Deutschland

Israel-Bekenntnis bei Einbürgerung dürfte Ausnahme bleiben

Foto: Getty Images / istock

Eine schriftliche Anerkennung des Existenzrechts Israels bleibt als Voraussetzung für die Einbürgerung in Deutschland eine Ausnahme. Die große Mehrheit der Bundesländer hält es nicht für nötig, dies standardmäßig einzufordern, und hält die gegenwärtige Rechtslage für ausreichend, wie eine Umfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) ergab. Damit dürfte Sachsen-Anhalt vorerst das einzige Bundesland bleiben, das ein solches schriftliches Bekenntnis verlangt.

Sachsen-Anhalt hatte Ende November 2023 - kurz nach dem Überfall
der Terrorgruppe Hamas auf Israel – ein ausdrückliches Bekenntnis zu
Israel als Voraussetzung für die Einbürgerung eingeführt. In
Brandenburg sprach Innenminister René Wilke (parteilos) Mitte Juli im
Landtag ebenfalls von einer Änderung im Einbürgerungsverfahren, um
der Anerkennung des Existenzrechtes Israels mehr Gewicht zu
verleihen. Ein explizites schriftliches Bekenntnis ist aber weiterhin
nicht vorgesehen.

Das Brandenburger Ministerium verwies auf epd-Anfrage ebenso wie
viele weitere Landesministerien auf Anwendungshinweise zum
Staatsangehörigkeitsrecht, die das Bundesinnenministerium Ende Mai
verschickt hatte. Darin wird das vor einer Einbürgerung abzugebende
Bekenntnis »zur besonderen historischen Verantwortung Deutschlands
für die nationalsozialistische Unrechtsherrschaft und ihre Folgen,
insbesondere für den Schutz jüdischen Lebens« ausformuliert und näher
erläutert.

Das Bekenntnis erwähnt Israel nicht; gleichwohl heißt es in den
Hinweisen, es umfasse auch »die Anerkennung des besonderen und engen
Verhältnisses der Bundesrepublik Deutschland zum Staat Israel,
insbesondere, dass die Sicherheit und das Existenzrecht Israels zur
deutschen Staatsräson gehören«.

Auf diese Auslegung beziehen sich viele Bundesländer. Das
Innenministerium von Mecklenburg-Vorpommern teilte dem epd mit, die
Anerkennung des Existenzrechts Israels sei »bereits ein Bestandteil
der Einbürgerungsvoraussetzungen«. Deshalb bedürfe es »aus hiesiger
Sicht keiner Abgabe einer weiteren gesonderten Erklärung«, wie es sie
in Sachsen-Anhalt gibt.

Das Innenministerium in Thüringen hält die aktuelle Regelung
ebenfalls für ausreichend. Es sei nicht geplant, »den
Einbürgerungsbewerbern ein Bekenntnis zur Anerkennung des
Existenzrechts Israels abzuverlangen«. Auch aus Schleswig-Holstein
hieß es, wer antisemitische Bestrebungen verfolge und das
Existenzrecht Israels bestreite, könne »bereits jetzt nach
Bundesrecht nicht eingebürgert werden«.

In Bremen weist ein Infoblatt die Bewerberinnen und Bewerber
ausdrücklich auf die Auslegung des Bekenntnisses hin, wie die
Innenbehörde mitteilte. Aus Nordrhein-Westfalen kam der Wunsch nach
einer einheitlichen Vorgabe: »Eine bundesweit einheitliche Regelung,
die klarer auf ein Bekenntnis zum Existenzrecht des Staates Israel
als Einbürgerungsvoraussetzung abstellt«, sei anzustreben, erklärte
die Düsseldorfer Staatskanzlei.

In Sachsen-Anhalt wurde bis März 2025 zehn Menschen die
Einbürgerung verweigert, weil sie das Israel-Bekenntnis nicht
abgegeben hatten. »In mindestens einem Fall ist ein
Rücknahme-Verfahren eingeleitet worden«, teilte das Magdeburger
Innenministerium weiter mit.

Der deutsch-israelische Psychologe und Autor Ahmad Mansour sagte
dem epd, er finde es zwar richtig, die Haltung zu Israel im
Einbürgerungsverfahren zu beleuchten. Letztlich gehe es aber um
»reine Symbolik«: »Sie glauben doch nicht, dass jemand, der
antisemitisch denkt und deutscher Staatsbürger werden möchte, das
wegen dieses Bekenntnisses nicht unterschreiben würde.«

Wichtiger ist laut Mansour, »mit den Menschen in den Integrationskursen, während ihrer Integrationsprozesse immer und
immer wieder über das Thema zu sprechen, damit sie verstehen, warum
das Existenzrecht Israels so wichtig ist und sie als Deutsche eine
besondere historische Verantwortung tragen«. epd

Meinung

Das letzte Wort zum »Völkermord«

Wer für einen Genozid verantwortlich ist, versorgt dessen angebliche Opfer nicht. In Gaza tut Israel, was es tun muss

von Imanuel Marcus  18.09.2025

Nürnberg

Annäherung nach Streit um Menschenrechtspreis-Verleihung

Die Israelitische Kultusgemeinde hatte den diesjährigen Träger des Nürnberger Menschenrechtspreises nach Bekanntgabe des Juryvotums kritisiert. Nach Gesprächen gibt es nun offenbar eine Verständigung

 18.09.2025

Meinung

Vereinte Nationen: Alter Wein in neuen Schläuchen

Kommende Woche soll in New York eine Resolution zum Nahostkonflikt verabschiedet werden. Sie ist hochproblematisch. Deutschland sollte dagegen stimmen

von Jacques Abramowicz  18.09.2025

"Times"-Bericht

London vor Anerkennung eines Staates Palästina

Noch vor anderen Weltmächten könnte Großbritannien die formale Anerkennung eines palästinensischen Staates vollziehen. Die Berichte darüber kommen zu einem heiklen Zeitpunkt

 18.09.2025

München

Auschwitz Komitee: Shani-Ausladung ist »schändlich«

Ein Musikfestival in Gent hat die Münchner Philharmoniker ausgeladen, weil das Verhältnis des israelischen Dirigenten zu seiner Regierung nicht klar sei. Das Auschwitz Komitee kritisiert das

 18.09.2025

Berlin

Hardt: Keine Wirtschaftssanktionen gegen Israel

Der CDU-Außenpolitiker befürwortet Sanktionen gegen »radikale Minister«. Die Anerkennung eines Staates Palästina lehnt er ab

 18.09.2025

Flensburg

Antisemitisches Schild löst Empörung aus

»Juden haben hier Hausverbot!« steht im Schaufenster eines Geschäftes. Aus der Lokalpolitik kamen deutliche Reaktionen

 18.09.2025 Aktualisiert

Antrittsbesuch

Merz reist nach Madrid: Differenzen in Haltung zu Israel

Insgesamt läuft es gut in den Beziehungen zwischen Deutschland und Spanien. Bei einem Thema gibt es aktuell aber Streit

 18.09.2025

Meinung

Die Tränen des Kanzlers

Bei seiner Rede in München gab Friedrich Merz ein hochemotionales Bekenntnis zur Sicherheit jüdischen Lebens ab. Doch zum »Nie wieder dürfen Juden Opfer werden!« gehört auch, den jüdischen Staat nicht im Stich zu lassen

von Philipp Peyman Engel  18.09.2025 Aktualisiert