Experten fordern die Bundesregierung auf, bei der Altersarmut jüdischer Zuwanderer aus der früheren Sowjetunion gegenzusteuern. So müsse ein angedachter Härtefallfonds noch in diesem Jahr aufgelegt werden, erklärten die Gesellschafter des Tikvah Instituts in Berlin, Deidre Berger und Volker Beck, am Montag auf einer Tagung. Zudem müssten jüdische Zuwanderer im Rentenrecht mit Spätaussiedlern gleichgestellt werden.
»Deutschland hat Jüdinnen und Juden aus der Sowjetunion aufgenommen und das jüdische Leben hierzulande so wieder zu einer neuen Blüte gebracht. Damit hat Deutschland auch eine Verantwortung für die Überwindung der Altersarmut bei jüdischen Zuwanderer:innen«, hieß es.
Eine Benachteiligung gegenüber Spätaussiedlern sei historisch nicht zu rechtfertigen. »Hier muss die Politik unverzüglich wegen des Alters der Betroffenen handeln.« Laut Mitteilung begrüßte auch der Beauftragte der Bundesregierung für jüdisches Leben, Felix Klein, die auf der Tagung geführte Diskussion um eine sozialrechtliche Lösung von Altersarmut in jüdischen Gemeinden.
Die Tagung sollte am Abend enden und trug den Titel »Rückkehr nach Aschkenas«. Im Vorfeld hatten die Veranstalter an die rund 200.000 sogenannten Kontingentflüchtlinge erinnert, die im Zuge des Zerfalls der Sowjetunion in den frühen 1990er Jahren nach Deutschland einwanderten. Damit schließe sich ein Kreis, hieß es: Denn sie seien in deutschsprachige Regionen zurückgekommen, aus denen viele ihrer Vorfahren während der Kreuzzüge oder der großen Pest geflohen seien.
Die zweitägige Tagung war unter anderem gemeinsam mit der Heinrich-Böll-Stiftung organisiert worden. Ziel sollte es sein, die Geschichte des aschkenasischen Judentums auch als Teil der deutschen Kulturgeschichte wiederzuentdecken. kna
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