Reaktion

Zentralrat der Juden begrüßt das Urteil im Halle-Prozess

Zentralratspräsident Josef Schuster Foto: ZR

Der antisemitische Attentäter von Halle wurde heute vom Oberlandesgericht Naumburg zu lebenslanger Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt. Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat dieses Urteil ausdrücklich begrüßt und dem Gericht für die faire und gleichzeitig umsichtige Verhandlungsführung gedankt.

URTEIL »Heute ist ein wichtiger Tag für Deutschland. Denn das Urteil macht deutlich, dass mörderischer Hass auf Juden auf keinerlei Toleranz trifft«, sagte Zentralratspräsident Josef Schuster.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Der Attentäter habe bis zum Schluss keine Reue gezeigt, sondern an seinem hasserfüllten antisemitischen und rassistischen Weltbild festgehalten. »Vor allem für die Angehörigen der beiden Ermordeten Jana Lange und Kevin Schwarze sowie für all jene Menschen, die an Jom Kippur 2019 nur knapp dem Tod entronnen sind und tief traumatisiert wurden, ist das Urteil wichtig«, betonte Schuster.

MENSCHLICHKEIT Der Zentralratspräsident würdigte außerdem die Rolle der Nebenkläger und Zeugen. Mit ihren beeindruckenden Auftritten hätten sie dem Hass des Täters Menschlichkeit entgegengesetzt. »Sie und all jene, die Solidarität mit den Angegriffenen gezeigt haben, stehen für dieses Land, nicht der isolierte Attentäter«, sagte Schuster.

»Nicht selten erleben wir in der Justiz eine Sehschwäche auf dem rechten Auge. Im Prozess gegen den Halle-Attentäter ist hingegen genau hingesehen worden.«

Josef Schuster

Nach Auffassung des Zentralrats der Juden sollte das Verfahren vor dem Oberlandesgericht Naumburg Vorbild für die Strafverfolgungsbehörden und Gerichte in Deutschland sein, die antisemitische Straftaten zu verfolgen bzw. darüber zu entscheiden haben.

HALTUNG Antisemitismusbeauftragte bei den Staatsanwaltschaften sowie gezielte Schulungen schon in der Ausbildung für Polizei und Justiz könnten dazu beitragen, dass Antisemitismus besser erkannt und nachhaltiger geahndet wird, erklärte der Zentralrat.

»Nicht selten erleben wir in der Justiz eine Sehschwäche auf dem rechten Auge«, sagte Josef Schuster. Im Prozess gegen den Halle-Attentäter sei hingegen genau hingesehen worden. »Diese Haltung, nicht der Täter, sollte Nachahmer finden«, betonte der Zentralratspräsident.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

WARNUNG Der Vorstand der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland (ORD) erklärte: »Das heutige Urteil und die Verhängung der Höchststrafe gegen den Attentäter ist auch eine Warnung an alle Täter, die jüdisches Leben und damit die ganze Gesellschaft angreifen.« Es solle genauso die Gerichte ermutigen, weiter hart gegen antisemitische Straftaten vorzugehen.

»Die Entscheidung des Gerichts, die Höchststrafe zu verhängen, wird es dem Täter lebenslang versagen, jemals wieder antisemitisch, rassistisch und frauenfeindlich motivierte Gewalt zu verüben.«

Felix Klein, Antisemitismusbeauftragter der Bundesregierung

»Wir sind erleichtert über dieses Urteil, wenn auch die Gefahr und die Angst für Juden in Deutschland, damit natürlich nicht vorüber ist und es vor allem eine gesellschaftliche Sicherheit für jüdisches Leben hierzulande geben muss«, sagten die ORD-Vorstandsmitglieder Rabbiner Avichai Apel, Zsolt Balla und Yehuda Pushkin.

TROST Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, hat das Urteil im Prozess gegen den Halle-Attentäter begrüßt und zugleich weiteres Engagement gegen Judenhass angemahnt.

»Die Entscheidung des Gerichts, die Höchststrafe zu verhängen, wird es dem Täter lebenslang versagen, jemals wieder antisemitisch, rassistisch und frauenfeindlich motivierte Gewalt zu verüben«, sagte Klein den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Das Urteil gebe Trost, »darf uns aber nicht ruhen lassen«, ergänzte der Beauftragte der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus.

ENTSCHIEDENHEIT Ronald S. Lauder, Präsident des Jüdischen Weltkongresses, erklärte zum Urteil: »Ich begrüße es, dass die deutsche Justiz die härtest mögliche Strafe für einen herzlosen und grausamen Antisemiten verhängt hat, der Juden an ihrem höchsten Feiertag in der Synagoge ermorden wollte und zwei Menschen das Leben nahm, die ihm in den Weg kamen.«

Bundesanwalt Kai Lohse habe gegenüber dem Gericht und der Öffentlichkeit zutreffend hervorgehoben, dass der Versuch des Täters, das jüdisches Leben in Deutschland insgesamt zu zerstören das Produkt seiner tobenden rassistischen, fremdenfeindlichen und antisemitischen Ideologie sei.

»Die Geschwindigkeit, Konsequenz und Entschiedenheit des Prozesses sind ein Beispiel dafür, wie man mit diesen Extremisten umgehen muss«, sagte Lauder.

Christoph Heubner, Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, erklärte in Berlin: »Für Überlebende des Holocaust ist dies ein angemessenes Urteil, das die bleibende tödliche Gefahr, die von dem Angeklagten ausgeht, realistisch eingeschätzt hat.« Vor allem erinnere das Urteil die Menschen weit über Deutschland hinaus daran, wie »explosiv sich antisemitischer Hass in dieser vernetzten Welt zum Mord hin entwickeln kann«.

LANDESREGIERUNG Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sieht im Urteil gegen den Attentäter von Halle einen Beweis für die Wehrhaftigkeit des Rechtstaates. Das Urteil zeige in großer Klarheit, dass in Deutschland alle Formen von Antisemitismus, Rassismus und Hass keinen Platz haben, sagte Haseloff am Montag in Magdeburg. Sie würden konsequent verfolgt und zögen deutliche Strafen nach sich.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Die gemeinsam mit den jüdischen Gemeinden zum Schutz des jüdischen Lebens in Sachsen-Anhalt getroffenen Maßnahmen bewiesen, dass das Land über die Strafverfolgung des Täters hinaus wichtige Konsequenzen aus den Ereignissen vor gut einem Jahr gezogen habe, fügte Haseloff hinzu.

Sachsen-Anhalts Landesbeauftragter für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, Wolfgang Schneiß, richtete den Blick auf die Opfer. Er sei bei aller Bestürzung über die Tat und die Einlassungen des Täters dankbar, dass die Nebenklägerinnen und Nebenkläger im Prozess so kraftvoll ihre Stimmen erhoben hätten. »Sie haben unseren Blick auf die Hintergründe für fortbestehenden Antisemitismus in unserem Land gelenkt«, erklärte der Beauftragte.

GEMEINDE Die Jüdische Gemeinde Frankfurt erklärte: »Das Gerichtsurteil im Prozess um den Halle-Anschlag ist ein richtiges Zeichen dafür, dass antisemitische und rassistische Anschläge mit der vollen Härte des Gesetzes bestraft werden müssen. Auch wenn es den Hinterbliebenen der Opfer in ihrer Trauer nur wenig Trost spenden kann, so wurde zumindest die größtmögliche rechtsstaatliche Gerechtigkeit durch die verhängte Höchststrafe ausgeübt.«

Dieses Signal sei wichtig, so die Gemeinde weiter, um künftig derartige Anschläge hoffentlich abzuwenden. »Wir dürfen im Kampf gegen Antisemitismus aber nicht nachlässig werden. Denn auch dem Angriff auf die Synagoge von Halle, ging eine vorherige Radikalisierung voraus. Hier müssen wir alle weiter wachsam bleiben und jedem Anzeichen von antisemitischem und rassistischem Hass und Hetze entgegentreten.« ja/epd

Israel/Gaza

Freude, Erleichterung und bange blicke in die Zukunft

Am 471. Tag des Gaza-Krieges sind drei israelische Geiseln freigelassen worden. Zudem ist eine Waffenruhe in Kraft getreten. Frieden ist aber noch lange nicht in Sicht

 19.01.2025

Abkommen

Hamas: Die nächsten vier Geiseln sollen am Samstag freikommen

Wie belastbar die Aussage der palästinensischen Terroristen ist, ist schwer abschätzbar

 19.01.2025

Kommentar

Bleibt stark, Emily, Romi und Doron!

Die drei jungen Frauen sind endlich in Israel. Emily Damari gab nach ihrer Freilassung ein Zeichen, das ihren Schmerz zeigt – aber viel mehr noch ihre Kraft

von Katrin Richter  19.01.2025

Schoa-Gedenken

Scholz: »Jüdisches Leben, das ist Deutschland«

Bei einer Gedenkveranstaltung in der Jüdischen Gemeinde Frankfurt sagt der Bundeskanzler 80 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz: »Ich trete jedem Schlussstrich entgegen«

 19.01.2025

USA

Biden: Geiselfreilassung wichtiger Schritt, mehr Einsatz nötig

Der US-Präsident begrüßt die Freilassung von israelischen Geiseln – und mahnt, dass der Friedensprozess langwierig bleibt

 19.01.2025

Gedenken

Kinos erinnern bundesweit an Befreiung von Auschwitz

»Holocaust« und »Schindlers Liste«, »Die Ermittlung« oder »Aus einem deutschen Leben« - viel Filme behandeln die Vernichtung der Juden in KZs wie Auschwitz. Und können auch beitragen, Geschichte nie zu vergessen

 19.01.2025

Dokumentation

»Was bedeutet Auschwitz heute noch für Deutschland?«

Am Sonntag gedachte die Jüdische Gemeinde Frankfurt am Main des 80. Jahrestages der Befreiung des KZ Auschwitz. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, hielt eine Gastrede

 19.01.2025

Berlin

Scholz nach Freilassung erster Geiseln: »Tag der Freude«

Der Kanzler und die Außenministerin reagieren erleichtert auf die Freilassung der ersten drei Geiseln durch die Terrororganisation Hamas

 19.01.2025

BSW

Lüdersʼ Märchen

Der vermeintliche Nahostexperte Michael Lüders könnte bald für das Bündnis Sahra Wagenknecht im Bundestag sitzen. Wofür steht er?

von Ralf Balke  19.01.2025