New York

Gegen Juden und Israel

Nach Enthaltung bei UN-Resolution: Das Simon Wiesenthal Center wirft der Obama-Regierung vor, »jüdische Geschichte ausgelöscht« zu haben. Foto: dpa

Am Dienstag veröffentlichte das Simon-Wiesenthal-Zentrum (SWZ) wie jedes Jahr eine Liste der zehn gravierendsten Vorfälle von Judenhass weltweit. 2016 steht für die jüdische Menschenrechtsorganisation die amerikanische Enthaltung bei der jüngsten Abstimmung im UN-Sicherheitsrat über die israelische Siedlungstätigkeit an der Spitze.

Das SWZ warf der Obama-Regierung vor, mit ihrem Schritt »jüdische Geschichte ausgelöscht« zu haben. »Der erstaunlichste Angriff der Vereinten Nationen auf Israel wurde von Präsident Obama ermöglicht, als sich die USA bei einer Resolution des UN-Sicherheitsrates enthielten, die Israels Siedlungsbau verurteilt. Er hat jahrzehntelange US-Politik, derartigen diplomatischen Vorstößen gegen den jüdischen Staat zu widersprechen, ins Gegenteil verkehrt«, schrieb das Zentrum.

labour Den zweiten Rang auf der Liste nehmen der britische Labour-Chef Jeremy Corbyn und die ehemalige britische Politikerin Baroness Jenny Tonge ein. Der Antisemitismus in der Labour-Partei habe »stark zugenommen«, hieß es in dem Bericht. Corbyn, der zuvor schon die Hamas und die Hisbollah als »Freunde« bezeichnet hatte, fördere auch seinen strategischen Berater Seumas Milne, einen Hamas-Sympathisanten, so die Begründung.

Auf dem dritten Platz der Top-Ten-Liste rangiert Frankreich. Das Land habe »immer wieder Israel« herausgegriffen – »ungeachtet der zerstörerischen und mörderischen islamistischen Terrorattacken, der Tatsache, dass französische Juden weiter Zielscheibe sind, und Berichten von der Weigerung einiger muslimischer Polizeioffiziere, Synagogen zu bewachen«.

Die französische Regierung habe zudem als erstes EU-Mitglied Etiketten an israelischen Gütern gefordert, die in den besetzten Gebieten produziert werden.

GEW Oldenburg Den vierten Platz teilen sich verschiedene gegen Israel gerichtete BDS-Boykottaktionen, darunter neben der amerikanischen United Church of Christ (UCC), die BDS 2016 mit überwältigender Mehrheit unterstützte, und der kanadischen Ryerson-Universität in Toronto auch die deutsche Lehrergewerkschaft GEW und deren Kreisverband in Oldenburg. Christoph Glanz, einer ihrer Vertreter, hatte in einem Artikel der GEW-Zeitschrift einen »totalen Boykott Israels« gefordert, hieß es in der SWZ-Begründung. Darin war unter anderem die Rede von »ethnischer Säuberung« gewesen (www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/26460).

Auf den Plätzen fünf bis acht stuft das SWZ Richard Spencer ein, Leiter des rechtsextremen amerikanischen National Policy Institute (NPI), Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und die palästinensische Terrororganisation Hamas, ferner »die Explosion antisemitischer Attacken in den Niederlanden« und die schwedische Außenministerin Margot Wallström – sie sorge sich »mehr um die Terroristen als um deren Opfer«.

Platz neun nimmt der Antisemitismus im Sport ein – Ausbrüche dieser Art wurden vorwiegend gemeldet aus den USA, den Niederlanden, Kroatien, Italien, Großbritannien und Polen –, Platz zehn die Diffamierung des polnisch-jüdischen Historikers Jan Tomasz Gross (www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/24698). ja

Antiisraelischer Beschluss

Linken-Spitze distanziert sich von Parteijugend

Die Linksjugend Solid wirft Israel unter anderem einen »kolonialen und rassistischen Charakter« vor – und löst in der Partei Empörung aus

 06.11.2025

Urteil

Betätigungsverbot für israelfeindlichen Aktivisten war rechtswidrig

Ghassan Abu-Sittah, der der israelischen Armee vorwirft, vorsätzlich Kinder zu töten, hätte auf dem »Palästina-Kongress« sprechen dürfen

 06.11.2025

Terrorismus

Nach Hamas-Festnahme: Waffenfund in Österreich

Der österreichische Verfassungsschutz stellte fünf Faustfeuerwaffen und zehn Magazine sicher

 06.11.2025

Gedenken

Neues Denkmal für jüdische Häftlinge in Gedenkstätte Ravensbrück

Etwa 20.000 Jüdinnen und Juden sind im ehemaligen Konzentrationslager Ravensbrück in Brandenburg inhaftiert gewesen. Die heutige Gedenkstätte hat nun ein neues Denkmal enthüllt - im Beisein von Überlebenden

von Daniel Zander  06.11.2025

Kommentar

Warum Zürichs Entscheid gegen die Aufnahme von Kindern aus Gaza richtig ist

Der Beschluss ist nicht Ausdruck mangelnder Menschlichkeit, sondern das Ergebnis einer wohl überlegten Abwägung zwischen Sicherheit, Wirksamkeit und Verantwortung

von Nicole Dreyfus  06.11.2025

Ehrung

»Wir Nichtjuden sind in der Pflicht«

Am Mittwochabend wurde Karoline Preisler mit dem Paul-Spiegel-Preis des Zentralrats der Juden in Deutschland ausgezeichnet. Wir dokumentieren ihre Dankesrede

 06.11.2025 Aktualisiert

Medien

So erzeugt man einen gefährlichen Spin

Wie das Medienunternehmen »Correctiv« den Versuch unternimmt, die Arbeit des israelischen Psychologen Ahmad Mansour fragwürdig erscheinen zu lassen

von Susanne Schröter  06.11.2025

Meinung

Wenn deutsche Linke jüdische Selbstbestimmung ablehnen

In einer Resolution delegitimiert die Linksjugend Israel als koloniales, rassistisches Projekt. Dabei ist der Staat der Juden nicht zuletzt eine Konsequenz aus den Verbrechen der Deutschen im Nationalsozialismus

von Frederik Schindler  06.11.2025

Ostdeutschland

AfD-Regierung als »Schreckensszenario«

Zehn Monate vor den Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt wächst in den jüdischen Gemeinden die Sorge vor einem Sieg der AfD

von Joshua Schultheis  06.11.2025