Einspruch

Illusionäre Erwartungen

Einmal mehr ist die westliche Öffentlichkeit dabei, sich in die Tasche zu lügen. Mit Hassan Rohani, heißt es allerorten, habe ein »Gemäßigter« das Rennen um die Präsidentschaft der Islamischen Republik Iran gewonnen. Doch wäre Rohani nicht hundertprozentig ein Repräsentant des iranischen Herrschaftssystems, wäre er vom religiösen Wächterrat gar nicht erst zur Wahl zugelassen worden – so wie es vielen »Reformern« erging, die ihre Kandidatur angemeldet hatten. Seine Linientreue hat Rohani nicht zuletzt dadurch bewiesen, dass er Israel als den »großen zionistischen Satan« bezeichnete.

Illusionäre Erwartungen in ihn zu setzen, ist nicht nur für die iranische Gesellschaft gefährlich, die nun auf eine Liberalisierung des öffentlichen Lebens hofft. Auch der Westen könnte sich bald über den Tisch gezogen sehen, ließe er sich von vermeintlich versöhnlichen Tönen Rohanis blenden. Denkbar ist zwar, dass der neue Präsident die Verhandlungen über das iranische Atomprogramm intensivieren und sich gar zu einigen Zugeständnissen bereit erklären wird. Doch vom Streben nach der Atombombe gänzlich lassen wird Teheran auch unter ihm nicht – umso weniger, als der wahre Machthaber im Land der »Revolutionsführer« Ali Khamenei bleibt.

sanktionsdruck Moderate Töne in Richtung Westen dienen dem iranischen Regime vielmehr dazu, diesen zur Aufhebung der Wirtschaftssanktionen zu bewegen, die der iranischen Ökonomie schwer zu schaffen machen. Weil das Regime den Sanktionsdruck mildern will, hat es den Wahlsieg des »gemäßigten« Rohani überhaupt zugelassen.

Immerhin – dass sich Irans Führung zu einem Wechsel im Tonfall genötigt zu fühlen scheint, zeigt ihre Verunsicherung angesichts dramatischer wirtschaftlicher und sozialer Probleme im eigenen Land. Umso wichtiger ist es jedoch, die Sanktionsschraube gegen Teheran nicht zu lockern, sondern sogar weiter anzuziehen – bis das Regime den Bau der Bombe nachprüfbar aufgibt.

Der Autor ist Politischer Korrespondent der »Welt« und der »Welt am Sonntag«.

Großbritannien

Israelfeindlicher Protest: Greta Thunberg festgenommen

In London treffen sich Mitglieder der verbotenen Gruppe Palestine Action zu einer Protestaktion. Auch die schwedische Aktivistin ist dabei. Die Polizei schreitet ein

 23.12.2025

Stockholm

Was bleibt von den Mahnungen der Überlebenden?

Der Schoa-Überlebende Leon Weintraub warnt vor der AfD und Fanatismus weltweit. Was für eine Zukunft hat die deutsche Erinnerungskultur?

von Michael Brandt  23.12.2025

Israel

Netanjahu warnt Türkei

Israel will die Zusammenarbeit mit Griechenland und Zypern stärken. Gleichzeitig richtet der Premier scharfe Worte an Ankara

 23.12.2025

New York

Mitglieder von Mamdanis Team haben Verbindungen zu »antizionistischen« Gruppen

Laut ADL haben mehr als 80 Nominierte entsprechende Kontakte oder eine dokumentierte Vorgeschichte mit israelfeindlichen Äußerungen

 23.12.2025

Düsseldorf

Reul: Bei einer Zusammenarbeit mit der AfD wäre ich weg aus der CDU

Die CDU hat jede koalitionsähnliche Zusammenarbeit mit der AfD strikt ausgeschlossen. Sollte sich daran jemals etwas ändern, will Nordrhein-Westfalens Innenminister persönliche Konsequenzen ziehen

 23.12.2025

Interview

»Diskrepanzen zwischen warmen Worten und konkreten Maßnahmen«

Nach dem Massaker von Sydney fragen sich nicht nur viele Juden: Wie kann es sein, dass es immer wieder zu Anschlägen kommt? Auch der Beauftragte der Bundesregierung gegen Antisemitismus, Felix Klein, sieht Defizite

von Leticia Witte  22.12.2025

Washington D.C.

Kritik an fehlenden Epstein-Dateien: Minister erklärt sich

Am Freitag begann das US-Justizministerium mit der Veröffentlichung von Epstein-Akten. Keine 24 Stunden später fehlen plötzlich mehrere Dateien - angeblich aus einem bestimmten Grund

von Khang Mischke  22.12.2025

Australien

Behörden entfernen Blumenmeer für die Opfer von Bondi Beach

Die Regierung von New South Wales erklärt, man habe sich vor dem Abtransport der Blumen eng mit der jüdischen Gemeinde abgestimmt

 22.12.2025

Sydney

Attentäter warfen Sprengsätze auf Teilnehmer der Chanukka-Feier

Die mutmaßlichen Attentäter Naveed und Sajid Akram bereiteten sich auf das Massaker vor. Ihre Bomben explodierten nicht

 22.12.2025