Dachau

Digitales Gedenkprogramm

Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) Foto: imago/Metodi Popow

Videobotschaften, gestreamte Live-Gespräche, Online-Gedenken: Mit einem viertägigen digitalen Programm hat die KZ-Gedenkstätte Dachau an den 76. Jahrestag der Befreiung des KZ Dachau am 29. April 1945 erinnert.

VIRTUELL Gedenkstätten-Leiterin Gabriele Hammermann bedauerte dennoch, dass nach der Absage der 75-Jahrfeier im Jahr 2020 das Gedenken auch in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie nur virtuell stattfinden konnte. »Wir hätten uns sehr über die persönliche Begegnung mit den Überlebenden und ihren Angehörigen gefreut«, sagte die Historikerin bei der zentralen Gedenkveranstaltung am Sonntag.

Monika Grütters (CDU), Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, betonte bei der virtuellen Gedenkfeier in ihrem Grußwort, dass Menschen auch 76 Jahre nach Ende des NS-Terrorregimes vor Diskriminierung und Ausgrenzung geschützt werden müssten. »Wir müssen unsere demokratischen Werte verteidigen gegen jene, die sie heute mit Füßen treten«, so die Politikerin weiter. Es sei dafür unerlässlich zu verstehen, »wie die Nationalsozialisten ein ganzes Volk zu Mitwissern, Handlangern und Vollstreckern ihres Vernichtungsfeldzugs machen konnten«, sagte Grütters.

PRÄVENTION Der bayerische Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) mahnte, dass »eine Staats- und Gesellschaftsordnung ohne Gott und ohne Achtung der Menschenwürde unweigerlich ins Verderben« führe. Die Arbeit der Gedenkstätten sei »unverzichtbar für die Prävention gegen Extremismus«. Der Präsident des Internationalen Dachau-Komitees (CID), Jean-Michel Thomas, verwies auf die positive Entwicklung der letzten 76 Jahre, ergänzte aber, dass es weltweit »immer noch gravierende Ungleichheiten bezüglich der Menschenwürde« gebe.

BEFREIER Mit Videobotschaften zugeschaltet waren auch Dachau-Überlebende wie Abba Naor, Elly Gotz und Leslie Rosenthal sowie einer der Befreier. Hilbert Margol, Mitglied der US-amerikanischen »Rainbow Division«, berichtete von den Eindrücken, die die Soldaten bei der Befreiung des KZ Dachau am 29. April 1945 bekamen. Der 97-Jährige kündigte an, zum nächsten Jahrestag im April 2022 nach Dachau kommen zu wollen.

Der Überlebende Leslie Rosenthal, 1945 als eins von sieben Babys im KZ Dachau geboren, erinnerte an einen Satz seiner Mutter Miriam: »Wir müssen Toleranz üben trotz unserer unterschiedlichen Herkunft, Hautfarbe und Religion – denn wir sind alle Kinder Gottes.«

TODESMARSCH Bereits am Samstagabend hatte ein Dachauer Bündnis an die Opfer des Todesmarschs erinnert. Noch in den letzten Tagen vor der Befreiung des KZ Dachau schickte die SS die entkräfteten Häftlinge zu Tausenden Richtung Alpen. Mindestens tausend Menschen starben dabei.

»Wir sind tagelang marschiert, ohne Verpflegung, ohne Wasser, wir haben Gras gegessen – wer nicht mehr laufen konnte, wurde erschossen«, berichtete der aus Israel angereiste Abba Naor, selbst Todesmarsch-Überlebender.

Das Konzentrationslager Dachau wurde 1933 als erstes KZ von den Nationalsozialisten errichtet. Über 200.000 Menschen wurden hier aufgrund ihres Glaubens oder ihrer Herkunft, ihrer politischen Haltung oder ihrer sexuellen Ausrichtung gefangen gehalten. Etwa 41.500 Menschen starben an den Schikanen, an Mangelernährung und Folter. epd

Weimar

Zwischen Halbmond und Hakenkreuz - Wie Muslime der Waffen-SS nach Buchenwald kamen

Ende 1944 erreichen das Konzentrationslager Buchenwald wenigstens zwei Transporte mit muslimischen Gefangenen. Die mehr als 100 Bosnier sind Angehörige der Waffen-SS und in ihrer Heimat desertiert. Bislang ist wenig über ihr Schicksal bekannt

von Matthias Thüsing  23.04.2025

Verschwörungstheorien

Gedenkstätte Auschwitz kämpft gegen Desinformation

Holocaust-Leugner verbreiten ihre Thesen vor allem über das Internet. Mit einer Online-Lektion will die Gedenkstätte im ehemaligen deutschen Konzentrationslager mit Verschwörungsmythen aufräumen

von Doris Heimann  23.04.2025

Schoa

Der erste Schritt zu den Gräueln des Holocaust

Vor 90 Jahren wurde in Dachau das erste Konzentrationslager der Nazis eingerichtet

von Johannes Senk  23.04.2025

80 Jahre nach der Befreiung

Streit um Gedenken in Bergen-Belsen

Die Kinder von Überlebenden werfen den Veranstaltern vor, sie zu boykottieren

 23.04.2025

New York/Tel Aviv

Weltweiter Judenhass erreicht weiterhin alarmierendes Ausmaß

In den USA erreicht die Zahl der durch Antisemitismus motivierten Vorfälle neue Rekordwerte

 23.04.2025

Meinung

Ich habe versagt

Damit sich ein Ereignis wie die Schoa nicht wiederholt, kommt es darauf an, wie wir erinnern. Doch wir sind offenbar dabei, genau das den Falschen zu überlassen

von Sophie Albers Ben Chamo  23.04.2025

Sandbostel

Stumme Zeugen des Grauens

Archäologen fördern verborgene NS-Geschichte zutage

von Dieter Sell  23.04.2025

Berlin

Gewaltbereite Israelfeinde planen Aufzug am 1. Mai

Die Behörden sehen viel Gewaltpotential. Sie wollen Tausende Polizeibeamte einsetzen

von Imanuel Marcus  23.04.2025

Nachruf

Förderer des katholisch-jüdischen Dialogs, aber auch harter Kritiker Israels

Papst Franziskus ist am Montag im Alter von 88 Jahren gestorben. Sein langjähriger Gesprächspartner, Rabbiner Jehoschua Ahrens, nimmt Abschied

von Rabbiner Jehoschua Ahrens  23.04.2025