Gaza

Geheimste Diplomatie

Am Dienstagmorgen lag der Vorschlag einer Feuerpause vor. Israel akzeptierte, doch die den Gazastreifen beherrschende Hamas lehnte ab. Der Plan wurde präsentiert, nachdem unter anderem der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier zu Gesprächen in den Nahen Osten geeilt war. Der Plan hatte vorgesehen, dass innerhalb von 48 Stunden Delegationen aus Israel und den palästinensischen Gebieten im ägyptischen Kairo indirekte Gespräche führen sollten.

verhandlungen Hamas und Israel im Gespräch – was nach einer diplomatischen Sensation aussieht, ist trotz des gescheiterten Vorschlags einer Waffenruhe weiterhin nicht unmöglich. Verhandeln würden dann Experten, die über Verbindungen zur Gegenseite verfügen.

Etwa David Meidan, pensionierter Chef des Mossad, der als Chefunterhändler die Bedingungen für die Freilassung des 2006 entführten Soldaten Gilad Schalit ausgehandelt hatte. Auch Gershon Baskin, ehemaliger Sicherheitsberater der israelischen Regierung und Gründer des israelisch-palästinensischen Zentrums für Wissenschaft und Information (IPCRI), eine Denkfabrik in Jerusalem, die den Friedensprozess begleitet, war damals dabei und könnte dieses Mal wieder zum Einsatz kommen.

Auf Twitter verkündete der 59-Jährige am Dienstagnachmittag: »Habe gerade mit einer Quelle vom ägyptischen Geheimdienst gesprochen. Er schlägt vor, ihnen noch ein paar Stunden mehr zu geben, um die Probleme mit der Hamas zu lösen.«

kontakte In die Rolle des israelischen Vermittlers ist Baskin, der in den USA geboren wurde, mehr oder weniger durch Zufall gekommen. Kurz nach der Entführung Schalits erhielt er den Anruf eines Wirtschaftsprofessors aus Gaza, der der Hamas nahestand. Diesen hatte er einmal auf einer Konferenz in Kairo getroffen und sich ziemlich lange mit ihm unterhalten.

Nicht, dass die beiden gleicher Meinung gewesen wären. Die Anerkennung Israels etwa sei für seinen Gesprächspartner inakzeptabel gewesen, sagte Baskin. Trotzdem scheint der Israeli den Professor beeindruckt zu haben. »Er stellte den Kontakt zu Ismail Hanija, dem damaligen Ministerpräsidenten in Gaza, her. Ich sollte ihre Mitteilungen an die israelische Regierung weiterleiten«, erinnert sich Baskin in einem Interview. Der Israeli sagte zu, und innerhalb einer halben Stunde habe er eine Kontaktperson aus Hanijas Kreisen zur Verfügung gestellt bekommen.

Eine Entscheidung, die Baskin ohne Absprache mit der israelischen Seite traf, die aber rechtlich keine Folgen hatte: »Kontakt ist ja nicht verboten.« Dann rief ihn Ghazi Hamad, der damalige Sprecher der Hamas, an und blieb von da an sein Verbindungsmann.

terroristen Mit der israelischen Regierung unter Ehud Olmert in Kontakt zu kommen, kostete Baskin damals mehr Zeit. Es gelang mithilfe von dessen Tochter, änderte aber nichts daran, dass der Premier sich auf »Verhandlungen mit Terroristen« nicht einlassen wollte.

Erst als Olmert im August 2006 Ofer Dekel, einen früheren führenden Mitarbeiter des Inlandsgeheimdienstes Schin Bet, zum verantwortlichen Kontaktmann ernannte, und der Baskin um die Identifizierung eines Dokument der Hamas bat, war Baskin offiziell-inoffiziell an den Verhandlungen beteiligt.

Wer sein Protokoll von der langen Zeit der Verhandlungen liest, versteht, wie viel Psychologie nötig ist, um zum Ziel zu kommen. Das dürfte bei den nun – vielleicht – anstehenden Verhandlungen wieder so sein: Ein falsches Wort, eine falsche Handlung, und es folgt ein Rückschlag. So kostete es allein Monate, bis die Hamas zustimmte, ein Lebenszeichen von Schalit zu veröffentlichen.

Zwei Faktoren hätten schließlich den Ausschlag zur Freilassung gegeben, erinnert sich Baskin: »Netanjahus fester Wille, Schalit heimzuholen, und die Bereitschaft von Ahmed al-Dschabari, damals Kopf des militanten Arms der Hamas, über die Bedingungen zu verhandeln.«

Eine ähnliche Konstellation ist derzeit nicht sichtbar – aber nicht unmöglich.

Internationales

Europäische Rabbiner nominieren Donald Trump für Friedensnobelpreis

Der Präsident der Europäischen Rabbinerkonferenz, Pinchas Goldschmidt, hat sich Forderungen angeschlossen, den US-Präsidenten für seine Bemühungen im Nahen Osten mit dem Preis zu ehren

 21.11.2025

Judenhass

Mamdani reagiert auf antisemitische Demo vor Synagoge

Die Teilnehmer schreien »Tod den IDF!«, »Globalisiert die Intifada!« und »Wir wollen hier keine Zionisten!«

von Imanuel Marcus  21.11.2025 Aktualisiert

New York

Neonazi wollte als Weihnachtsmann jüdische Kinder mit Süßigkeiten vergiften

Der Antisemit soll zudem »Interesse an einem Massengewaltakt« gezeigt und Anleitungen zum Bau von Bomben geteilt haben. Nun wird er angeklagt

 21.11.2025

Weimar

Buchenwald will einzelne Dokumente aus abgesagter Auktion übernehmen

Der Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Jens-Christian Wagner, warnt nach der gestoppten Auktion in Neuss vor stillen Verkäufen von KZ-Artefakten. Solche Objekte und Dokumente sollten Gedenkstätten überlassen werden

 21.11.2025

Diplomatie

Bosnien: Diplomatischer Eklat um Nazi-Helm an deutschen UN-Vertreter

Vor 30 Jahren endete der Krieg in Bosnien und Herzegowina. Jetzt flammt die Debatte um die politischen Nachwehen von Neuem auf. Im Fokus eines skandalösen Angriffs steht ein deutscher UN-Politiker

 20.11.2025

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  20.11.2025 Aktualisiert

Berlin

Messerangriff am Holocaust-Mahnmal: Prozess beginnt

Ein 19-jährigen Syrer soll dort im Februar einem spanischen Touristen lebensgefährlich verletzt haben. Aufgrund einer sofortigen Notoperation überlebte das Opfer

 20.11.2025

Washington D.C.

Trump unterschreibt Gesetz zur Freigabe von Epstein-Akten

Der Druck auf den US-Präsidenten wurde zu groß - nun hat er die Veröffentlichung von Akten zu einem Fall genehmigt, den er nicht loswurde. Was das bedeutet

von Anna Ringle, Franziska Spiecker, Khang Mischke, Luzia Geier  20.11.2025

Russischer Eroberungskrieg

Neuer US-Friedensplan: Ukraine unter Druck

Die USA haben Sanktionen gegen Russland verhängt, doch hinter den Kulissen scheint weiter verhandelt worden zu sein. Kiew trifft dies zu einem doppelt ungünstigen Zeitpunkt

 20.11.2025