Einspruch

Erste Schüsse sind gefallen

Überraschend ist die Situation in Syrien nicht. Zumindest nicht für israelische Sicherheitsexperten, die sie schon lange beobachten. Zurzeit ist der iranische Aufmarsch in Syrien für Israel bedrohlicher als das iranische Atompotenzial.

Die iranische Drohne, die vor wenigen Wochen in den israelischen Luftraum eindrang und deren Trümmer Benjamin Netanjahu öffentlich zeigte, war nicht nur zur Aufklärung bestimmt. Wie Israel in diesen Tagen mitgeteilt hat – und was in der internationalen Presse kaum behandelt wurde –, war sie mit Sprengstoff bestückt und sollte zerstören. Israels Armee hat nach dem Drohnenabschuss erstmals iranische Stellungen angegriffen.

schattenkrieg Der bisherige Schattenkrieg ist vorbei, die ersten Schüsse wurden abgegeben, ein direkter militärischer Konflikt scheint unvermeidlich. Er ist Resultat des iranischen Vordringens in Syrien. Jahrelang hat Teheran Assad gestützt, jahrelang die Hisbollah finanziert und ausgerüstet – das soll sich auszahlen: Der Iran will Syrien als militärische Basis gegen Israel. Daran ändern auch Donald Trumps Raketen nichts.

Für Israel ist das eine Rote Linie, die nicht überschritten werden darf. Israel hatte sich bewusst nicht in den syrischen Bürgerkrieg eingemischt: Mit Assad konnte es sich, irgendwie, arrangieren, mit den Rebellen hätte es sich auch irgendwie arrangieren können.

iran Aber dem Iran darf nicht erlaubt werden, was die Hisbollah seit Jahren im Libanon tut: Tausende Raketen auf Israel zu richten. Ähnliches will der Iran in Syrien. Das ist eine tödliche Gefahr, die unbedingt vermieden werden muss. Das eint in Israel alle – von links bis rechts.

Als Trump nach dem Raketenbeschuss auf Syrien twitterte: »Mission Accomplished«, Mission erfüllt, war das für Israel die schlechte Nachricht, dass die USA glauben, ihre Pflicht erledigt zu haben. Wir können darauf nicht zählen. Für Israel ist es im Grunde die alte Botschaft: Das Land ist auf sich selbst gestellt. Wieder einmal. Oder auch: wie immer.

Der Autor ist diplomatischer Korrespondent der »Times of Israel«.

Nahost

Netanjahu nach Washington abgereist - Treffen mit Trump 

Der israelische Regierungschef trifft den US-Präsidenten zum dritten Mal in sechs Monaten. Die Beziehungen sind eng. Mit Blick auf den Nahen Osten knüpfen sich an den Besuch große Erwartungen

 06.07.2025

Politik

AfD will im Bundestag »gemäßigt« auftreten

Die rechtsextreme Partei will sich im Parlament weniger krawallig präsentieren und beschließt dafür einen Verhaltenskodex

 06.07.2025

Meinung

New York: Zohran Mamdani und der Clash der Generationen

Der Bürgermeisterkandidat der Demokraten wurde nicht zuletzt wegen seiner antizionistischen Haltung gewählt. Während er unter jungen jüdischen New Yorkern Unterstützer hat, stehen die älteren überwiegend fest an Israels Seite

von Hannes Stein  06.07.2025

Meinung

Israel, Iran und das Völkerrecht

Die Präventivschläge Israels gegen das Atomprogramm der Mullahs verstießen nicht gegen das Völkerrecht, sondern waren ebenso notwendig wie angemessen

von Daniel Neumann  06.07.2025

Westjordanland

Kritik nach Angriff auf Deutsche-Welle-Mitarbeiter

Eine Korrespondentin und ein Kameramann wurden am Freitag von radikalen Siedlern mit Steinen beworfen

 06.07.2025

Interview

Antisemitismusforscher: »Seit dem 7. Oktober gibt es eine Mobilisierung gegen Juden«

Günther Jikeli über die Auswirkungen des 7. Oktober 2023 auf die deutsche Gesellschaft, israelfeindliche Proteste an Hochschulen und Defizite in der Wissensvermittlung

von Pascal Beck  06.07.2025

Nuklearprogramm

Atominspektoren der IAEA verlassen den Iran

Nach dem Krieg mit Israel setzt Teheran weiter auf Konfrontation mit der Internationalen Atomenergiebehörde

 05.07.2025

Extremismus

BSW-Chefin Wagenknecht will Brandmauer zur AfD einreißen 

Gespräche zwischen BSW und AfD? Landespolitiker in Thüringen haben es vorgemacht. Selbstverständlich sei das auch auf Bundesebene möglich, sagen beide Seiten

von Torsten Holtz  04.07.2025

Meinung

Der falsche Feind

Warum der deutsche Pazifismus blind für die Realitäten in Nahost ist – und deshalb moralisch Schiffbruch erleiden muss

von Mirna Funk  06.07.2025 Aktualisiert