Skandal

Fotos aus dem Ghetto

Foto: imago/ZUMA Press

Wer auf eBay nach Judaika sucht, wird schnell fündig. Mesusot, Chanukkaleuchter oder Bilder prominenter Rabbiner gibt es dort zuhauf. Auch allerhand Skurriles fördert die Eingabe des Begriffs auf dem Online-Marktplatz zutage. Doch dann stößt man auf die folgende Anzeige: »Knabe Ghetto Litzmannstadt kind JUNGE kz späterer GAS TOD CHELMNO« (sic) und sieht das Schwarz-Weiß-Foto eines kleinen Jungen in der Badewanne. »das kind durfte nur wenige Jahre alt werden als es in die Gaskammer von Chelmno kam!!!« (sic), heißt es weiter.

Es ist nicht das einzige Bild des Anbieters aus Südthüringen. Ein anderes von ihm offeriertes Foto, das gleichfalls ein Kleinkind zeigt, wird mit ähnlichen Worten beworben: »dieser junge durfte nur wenige Jahre als werden als ein in die Gaskammer von kulmhof kam!!!« (sic). Diesmal ist der Anzeige ein weiterer Text hinzugefügt: »(…) Das FOTO soll keine NAZI-Verherrlichung dienen sondern ist ein Stück Zeitschichte und für Museale Zwecke bestimmt !! oder Sammler… ehre dem gedenken der verstorbenen.« (sic)

anbieter Die beiden Anzeigen sind alles andere als Einzelfälle. Auf eBay fanden sich zahlreiche Anbieter, die neben Wehrmachts-Devotionalien, Rote-Armee-Ausweisen aus dem Zweiten Weltkrieg oder Orden auch Aufnahmen aus dem Ghetto in Warschau zum Verkauf anbieten – oder Fotos, die Juden auf einem Bahnhof in der von Nazi-Deutschland besetzten polnischen Hauptstadt zeigen. Solche Bilder kosten dann schon mal 59,99 Euro.

Auf eBay fanden sich zahlreiche Anbieter, die neben Wehrmachts-Devotionalien, Rote-Armee-Ausweisen aus dem Zweiten Weltkrieg oder Orden auch Aufnahmen aus dem Ghetto in Warschau zum Verkauf anbieten.

Des Weiteren werden Aufnahmen aus dem Jahr 1939 versteigert, auf denen Juden zu sehen sind, wie sie von deutschen Soldaten dazu gezwungen werden, Wehrmachtsfahrzeuge zu waschen. Für 350 Euro kann man fünf Fotos erwerben, die den Abtransport von Juden aus dem Ghetto Siedlce zeigen.

Ganz offensichtlich existiert für solche »Schnappschüsse« ein Markt, andernfalls ließen sich die Preise für Fotos, die das Leid von Juden festhalten, nicht erklären. Über die Käufer und ihre Motive kann jedenfalls nur spekuliert werden, Historiker, Gedenkstätten oder Museen dürften wohl kaum darunter sein.

bestimmungen Die Verkäufer selbst offerieren die Bilder, die oft von ehemaligen Wehrmachtssoldaten bei ihren Einsätzen geschossen wurden oder aus den privaten Fotoalben von in der Schoa Ermordeten stammen, möglichst reißerisch mit Begriffen wie »Gaskammer«, den Namen bekannter früherer Konzentrationslager oder einfach nur »Tod«. »Die Beispiele verstoßen unserer Auffassung nach nicht gegen gesetzliche Bestimmungen«, hieß es dazu von eBay auf Anfrage der Jüdischen Allgemeinen.

»Die eBay-Grundsätze bezüglich sogenannter Holocaust-Memorabilia sind jedoch wesentlich strenger als die gesetzlichen Bestimmungen. Der eBay-Grundsatz zu nationalsozialistischen und anderen ex­tremistischen Artikeln verbietet Artikel mit Bezug zum Holocaust sowie den Geschehnissen in den Konzentrationslagern.«

Das Unternehmen reagierte sofort. »Unser Sicherheitsteam hat die von Ihnen gemeldeten Angebote daher gelöscht und den Anbieter angemessen sanktioniert.« Ferner erklärte man: »Wenn zeitweise unzulässige Artikel auf unserem Marktplatz sichtbar sind, bedeutet dies keinesfalls, dass wir diese Angebote dulden oder erlauben. Es handelt sich dabei um Artikel, von denen wir bis dahin noch keine Kenntnis hatten und die deshalb leider noch nicht gelöscht wurden.«

Bereits vor sieben Jahren war eBay einmal in die Schlagzeilen geraten, weil ein in Kanada lebender Ukrainer zahlreiche solcher »Holocaust-Memorabilia« zum Kauf angeboten hatte, darunter die Uniform eines KZ-Insassen aus Auschwitz für 11.300 Pfund oder Hosen von KZ-Insassen für Preise zwischen 5000 und 5600 Pfund. Dem Internetgiganten war die Sache hochpeinlich. Sofort wurden die Artikel von der Seite genommen, das Unternehmen entschuldigte sich dafür, dass es die Wahrung der eigenen Standards nicht richtig im Blick hatte, und spendete 25.000 Pfund an eine Hilfsorganisation.

Brüssel

EU verhängt erstmals Sanktionen gegen israelische Siedler

Dies bestätigten Diplomaten gegenüber der Deutschen Presse-Agentur

 19.04.2024

Iran/Israel

Scholz warnt erneut vor Eskalation im Nahen Osten

Es habe »erneut eine militärische Aktivität« gegeben, stellt der Bundeskanzler fest

 19.04.2024

Gmund

Merz: Selbstverteidigungsrecht Israels endet nicht an eigener Grenze

»Die Eskalationsdominanz liegt allein beim Mullah-Regime in Iran«, so der CDU-Chef

 19.04.2024

Antisemitismus

Zentralrat der Juden äußert sich zu Hallervordens Gaza-Video

Das Gaza-Gedicht des Schauspielers wurde in den vergangenen Tagen massiv kritisiert

 19.04.2024

Vereinte Nationen

Amerikanisches Veto gegen UN-Vollmitgliedschaft für Palästina

Die USA sehen Einigung auf eine Zweistaatenlösung als Voraussetzung für eine Anerkennung

 19.04.2024

Berlin

Zeitung: Anstieg rechtsextremer und antisemitischer Straftaten

Durch Judenhass motivierte Straftaten nehmen stark zu

 19.04.2024

Wien

IAEA: Keine Atomanlagen im Iran beschädigt

IAEA-Chef Rafael Grossi ruft »alle zu äußerster Zurückhaltung auf«

 19.04.2024

Nahost

Begrenzter Drohnenangriff als Signal an Teheran

Welches Ziel verfolgte Israel mit seiner Attacke gegen den Iran?

von Imanuel Marcus  19.04.2024

Nahost

Keine Berichte über Schäden nach Angriff im Iran

Mehrere Flugobjekte am Himmel von Isfahan seien abgeschossen worden, erklärt das Mullah-Regime

 19.04.2024