Teheran

Iran hängt kritischen Journalisten Ruhollah Sam

Der 47-Jährige wurde am Samstagmorgen erhängt, wie das staatliche Fernsehen und die staatliche Nachrichtenagentur Irna berichteten. Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Im Iran ist der regierungskritische, einst im Exil lebende Journalist Ruhollah Sam hingerichtet worden. Der 47-Jährige wurde am Samstagmorgen erhängt, wie das staatliche Fernsehen und die staatliche Nachrichtenagentur Irna berichteten. Er war vor wenigen Monaten unter mysteriösen Umständen ins Land zurückgekehrt.

Im Juni hatte ein Gericht Sam wegen »Korruption auf Erden« zum Tode verurteilt. Diesen Begriff nutzen die iranischen Behörden häufig, wenn es um Spionage oder mutmaßliche Versuche geht, die Regierung zu stürzen. Reporter ohne Grenzen bezeichnete das Erhängen des Journalisten als »neues Verbrechen der iranischen Justiz«.

2017 hatte Sams online veröffentlichte Arbeit Menschen motiviert, aus Protest gegen wirtschaftliche Missstände auf die Straße zu gehen. Auf seiner Webseite »Amad News« und in Beiträgen über die Messaging-App Telegram hatte er die Termine für Proteste ebenso veröffentlichte wie Informationen, die Regierungsbeamte bloßstellten und die theokratische Verfassung herausforderten.

Ursprung der Proteste vor drei Jahren waren plötzlich gestiegene Lebensmittelpreise. Schnell wurde das gesamte Land von den Demonstrationen erfasst, die sich dann gegen die politische Klasse richteten. Auf Videos, die Sam veröffentlichte, waren Rufe direkt gegen Präsident Hassan Ruhani und sogar gegen den Obersten Führer des Landes, Ajatollah Ali Chamenei, zu hören. Bei den Protesten wurden Berichten zufolge 5000 Menschen festgenommen und 25 wurden getötet.

Später flüchtete Sam ins Ausland und sagte, es habe falsche Spionagevorwürfe gegen ihn gegeben. Er stritt die Anschuldigung der iranischen Regierung ab, über den Telegramkanal zu Gewalt angestachelt zu haben.

Wie er in den Iran zurückkehrte, ist nach wie vor ungeklärt. Obwohl er seinen Wohnsitz in Paris hatte, landete Sam zurück in der Islamischen Republik, festgenommen von Geheimdienstlern. Er ist einer von mehreren Oppositionellen im Exil, die in den vergangenen zwölf Monaten in den Iran zurückkehrten. Die französische Regierung hatte das Todesurteil gegen den Journalisten vor der Vollstreckung als schwerwiegenden Schlag für die Meinungs- und Pressefreiheit gewertet.

In den vergangenen Monaten liefen im iranischen TV mehrere Geständnisse von Sam. In einem Interview im Juli sagte er aus, seit der Festnahme im Oktober 2019 etwa 30 Kilo verloren zu haben. Nach der Festnahme habe er das erste Mal seit neun Jahren seinen Vater treffen können sowie seine Mutter und Schwester nach etwa sechs Jahren.

Sam ist der Sohn des schiitischen Geistlichen Mohammed Ali Sam - ein Reformer, der Anfang der 1980er Jahre auch in der iranischen Politik tätig war. 2017 schrieb der Kleriker, er unterstütze die Berichte und Nachrichten seines Sohnes nicht. dpa

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