Sachsen

Gedenkstättenleiter nach NS-Vergleich unter Druck

Stiftungsgeschäftsführer Siegfried Reiprich Foto: PR / Steffen Giersch

Wegen umstrittener Äußerungen auf Twitter gerät der
Geschäftsführer der Stiftung Sächsische Gedenkstätten, Siegfried
Reiprich, zunehmend unter Druck. Nach Politikern von Linken und
Grünen brachte am Mittwoch auch Landeskulturministerin Barbara
Klepsch (CDU) ihr Befremden zum Ausdruck. Sie distanziere sich scharf
von Reiprichs auf der Online-Plattform verbreiteten Aussagen,
erklärte Klepsch, die auch dem Rat der Stiftung vorsitzt, in Dresden.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

»Der angedeutete Vergleich zwischen den jüngsten Krawallen in
Stuttgart und den NS-Pogromen 1938 verkennt die Wesensmerkmale von
politischer Gewaltherrschaft«, erklärte die Ministerin. Dies
widerspreche klar dem Sinn der Gedenkstättenarbeit. Klepsch kündigte
an, den Stiftungsrat wegen Reiprichs Äußerungen kurzfristig zu einer
Sitzung einzuladen. »Mir geht es darum, dass sich das zuständige
Stiftungsorgan mit der Angelegenheit befasst«, sagte sie.

Reiprich hatte am Montag mit Blick auf die Ausschreitungen gegen
Polizisten und Plünderungen in Stuttgart am vorletzten Wochenende
getwittert: »War da nun eine Bundeskristallnacht oder ’nur‹ ein
südwestdeutsches Scherbennächtle?« Tags darauf sorgte er auf
derselben Plattform mit einer weiteren Äußerung für Irritationen, in
der er weiße Menschen als bedrohte Minderheit darstellte.

Zu dem ersten Tweet erklärte der kultur- und erinnerungspolitische
Sprecher der Linksfraktion im sächsischen Landtag, Franz Sodann,
Reiprich habe mit seiner Aussage die Vorfälle in Stuttgart mit
systematischen, gewaltsamen Übergriffen auf jüdisches Leben 1938
gleichgesetzt. Reiprich habe der Erinnerungskultur in Sachsen
»schweren Schaden« zugefügt.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Die kulturpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Claudia
Maicher, erklärte, der Vergleich zu Stuttgart »relativiert auf
irrwitzige Art und Weise NS-Verbrechen«, das »Fabulieren über eine
weiße Minderheit in Europa« leiste »rassistischen und rechtsextremen
Angriffen auf unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt Vorschub«.

Der Theologe und SPD-Landtagsabgeordnete Frank Richter
kritisierte, Reiprich spiele »bewusst, willentlich und öffentlich«
mit Vergleichen aus der NS-Zeit und gebe sich als Anhänger rechten
Gedankenguts zu erkennen. Damit verletze er »genau diese
Opfergruppen, für die er eine besondere Verantwortung an prominenter
Stelle wahrzunehmen hätte«, sagte Richter.

Reiprich war bereits früher wegen seiner Amtsführung in die Kritik
geraten. Die Stiftung hatte vergangene Woche sein vorzeitiges
Ausscheiden aus dem Amt noch in diesem Jahr bekanntgegeben. Laut
Kulturministerium will Reiprich seinen Dienstvertrag zum 30. November
beenden. epd

Neuerscheinung

Die postkoloniale Endlösung

JA-Chefredakteur Philipp Peyman Engel schreibt in »Deutsche Lebenslügen« über die gefährliche Allianz von linken und muslimischen Judenhassern. Ein exklusiver Buchauszug

 18.03.2024

Brandenburg

Zahl der rechten Gewalttaten gestiegen

Ein Drittel der Betroffenen sind Kinder und Jugendliche

 18.03.2024

Berlin

Zentralrat der Juden: Fehlende Förderung für Initiativen kein gutes Zeichen

Politiker beschwören den Kampf gegen Antisemitismus. Zugleich müssen viele Initiativen immer wieder neu um Gelder bangen. Was das für die Demokratie bedeutet, sagt jetzt der Präsident des Zentralrats der Juden

von Leticia Witte  18.03.2024

Frankfurt/Main

Bundesbank-Vorgängerin »willfähriger Handlanger« in NS-Zeit

Die Zentralbank Deutschlands hat ihre Geschichte untersuchen lassen

 18.03.2024

Analyse

Was macht Putin nach der Wahl?

Dass der russische Präsident im Amt bestätigt wird, gilt als sicher. Beobachter blicken mit Sorge auf die kommende Zeit

von Jim Heintz  17.03.2024

Nahost

Zweiter Israel-Besuch seit Kriegsbeginn: Scholz trifft Netanjahu

Der Bundeskanzler fordert eine Waffenruhe, um die Befreiung der Geiseln, den Stopp des Beschusses auf Israel und mehr humanitäre Hilfe für die notleidende Bevölkerung in Gaza zu ermöglichen

 17.03.2024 Aktualisiert

Deutschland

»Wie es weitergeht, entscheidest du«

Der dritte und letzte Kampagnen-Film von »Stop repeating Stories« erzählt von Esther - und geht erneut sehr nahe

von Sophie Albers Ben Chamo  15.03.2024

Bildung

Antisemitismus unter Studenten: Zentralrat fordert mehr Forschung

Die Betroffenenperspektive müsse bei Untersuchungen dieser Art mit einbezogen werden

 15.03.2024

Antisemitismus

Was deutsche Studenten über Juden und Israel denken

Rund ein Zehntel der in Deutschland Studierenden ist antisemitisch eingestellt

von Michael Thaidigsmann  14.03.2024