Verschwörungsmythen sind in der aktuellen Corona-Pandemie in Deutschland weit verbreitet. Das geht aus der 10. Leipziger Autoritarismus-Studie mit dem Titel »Autoritäre Dynamiken. Alte Ressentiments - neue Radikalität« hervor, die am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde.
Demnach gab es bei 47,8 Prozent der Befragten eine deutliche Zustimmung zu der Aussage: »Die Hintergründe der Corona-Pandemie werden nie ans Licht der Öffentlichkeit kommen« und bei 33 Prozent zu der Aussage: »Die Corona-Krise wurde so groß geredet, damit einige wenige davon profitieren können«. Im Osten waren diese Überzeugungen dabei wesentlich stärker ausgeprägt als im Westen.
Der Direktor des Kompetenzzentrums für Rechtsextremismus- und Demokratieforschung der Universität Leipzig, Oliver Decker, sprach von einer Zunahme solcher Einstellungen und warnte, dass Verschwörungmythen als »Einstiegsdroge« für ein antimodernes Weltbild wirken könnten. Sie seien neben der Ausländerfeindlichkeit derzeit sehr tragfähige Bindeglieder zwischen den verschiedenen antidemokratischen Milieus - genauso wie Antisemitismus und Antifeminismus.
Der Psychologe und Soziologe Elmar Brähler erläuterte, die Unzufriedenheit mit der Demokratie werde von Befragten in den neuen Bundesländern auch damit begründet, dass sie keine Möglichkeiten der politischen Partizipation hätten. Sie fühlten sich nicht von den Parteien vertreten.
»Manifest rechtsextreme Einstellungen« fanden die Forscher indes bei 4,3 Prozent der Befragten - im Osten waren es 9,5 Prozent, im Westen drei Prozent. Eine Leipziger Autoritarismus-Studie wird seit 2002 alle zwei Jahre veröffentlicht. Für die aktuelle Erhebung wurden vom 2. Mai 2020 bis 19. Juni 2020 bundesweit 2503 Menschen befragt. epd