Trauer

»Er war eine herausragende Persönlichkeit«

Richard von Weizsäcker im Juli 2014 Foto: dpa

Die jüdische Gemeinschaft in Deutschland trauert um Richard von Weizsäcker. Er sei eine »herausragende Persönlichkeit« gewesen, erklärte der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, am Samstagabend. »Wir trauern um ihn und sprechen seiner Familie unser tiefes Mitgefühl aus. Sein Tod ist ein großer Verlust für das ganze Land.«

Rede Vor allem mit seiner historischen Rede zum 40. Jahrestag des Kriegsendes, am 8. Mai 1985, habe von Weizsäcker Maßstäbe gesetzt. »Das Kriegsende als ›Tag der Befreiung‹ zu kategorisieren, sprach vor allem der jüdischen Gemeinschaft aus tiefstem Herzen«, betonte der Zentralratspräsident. Richard von Weizsäcker habe damit entscheidend eine Reflexion über den Nationalsozialismus angestoßen, »die in eine neue, bis heute gültige Sichtweise mündete. Damit hat er befreiend für die ganze Gesellschaft gewirkt.«

Diese Verdienste würdigte der Zentralrat der Juden in Deutschland, indem er 1994 Richard von Weizsäcker den Leo-Baeck-Preis verlieh. »Wir werden ihm immer ein ehrendes Andenken bewahren«, erklärte Schuster.

Von Weizsäcker, der im Zweiten Weltkrieg aktiver Soldat war und nach der Leningrader Blockade mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse ausgezeichnet worden war, erhielt zahlreiche jüdische Ehrungen. Darunter 1991 die Goldmedaille der B’nai B’rith Loge für besondere Verdienste. 1993 ehrte die Heinz-Galinski-Stiftung der Jüdischen Gemeinde zu Berlin Richard von Weizsäcker mit dem Heinz-Galinski-Preis.

Der Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdischen Zusammenarbeit verlieh ihm darüber hinaus 1995 die Buber-Rosenzweig-Medaille. Der deutsch-niederländische Kulturverein »Stichting Euriade« zeichnete von Weizsäcker 2003 mit der Martin-Buber-Plakette für besondere Verdienste um die Menschlichkeit aus. Vor drei Jahren erhielt er den Preis für Verständigung und Toleranz des Jüdischen Museums Berlin.

Politik Von Weizsäcker wurde 1920 in Stuttgart geboren. Der CDU-Politiker war 1981 bis 1984 Regierender Bürgermeister von Berlin und von 1984 bis 1994 der sechste Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland.

Gleich nach dem Krieg hatte von Weizsäcker ein Jurastudium in Göttingen aufgenommen. Noch während des Studiums arbeitete er 1947 bis 1949 als Assistent von Rechtsanwalt Hellmut Becker, der Weizsäckers Vater Ernst von Weizsäcker in den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen beim sogenannten Wilhelmstraßen-Prozess vertrat.

Hier war der Sohn Hilfsverteidiger seines Vaters. Wegen Mitwirkung an der Deportation französischer Juden nach Auschwitz wurde Ernst von Weizsäcker zu schließlich fünf Jahren Haftstrafe verurteilt. Das Urteil bezeichnete Richard von Weizsäcker später immer als »historisch und moralisch ungerecht«.

Thüringen

Jüdisches Bildungsprojekt »Tacheles mit Simson« geht erneut auf Tour

Ziel des Projektes sei es, dem Aufkommen von Antisemitismus durch Bildung vorzubeugen, sagte Projektleiter Johannes Gräser

 15.09.2025

Berlin

Jüdisches Paar in U-Bahn geschlagen und beleidigt

Der Polizeiliche Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen

 15.09.2025

Interview

»Björn Höcke ist die prägendste Figur für die AfD-Ideologie«

Der Journalist Frederik Schindler hat ein Buch über Björn Höcke geschrieben. Wie wurde aus dem rechtsextremen Politiker das, was er heute ist?

von Nils Kottmann  15.09.2025

Eurovision

Israel hält nach Boykottaufrufen an ESC-Teilnahme fest

Israel will trotz Boykott-Drohungen mehrerer Länder am Eurovision Song Contest 2026 teilnehmen. Wie andere Länder und Veranstalter reagieren

 15.09.2025

Antisemitismusskandal

Bundespräsident trifft ausgeladenen Dirigenten Shani

Nach dem Eklat um eine Ausladung der Münchner Philharmoniker in Belgien hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den künftigen israelischen Chefdirigenten Lahav Shani ins Schloss Bellevue eingeladen

von Anne Mertens  15.09.2025

Berlin

Margot Friedländer Preis wird verliehen

Die mit insgesamt 25.000 Euro dotierte Auszeichnung gehe an Personen, die sich für Toleranz, Menschlichkeit, Freiheit und Demokratie einsetzen

 15.09.2025

Essen

Islamist plante Mord an Juden

Der 17-jährige Erjon S., ein kosovarischer Staatsangehöriger, soll aus einer islamistisch-jihadistischen Ideologie heraus gehandelt haben

 15.09.2025

München

Alte Synagoge feiert Wiedereröffnung

Nach jahrelanger Restauration soll die Bauhaus-Synagoge wieder im Glanz von 1931 erstrahlen

 15.09.2025

Madrid

Israelfeindliche Demonstranten blockieren Vuelta á España erneut

60 Kilometer vor dem Ziel steht eine Gruppe von Protestierern mit einem Banner auf der Straße. Das Rennen musste abgebrochen werden

 15.09.2025