Einspruch

Freunde in der Not

Mit dem Feuer in den Carmel-Bergen hat Israel eine der schlimmsten Umweltkatastrophen seiner Geschichte erlebt. Verwundert reiben sich nicht nur Israelis die Augen und fragen, wie das hochgerüstete Land einerseits auf den Ernstfall Krieg vorbereitet sein kann, gleichzeitig die »Heimatfront« dermaßen entblößt lässt. Der jüdische Staat besitzt keine eigenen Löschflugzeuge und verfügt nur über eine geringe Zahl von Feuerwehrleuten. Die Israelis finden sich so in einer ungewohnten Rolle wieder. Seit Jahrzehnten leistet Jerusalem Entwicklungshilfe in Afrika oder Katastrophenhilfe wie in Haiti. Und plötzlich ist man selbst auf Unterstützung von außen angewiesen.

Cowboy Diese Krise hält aber auch Tröstliches parat. Etwa, dass das Land keinesfalls so isoliert und auf sich allein gestellt ist, wie dessen Bürger manchmal glauben. Israel ist in den vergangenen Jahren zum Objekt internationaler Kritik geworden, die weit über das angemessene Maß hinausging. Das hat bei vielen Israelis den Rückzug in eine innere Abwehr gegen die Welt bewirkt. Weil man aus gutem Grund in dem Versuch, das Land zu einem Paria-Staat zu machen, eine neue Art von Antisemitismus entdeckte. In der Not, sagte man sich, können wir uns ohnehin nur auf uns selbst verlassen.

Nun zeigt sich, dass dieses Bild vom einsamen Cowboy nicht stimmt. Nach dem Hilferuf von Premier Benjamin Netanjahu sind Europa, Amerika und manche Nachbarn schnell tätig geworden. Ägypten und Jordanien etwa haben Feuerwehrleute entsandt, selbst die Palästinenser stellten eine Hilfstruppe auf. Sogar die israelkritische türkische Regierung hat prompt reagiert.

Die Israelis haben also mehr Freunde, als sie selbst oft glauben. Manche davon haben zwar ein Problem mit Jerusalems Politik, zum Beispiel dem Siedlungsbau, aber nicht mit dem Staat der Juden an sich. Deshalb ist es Zeit, dass die Israelis aus der Schmollecke der internationalen Politik kommen und nicht jede Kritik gleich als Angriff auf das zionistische Projekt begreifen.

Der Autor ist Ressortleiter Außenpolitik der »Welt« und der »Welt am Sonntag«.

Berlin

»Berlin verneigt sich«

Zwei Monate nach ihrem Tod wird die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer in Berlin gewürdigt. Der Bundespräsident mahnt vor Politikern und Weggefährten, das Erbe der Jahrhundertfrau weiterzutragen

von Alexander Riedel  09.07.2025 Aktualisiert

Berlin

Berufungsverhandlung gegen X wegen antisemitischer Inhalte

Der Beauftragte der Bundesregierung gegen Antisemitismus, Felix Klein, unterstütze den Prozess

 09.07.2025

Langenau

»Die Aktivisten wollen den Pfarrer und seine Familie zermürben«

Württembergs Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl fordert konkrete Schritte gegen »propalästinensische« Störer vor der Martinskirche. Die Stadt habe »versucht, es auszusitzen«

 09.07.2025

Berlin

Lahav Shapira verklagt FU: Prozess beginnt Dienstag

Der attackierte Student wirft seiner Universität vor, zu wenig gegen Antisemitismus auf dem Campus getan zu haben

 09.07.2025

Meinung

BSW und AfD: Zwei Ausprägungen desselben autoritären Denkens

Sahra Wagenknecht und ihre Partei nähern sich den Rechtsextremen immer weiter an. Spätestens jetzt ist klar: Am BSW gibt es nichts Progressives

von Igor Matviyets  09.07.2025

Interview

»Schau ma mal, dann seng ma scho«

Josef Schuster über 75 Jahre Zentralrat der Juden in Deutschland, Herausforderungen für die Gemeinden und die Frage, ob er für eine weitere Amtszeit kandidieren will

von Leticia Witte  09.07.2025

Berlin

Merz: Israels Angriffe auf Iran sind völkerrechtskonform

Sind die israelischen Angriffe auf den Iran vom Völkerrecht gedeckt? Der Kanzler nimmt dazu nun eine eindeutige Haltung ein

 09.07.2025

Berlin

Millionenförderung für jüdisches Leben

Die sogenannten Staatsleistungen machten dabei fast 8,9 Millionen Euro in dieser Summe aus. Als Zuwendung für personelle Sicherheitsleistungen flossen den Angaben zufolge 6,1 Millionen Euro

 09.07.2025

Skandal-Band

Felix Klein fordert, Konzerte von »Bob Vylan« abzusagen

Das britische Punk-Duo hatte bei einem Auftritt israelischen Soldaten den Tod gewünscht

von Hannah Schmitz  09.07.2025