Noam Petri

Eine Freie Universität – für Antisemiten

Noam Petri, Medizin-Student an der Charité und Vizepräsident der Jüdischen Studierendenunion Deutschland (JSUD)

Noam Petri

Eine Freie Universität – für Antisemiten

Die Besetzung eines Hörsaals an der FU war der traurige Höhepunkt des aufflammenden Antisemitismus an der Berliner Universität

von Noam Petri  16.12.2023 22:48 Uhr

»Antisemitismus ist der Sozialismus der dummen Kerls.« Ein Satz, der schon immer falsch gewesen ist. Viele von diesen »dummen Kerls« sind sozialistische Antisemiten. Manche Islamisten. Zumindest Sympathisanten. Einige von ihnen studieren an der FU Berlin. Seit Wochen hat Antisemitismus eindeutig Platz an dieser Universität. »Free Palestine from German Guilt« ist salonfähig. Auch zur Intifada »von Dahlem bis nach Gaza« wurde schon aufgerufen.

Doch der 14. Dezember war der traurige Höhepunkt. Die »Students for free Palestine« haben einen Hörsaal besetzt, weil ihnen das Statement des FU-Präsidiums bezüglich des Israel-Palästina-Konflikts zu »voreingenommen« war.

Im Statement der Universitätsleitung wurde jegliche Diskriminierung verurteilt, Mitleid mit palästinensischen Zivilisten ausgesprochen und – Achtung! – das Massaker der Hamas verurteilt. Ein Affront für diese Studenten, welche in ihrer Ankündigung eine »kritische Sensibilität für alle Diskriminierungsformen« während ihrer Besetzung verlangten. Für alle?

Natürlich nicht. Einem jüdischen Studenten wurde der Zutritt zum besetzten Hörsaal verwehrt; manche wurden körperlich angegriffen; auf »Zionisten raus« folgte lauter Applaus; Israels Existenzrecht wurde geleugnet; es wurde zur Zerschlagung des »zionistischen imperialistischen Siedlungsstaat« aufgerufen und der 7. Oktober als israelische Propaganda bezeichnet.

Die Security der Universität griff nicht ein – anscheinend auch aus Angst vor den aggressiven Studenten. Die Polizei wies stundenlang die Zuständigkeit an die Security ab. Und was machte eigentlich die Universitätsleitung? Nichts. Ist Herr Ziegler Präsident der FU, oder tut er nur so? Er kann jetzt beweisen, ob er »aus der Geschichte gelernt hat«, den »Anfängen wehrt« und »Nie wieder« ernst meint.

Sehr geehrter Herr Professor Ziegler, exmatrikulieren Sie diese antisemitischen Studenten oder machen Sie Ihren Platz für jemanden frei, der auf »Nie wieder ist jetzt« Taten folgen lässt.

Der Autor ist Medizin-Student an der Charité und Vizepräsident der Jüdischen Studierendenunion Deutschland (JSUD).

Interview

»Diskrepanzen zwischen warmen Worten und konkreten Maßnahmen«

Nach dem Massaker von Sydney fragen sich nicht nur viele Juden: Wie kann es sein, dass es immer wieder zu Anschlägen kommt? Auch der Beauftragte der Bundesregierung gegen Antisemitismus, Felix Klein, sieht Defizite

von Leticia Witte  22.12.2025

Washington D.C.

Kritik an fehlenden Epstein-Dateien: Minister erklärt sich

Am Freitag begann das US-Justizministerium mit der Veröffentlichung von Epstein-Akten. Keine 24 Stunden später fehlen plötzlich mehrere Dateien - angeblich aus einem bestimmten Grund

von Khang Mischke  22.12.2025

Australien

Behörden entfernen Blumenmeer für die Opfer von Bondi Beach

Die Regierung von New South Wales erklärt, man habe sich vor dem Abtransport der Blumen eng mit der jüdischen Gemeinde abgestimmt

 22.12.2025

Sydney

Attentäter warfen Sprengsätze auf Teilnehmer der Chanukka-Feier

Die mutmaßlichen Attentäter Naveed und Sajid Akram bereiteten sich auf das Massaker vor. Ihre Bomben explodierten nicht

 22.12.2025

New York

Tucker Carlson ist »Antisemit des Jahres«

Die Organisation StopAntisemitism erklärt, ausschlaggebend seien Beiträge, in denen er erklärten Judenhassern, Holocaustleugnern und extremistischen Ideologen eine große Bühne geboten habe

 22.12.2025

In eigener Sache

Die Jüdische Allgemeine erhält den »Tacheles-Preis«

Werteinitiative: Die Zeitung steht für Klartext, ordnet ein, widerspricht und ist eine Quelle der Inspiration und des Mutes für die jüdische Gemeinschaft

 21.12.2025

Gaza

Das Problem mit der Entwaffnung

Die Hamas weigert sich strikt, die Waffen niederzulegen. Was Zustimmung in der palästinensischen Bevölkerung findet und den Friedensplan stocken lässt

 21.12.2025 Aktualisiert

Interview

»Die Zustände für Juden sind unhaltbar. Es braucht einen Aufstand der Anständigen«

Zentralratspräsident Josef Schuster über den islamistischen Anschlag von Sydney und das jüdische Leben in Deutschland nach dem 7. Oktober

 21.12.2025

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  20.12.2025