Das Bundesinnenministerium (BMI) hat den Moscheeverband Ditib aufgefordert, sich gegen Islamismus und Antisemitismus zu positionieren. »Wir erwarten von Kooperationspartnern der Bundesregierung eine klare Distanzierung zu Organisationen und Personen, die antisemitische Narrative verbreiten sowie islamistische Bestrebungen verfolgen oder unterstützen«, sagte ein BMI-Sprecher gegenüber der »Welt«.
Die weitere Zusammenarbeit mit Vereinen und Verbänden werde gemäß dem Koalitionsvertrag auch davon abhängen, »inwieweit eine Einflussnahme und Steuerung durch ausländische Regierungen erfolgt«. Das BMI unterstützt nach Angaben der Zeitung seit diesem Jahr die Ausbildung von Imamen der Ditib mit 465.000 Euro. Die Geistlichen sollen in Zusammenarbeit mit dem Islamkolleg Deutschland in Osnabrück geschult und nicht wie zuvor durch die türkische Religionsbehörde Diyanet entsandt werden.
Anlass der Kritik ist eine Konferenz islamischer Gelehrter in Istanbul Ende August. Dort wurde unter Beteiligung des Diyanet-Präsidenten Ali Erbas eine Resolution verabschiedet, die den bewaffneten Kampf der Hamas gegen Israel unterstützt und zu einem »weltweiten Dschihad« aufruft.
Strukturell und personell
Das BMI erklärte dazu: »Die Vorgänge zeigen erneut, wie problematisch die strukturelle und personelle Anbindung von Ditib an die türkische Religionsbehörde ist.« Grundvoraussetzungen der Zusammenarbeit mit Ditib seien ein klares Bekenntnis zur Werteordnung des Grundgesetzes, zur Völkerverständigung, zum Existenzrecht Israels und ein ebenso klares Bekenntnis gegen Islamismus und Antisemitismus.«
Das Ziel, die Imam-Entsendung zu beenden, sei nach wie vor aktuell, heißt es aus dem BMI. Doch das Ministerium warnt Ditib: »Ob die hierzu getroffenen Maßnahmen wie die Ausbildungsinitiative weitergeführt werden, wird auch entscheidend davon abhängen, wie sich Ditib verhält und wie erfolgreich der Prozess verläuft.«
Die 1984 gegründete Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib) ist mit rund 1000 Moscheegemeinden der größte Islamverband in Deutschland. Kritiker werfen ihr vor, immer wieder als verlängerter Arm der türkischen Regierung zu agieren. Die Ditib fördere unter Türkeistämmigen den türkischen Nationalismus und stehe zugleich für ein streng konservatives Islamverständnis. Mehrfach kam es in den vergangenen Jahren zu entsprechenden Skandalen, die den Moscheeverband als Partner in der deutschen Integrationspolitik in ein zweifelhaftes Licht rückten. kna