Interview

»Etwas mehr Risiken«

Herr Toldo, wie bewerten die großen Ratingagenturen Israels Bonität?
Die Zahlungsfähigkeit Israels wird ähnlich bewertet wie die Chinas, Estlands oder Polens, mit A1 bei Moody’s, beziehungsweise mit A bei Fitch und Standard & Poor’s. In Schulnoten wäre das so etwas wie eine Zwei minus. Zum Vergleich: Deutschland hat mit AAA eine Eins.

Wie verschuldet ist das Land?
Die israelische Staatsverschuldung beträgt 75 Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes – im Vergleich mit Ländern ähnlicher Bonität ist das sehr hoch. Allerdings gibt es eine breite inländische Nachfrage nach Staatsanleihen, die die Finanzierung an den lokalen Märkten einfacher macht und die Risiken reduziert. Positiv für die externe Finanzierung wirkt sich auch die solide Nachfrage der jüdischen Diaspora nach Israel-Anleihen aus.

Israel erlebt seit mehreren Jahren einen ökonomischen Boom. Wie lange wird der anhalten?
Israel hat eine sehr breit diversifizierte und wettbewerbsfähige Wirtschaft, die vor allem zunehmend auf einem höheren Niveau der Wertschöpfungskette arbeitet. Somit ist die israelische Wirtschaft für die Zukunft gut aufgestellt. Das Land verfügt über ein hohes Pro-Kopf-Einkommen und über eine solide inländische Nachfrage. Zusätzlich zeichnet sich Israel durch starke Institutionen und eine unternehmensfreundliche Kultur aus. Das Wachstum dürfte auf Sicht der kommenden Jahre etwa 4,5 Prozent jährlich betragen.

Es sei denn, sicherheitspolitisch kommt etwas dazwischen.
In der Tat stellt die politische und geopolitische Unsicherheit ein großes Risiko für die ökonomische Entwicklung Israels dar. Die unsicheren wirtschaftlichen Aussichten für die Länder der Region, die sich in einem politischen Umbruch befinden, belasten die Exportaussichten. Noch viel problematischer ist die mögliche Bedrohung durch Angriffe der Hisbollah oder eine mögliche Auseinandersetzung mit dem Iran.

Würden sie unter diesen Umständen dem durchschnittlichen Kleinanleger israelische Papiere empfehlen?
Da muss man differenzieren. Einerseits ist die Rendite solcher Papiere in lokaler Währung und in US-Dollar höher als etwa die für deutsche Bundesanleihen: Sie liegt für eine Israel-Anleihe in Schekel mit einer Laufzeit von fünf Jahren bei 4,7 Prozent, während eine Bundesanleihe der gleichen Laufzeit in Euro nur 2,25 Prozent abwirft. Aber eine Anlage in Israel-Anleihen ist mit mehr Risiken verbunden, als der Kleinanleger es gewöhnt ist. So spielen zusätzlich zu den üblichen Risiken auch Währungsunsicherheiten eine Rolle. Ein Investment in Israel-Anleihen kann als Teil eines gut diversifizierten Portfolios trotzdem Früchte tragen. Allerdings ist eine solche Anlage mit einem stärkeren Überwachungsaufwand verbunden.

Mit dem Leiter des Emerging Market Teams bei der Deka-Bank sprach Michael Wuliger.

Kommentar

Den Nachkommen der Schoa-Opfer kaltschnäuzig und nassforsch die Leviten gelesen

Ausgerechnet zum 60. Jubiläum der deutsch-israelischen Beziehungen kritisiert die ARD-Korrespondentin Sophie von der Tann die Kriegsführung in Gaza, und das auch noch, ohne die Hamas zu erwähnen

von Esther Schapira  16.05.2025

Nahost-Diplomatie

Medien: Syrien und Israel führen indirekte Gespräche. Trump: »Al-Sharaa ist ein starker Typ«

Der US-Präsident forciert bei seinem Nahostbesuch die Idee weiterer Abraham-Abkommen mit Israel - auch Syrien soll Interesse signalisiert haben

 16.05.2025

Justiz

Ankläger von Weltstrafgericht tritt zurück

Chefankläger Karim Khan wird des sexuellen Missbrauchs beschuldigt

 16.05.2025

Interview

»Es hätte viel kürzer und klarer sein müssen«

Peter Neumann über das AfD-Gutachten des Verfassungsschutzes, die internationale Debatte darüber und ein mögliches Verbotsverfahren gegen die rechtsextreme Partei

von Nils Kottmann  16.05.2025

Gedenken

Sinti und Roma erinnern an Widerstand in Auschwitz-Birkenau

An diesem Tag sollte der Lagerabschnitt B II e, das sogenannte »Zigeunerlager«, in dem Tausende von Sinti und Roma inhaftiert waren, aufgelöst und sämtliche Häftlinge in den Gaskammern ermordet werden

 16.05.2025

Interview

»Außenpolitik geht nicht mit Belehrungen«

Der Bundestagsabgeordnete Armin Laschet (CDU) über die Nahostpolitik der neuen Bundesregierung, deutsche Geiseln in Gaza und die Zukunft der Abraham Accords

von Joshua Schultheis  16.05.2025

Berlin

»Die rohe Gewalt der Demonstranten erschüttert mich«

Josef Schuster, der Präsident des Zentralrats der Juden, verurteilt Angriffe gegen Polizisten bei israelfeindlicher Kundgebung

von Imanuel Marcus  16.05.2025

Tel Aviv/Ravensburg

Ricarda Louk kämpft für das Andenken an ihre Tochter Shani

Am 7. Oktober 2023 wollte Ricarda Louks Tochter mit anderen jungen Menschen tanzen und feiern – dann kam das Massaker der Hamas. Vor einem Jahr wurde Shanis Leiche gefunden. So geht es ihrer Familie heute

 16.05.2025

Berlin

Polizist von Israelhassern beinahe zu Tode geprügelt – 56 Festnahmen bei »propalästinensischer« Demonstration

Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) verurteilt die Tat und die bei der Kundgebung verbreitete »antisemitische Hetze«

von Imanuel Marcus  16.05.2025 Aktualisiert