Wuligers Woche

Gebete für die GroKo

»Er erfülle sie mit seinem göttlichen Lichte und verleihe ihnen Weisheit, Einsicht und Kraft.« Foto: dpa

Seid achtsam, wenn ihr es mit den Mächtigen zu tun habt», heißt es in den Sprüchen der Väter. Aber das war vor der geplanten GroKo in Berlin. Heute würden unsere Weisen wahrscheinlich raten: «Seid nicht peinlich berührt.» Oder: «Lacht nicht so laut.» Nicht nur haben wir immer noch keine neue Regierung. Wir wissen nicht mal sicher, ob und wann wir eine kriegen.

Und selbst falls doch, ist momentan nicht absehbar, wer wirklich in ihr als Minister sitzen oder vorher von den eigenen Leuten abgeschossen werden wird. «Ohne Furcht vor der Regierung würde man einander lebendig verschlingen», sagte Rabbi Chanina. Derzeit verschlingen die Politiker sich selbst.

Obrigkeit Wahrscheinlich sind wir Juden an dem Chaos mit schuld. Wir sprechen an Schabbat in unseren Synagogen nicht mehr, wie einst, das Gebet für die weltliche Herrschaft. Früher flehten wir den Segen Gottes für die Regierenden herbei. «Er segne und beschütze unsere ordentliche Obrigkeit», hieß es etwa in einem Gebetbuch für die öffentliche und häusliche Andacht der Israeliten von 1845: «Er erfülle sie mit seinem göttlichen Lichte und verleihe ihnen Weisheit, Einsicht und Kraft.» Davon ist derzeit leider wenig in Berlin zu sehen.

Höchste Zeit deshalb, das alte Gebet rasch wieder in den Gottesdiensten einzuführen. Wobei natürlich der Text den neuen Umständen angepasst werden muss. Von «ordentlicher Obrigkeit» kann schon mal nicht die Rede sein. Ordnung sieht anders aus. Im Regierungsviertel geht’s eher zu wie in der Judenschule. «Weisheit, Einsicht und Kraft» wären schön, sind aber möglicherweise zu viel verlangt. Wir wollen Gott nicht überfordern. Das Judentum ist eine Religion der praktischen Vernunft. Unsere Gebete sollten realistisch bleiben.

Wenn unsere Rabbinerinnen und Rabbiner erlauben, dass ich, als säkularer Laie, in ihrem Revier wildere: Ich hätte ein paar Vorschläge. Für abgehalfterte SPD-Vorsitzende zum Beispiel: «Der Herr sei barmherziger als ihre eigenen Genossen und gewähre ihnen mehr als 48 Stunden als Ministerkandidat.» Und, wo wir gerade beim Spitzenpersonal der Sozen sind: «Er hüte ihre Zungen, auf dass sie nicht töricht sprechen wie kleine Kinder.»

Kabinett Göttlichen Beistand kann auch die CDU gebrauchen: «Er schenke ihnen Demut in zweitrangigen Ämtern.» Unionspolitikern, die es diesmal nicht in das Kabinett geschafft haben, spenden wir Trost: «Er segne sie mit Geduld. Denn ihre Zeit wird kommen. Länger als zwei Jahre hält der Laden sowieso nicht.»

Auch die CSU und ihr neuer «Heimatminister» Horst Seehofer werden bedacht: «Er lasse sie Ressorts weiser benennen.» Für FDP und Grüne bleibt die Mahnung: «Er bremse sie in ihrer Häme. Sie hatten ihre Chance und haben sie versiebt.» Und zum Abschluss flehen wir mit Inbrunst: «Er bewahre uns vor Neuwahlen. Denn danach wird das Chaos mit Sicherheit noch schlimmer werden.»

Frankreich

Spezialeinsatz vor iranischem Konsulat in Paris

Ein Mann soll mit Granaten am Gürtel das Gebäude betreten haben

 19.04.2024

Wiesbaden

Hessen lädt iranischen Generalkonsul aus

Es könne nicht so getan werden, »als ob nichts gewesen wäre«, sagt Manfred Pentz (CDU)

 19.04.2024

Nahostkonflikt

»Israel muss iranische Rakete mit Atomsprengkopf fürchten«

John Bolton warnt im NZZ-Interview vor der Verbreitung von Nukleartechnologie durch Nordkorea

 19.04.2024

Meinung

Gezielte Aktionen gegen das iranische Regime werden weitergehen müssen

Warum Teheran nicht nur eine Gefahr für die Region, sondern auch für die Ukraine ist

von Saba Farzan  19.04.2024

Iran/Israel

Scholz warnt erneut vor Eskalation im Nahen Osten

Es habe »erneut eine militärische Aktivität« gegeben, stellt der Bundeskanzler fest

 19.04.2024

Gmund

Merz: Selbstverteidigungsrecht Israels endet nicht an eigener Grenze

»Die Eskalationsdominanz liegt allein beim Mullah-Regime in Iran«, so der CDU-Chef

 19.04.2024

Antisemitismus

Zentralrat der Juden äußert sich zu Hallervordens Gaza-Video

Das Gaza-Gedicht des Schauspielers wurde in den vergangenen Tagen massiv kritisiert

 19.04.2024

Vereinte Nationen

Amerikanisches Veto gegen UN-Vollmitgliedschaft für Palästina

Die USA sehen Einigung auf eine Zweistaatenlösung als Voraussetzung für eine Anerkennung

 19.04.2024

Berlin

Zeitung: Anstieg rechtsextremer und antisemitischer Straftaten

Durch Judenhass motivierte Straftaten nehmen stark zu

 19.04.2024