Vereinte Nationen

»Die UN-Vollversammlung ist davon besessen, Israel anzugreifen«

Die UN-Vollversammlung verabschiedete erst nach hartem Ringen das Budget für 2021. Foto: imago images/Xinhua

Israel und die Vereinigten Staaten von Amerika haben dem Haushalt der Vereinten Nationen die Zustimmung verweigert. Grund war ein vergleichsweise kleiner Posten im dem mehr als drei Milliarden US-Dollar umfassenden Budget der Weltorganisation. So will die UN in diesem Jahr den 20. Jahrestag der Weltantirassismuskonferenz im südafrikanischen Durban mit einer besonderen Veranstaltung begehen.

DURBAN-KONFERENZ Für Israel und die USA ist dies das falsche Signal. Beide Staaten hatten sich von der im September 2001 abgehaltenen UN-Konferenz zurückgezogen, nachdem dort eine Beschlussvorlage diskutiert worden war, die den Zionismus als eine Form des Rassismus bezeichnete.

Zwar wurde die Formulierung später abgeschwächt und fand keinen Eingang in die Abschlusserklärung. Dennoch ist für Washington und Jerusalem die Fortsetzung des Durban-Prozesses im Rahmen der UN nicht akzeptabel. Beide Regierungen stimmten als einzige der 192 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen gegen den Haushaltsentwurf für 2021.

Die Einigung darüber wurde erst nach zähen Verhandlungen am vergangenen Donnerstag, dem letzten Tag des Jahres 2020, erzielt. Es war das erste Mal seit 2007, dass Israel und die USA ihre Zustimmung zum UN-Haushalt verweigerten. Das Budget wurde trotzdem rechtskräftig verabschiedet, denn die USA, die knapp ein Viertel der Betriebskosten der UN finanzieren, besitzen in der Vollversammlung im Gegensatz zum Sicherheitsrat kein Vetorecht.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

»Vor 20 Jahren trat die Durban-Konferenz mit dem ehrenwerten Ziel zusammen, den Rassismus zu bekämpfen. Aber, wie viele UN-Initiativen, wurde sie prompt von Organisationen und Mitgliedsstaaten gekapert, die nur daran interessiert sind, geradezu besessen, Israel anzugreifen und sein Existenzrecht zu bestreiten«, erklärte Israels Botschafter in New York, Gilad Erdan, vor der Vollversammlung.

FEHLER Sein Land lehne jede Maßnahme ab, die darauf abziele, ein Budget für diesen Zweck bereitzustellen, so Erdan. »Wir alle wissen, dass solche Mittel nicht zur Unterstützung der Menschenrechte verwendet werden, sondern um noch mehr Antisemitismus und Hass gegen Israel zu verbreiten«.

Auch die amerikanische UN-Botschafterin Kelly Craft verteidigte das Nein der Trump-Regierung zum UN-Budget. »Seit zwei Jahrzehnten drängen sowohl republikanische als auch demokratische Regierungen andere Mitgliedstaaten, die fatalen Fehler in der Erklärung von Durban zu erkennen und sie ebenfalls abzulehnen.«

20 Jahre später gebe es an der Durban-Erklärung nichts zu feiern oder zu befürworten. Sie ist vergifte, so Craft, »durch Antisemitismus und anti-israelische Voreingenommenheit. Sie ermutigt zu Einschränkungen der Meinungsfreiheit. Sie existiert, um zu spalten und zu diskriminieren, und läuft dem lobenswerten Ziel der Bekämpfung von Rassismus und Rassendiskriminierung zuwider.«

BÜHNE Der UN-Vollversammlung warf Craft generell eine falsche Prioritätensetzung vor. »Während dieses Gremium eifrig zwei Jahrzehnte der Unehrlichkeit und Spaltung gutheißt, bringt die Trump-Administration Nationen zusammen und überbrückt uralte Gräben zwischen den Völkern durch das Abraham-Abkommen«, sagte sie. Die Welt bewege sich vorwärts, während die UN in der Vergangenheit feststecke. Enttäuscht zeigte sie sich auch über die Zurückhaltung der UN in Bezug auf das iranische Atomprogramm.

Bereits im Jahr 2009 hatten die Vereinten Nationen in Genf eine umstrittene Nachfolgekonferenz zu Durban abgehalten. Der damalige iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad nutzte die Bühne dazu, Israel als einen »völlig rassistischen« Staat zu bezeichnen, der den Holocaust als »Vorwand« für eine Aggression gegen die Palästinenser benutze. Daraufhin verließen alle Vertreter der Europäischen Union den Sitzungssaal.

RESOLUTIONEN Die Durban Review Conference wurde von Australien, Kanada, Deutschland, Israel, Italien, den Niederlanden, Neuseeland, Polen und den USA von vornherein boykottiert.

Regelmäßig wird den Vereinten Nationen und ihren Unterorganisationen vorgeworfen, Israel geradezu obsessiv zu kritisieren. Laut Auswertungen der Genfer Menschenrechtsorganisation UN Watch verurteilte die Vollversammlung den jüdischen Staat allein in den vergangenen vier Monaten 17 Mal. Unverbindliche Resolutionen in Bezug auf andere Staaten des Gremiums, in dem alle UN-Mitgliedsstaaten vertreten sind, gab es dagegen bislang nur sechs. mth

Porträt

Der Sinneswandler

Derviş Hizarcı ist Muslim und kämpft gegen Judenhass in der Community. Eine Begegnung in Berlin

von Canan Topçu  14.12.2024

Weiden

Muslimischer Prediger rief zur Tötung von Juden auf – Bewährungsstrafe

Neben der Freiheitsstrafe auf Bewährung wurde dem Mann eine Geldstrafe auferlegt

 13.12.2024

Israel

TV-Bericht: Netanjahu wurde vor dem 7. Oktober von zwei Seiten vor Angriff gewarnt

Im Krankenhaus soll der Ministerpräsident auf die Bedrohung angesprochen worden sein. Sein Büro spricht von »Verleumdung und Lügen«

 13.12.2024

Nahost

Acht Hamas-Mitglieder in Gaza getötet

Zu den Terroristen gehört ein Mann, der am Massaker vom 7. Oktober 2023 in Israel beteiligt war

 13.12.2024

Berlin/Jerusalem/Tel Aviv

60 Jahre diplomatische Beziehungen: Deutsch-israelischer Buchmesse-Pavillion abgesagt

Regierungsbeamte in Israel sind enttäuscht. Die Bundesregierung sieht die Sache anders

 13.12.2024 Aktualisiert

Meinung

Wenn Social Media zur Gefahr für die Demokratie wird

Politik und Plattformbetreiber müssen konsequent gegen Desinformation und Hetze vorgehen

von Anna Staroselski  12.12.2024

Berlin

Roth: Israelische Angriffe auf syrische Waffenlager verständlich

Israels Luftwaffe bombardiert seit dem Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad massiv militärische Einrichtungen in Syrien. Der SPD-Politiker zeigt dafür zum Teil Verständnis

 12.12.2024

Nach Eklat

Vatikan entfernt Jesus-Kind mit Keffiyeh

Nach tagelanger Kritik hat die katholische Kirche nun reagiert, auch wenn sie sich öffentlich nicht äußert

von Nils Kottmann  12.12.2024

Baden-Württemberg

Nach antisemitischen Anfeindungen: Innenminister will Pfarrer schützen

Ein evangelischer Pastor in Langenau bei Ulm wird seit Monaten wegen seiner Kritik an den Hamas-Massakern angefeindet

 12.12.2024