Einspruch

Hamburg hat die Wahl

Philipp Stricharz hält einen Vorgang wie in Erfurt in der Hansestadt für undenkbar

von Philipp Stricharz  20.02.2020 06:46 Uhr

Phlipp Stricharz Foto: privat

Philipp Stricharz hält einen Vorgang wie in Erfurt in der Hansestadt für undenkbar

von Philipp Stricharz  20.02.2020 06:46 Uhr

Dass die Hamburger Bürgerschaft sich einstimmig hinter die Jüdische Gemeinde stellte und sich für den Wiederaufbau der berühmten Bornplatz-Synagoge aussprach, war ein historischer Moment. Es war bewegend, in einer emotional aufgeladenen und hitzig geführten Bürgerschaftsdebatte – immerhin der letzten vor der Wahl – das komplette Landesparlament plötzlich so geeint zu sehen, als es um die Zukunft des Hamburger Judentums und Verantwortung für die Vergangenheit ging.

Dass es zuvor so hoch herging, lag an der Wahl des Ministerpräsidenten in Thüringen. Angesichts der Empörung, die nahezu alle Redner im Zuge der Ereignisse dort zeigten und mit der sich die Abgeordneten von SPD, Grünen, CDU, FDP und Linken von den Ereignissen in Thüringen distanzierten, erscheint ein vergleichbarer Vorgang in Hamburg kaum vorstellbar. Das Augenmerk in Hamburg liegt eher darauf, welches Wahlergebnis die Grünen erreichen.

LEGISLATURPERIODE Die Jüdische Gemeinde hat in den vergangenen Wochen und Monaten besonders intensiv mit dem Senat und den Fraktionen zusammengearbeitet. Daher geht uns die Bürgerschaftswahl diesmal noch näher als sonst. Wir sind sehr gespannt, wie es unseren Gesprächspartnern aus der Landespolitik bei der Wahl ergehen wird und wie die nächste Regierung in Hamburg aussehen wird.

In der vergangenen Legislaturperiode hat sich in Hamburg für uns einiges getan. Es gab zwei Delegationsreisen nach Israel. Die Stadt hat uns ein Areal samt Bestandsgebäude zur Erweiterung des 2007 wiedergegründeten Joseph-Carlebach-Bildungshauses überlassen. Dort findet dieses Jahr das erste Abitur an einer jüdischen Schule in Hamburg nach der Schoa statt.

Hamburg hat erkannt, was es an seinem jüdischen Erbe hat und wie gut es für die ganze Stadt ist, wenn das Judentum weiter aufblüht.

Zum ersten Mal hat die Jüdische Gemeinde, neben der Unterstützung durch Polizeikräfte, auch eine anteilige finanzielle Unterstützung für laufende Sicherheitskosten erhalten. Der Friedhof unserer Gemeinde wird in den nächsten Jahren umfassend saniert, was schon lange überfällig war.

Wir hoffen und sind guter Dinge, dass auch die nächste Landesregierung und das nächste Landesparlament genauso intensiv mit uns daran arbeiten, dass Hamburg bald wieder eine Bornplatz-Synagoge hat. Wir hoffen, dass der Koalitionsvertrag der künftigen Landesregierung auch eine vollständige Entlastung unserer Gemeinde von den laufenden Sicherheitskosten vorsehen wird und uns die künftige Landesregierung bei den Baumaßnahmen zur Erweiterung unseres Bildungshauses unterstützt.

Hamburg hat meiner Meinung nach erkannt, was es an seinem jüdischen Erbe hat und wie gut es für die ganze Stadt ist, wenn das Judentum weiter aufblüht. Insofern ist aktuell ein guter Zeitpunkt, um als Hamburger Jude stolz auf seine Stadt zu sein.

Der Autor ist Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde in Hamburg.

Porträt

Der Sinneswandler

Derviş Hizarcı ist Muslim und kämpft gegen Judenhass in der Community. Eine Begegnung in Berlin

von Canan Topçu  14.12.2024

Weiden

Muslimischer Prediger rief zur Tötung von Juden auf – Bewährungsstrafe

Neben der Freiheitsstrafe auf Bewährung wurde dem Mann eine Geldstrafe auferlegt

 13.12.2024

Israel

TV-Bericht: Netanjahu wurde vor dem 7. Oktober von zwei Seiten vor Angriff gewarnt

Im Krankenhaus soll der Ministerpräsident auf die Bedrohung angesprochen worden sein. Sein Büro spricht von »Verleumdung und Lügen«

 13.12.2024

Nahost

Acht Hamas-Mitglieder in Gaza getötet

Zu den Terroristen gehört ein Mann, der am Massaker vom 7. Oktober 2023 in Israel beteiligt war

 13.12.2024

Berlin/Jerusalem/Tel Aviv

60 Jahre diplomatische Beziehungen: Deutsch-israelischer Buchmesse-Pavillion abgesagt

Regierungsbeamte in Israel sind enttäuscht. Die Bundesregierung sieht die Sache anders

 13.12.2024 Aktualisiert

Meinung

Wenn Social Media zur Gefahr für die Demokratie wird

Politik und Plattformbetreiber müssen konsequent gegen Desinformation und Hetze vorgehen

von Anna Staroselski  12.12.2024

Berlin

Roth: Israelische Angriffe auf syrische Waffenlager verständlich

Israels Luftwaffe bombardiert seit dem Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad massiv militärische Einrichtungen in Syrien. Der SPD-Politiker zeigt dafür zum Teil Verständnis

 12.12.2024

Nach Eklat

Vatikan entfernt Jesus-Kind mit Keffiyeh

Nach tagelanger Kritik hat die katholische Kirche nun reagiert, auch wenn sie sich öffentlich nicht äußert

von Nils Kottmann  12.12.2024

Baden-Württemberg

Nach antisemitischen Anfeindungen: Innenminister will Pfarrer schützen

Ein evangelischer Pastor in Langenau bei Ulm wird seit Monaten wegen seiner Kritik an den Hamas-Massakern angefeindet

 12.12.2024