinen sind auf dem Rückweg in die Bundesrepublik

Die Hintergründe

von Anna Ringle  20.06.2025

Standpunkt

Vom Iran-Geschäft zum Krieg

Die verfehlte europäische Politik gegenüber dem Terror-Regime hat die israelischen Präventivschläge notwendig gemacht

von Stephan Grigat  20.06.2025

Meinung

Es geht um mehr als Deeskalation oder »Drecksarbeit«

In der deutschen Debatte um Israels Luftschläge gegen das Teheraner Regime wird das entscheidende ausgeklammert: die seit langem völlig verfehlte deutsche Iranpolitik

von Constantin Ganß  20.06.2025

Nikosia

Zypern bestätigt Ankunft von US-Militärflugzeugen

Die Menschen auf Zypern bemerken Nacht für Nacht die Raketen und die Luftabwehr über Israel. Nun verlegt das US-Militär Tank- und Transportflugzeuge auf die Insel

 20.06.2025 Aktualisiert

Umfragen

Mehrheit der Amerikaner wollen keine US-Beteiligung am Krieg gegen Iran

Zugleich sehen die meisten US-Bürger die Gefahr, die vom Teheraner Regime ausgeht

 20.06.2025

Nahost

UN arbeiten an Krisenplänen für Iran-Flüchtlinge

Menschen fliehen im Iran vor den israelischen Angriffen auf ihr Regime und dessen Atomprogramm. Manche suchen außerhalb der Städte Zuflucht, andere verlassen das Land. Wie sich das UN-Flüchtlingshilfswerk darauf einstellt

 20.06.2025

Großbritannien

Palästina-Aktivisten auf Rollern in Militärbasis eingedrungen

Die Gruppe »Palestine Action« will dabei zwei Transportflugzeuge der britischen Luftwaffe beschädigt haben

 20.06.2025