Der eine Krieg ist noch nicht lange vorüber, vielleicht steht der nächste kurz vor der Tür. Einer neuen Umfrage zufolge sind 82 Prozent aller Israelis überzeugt, dass es bald eine erneute militärische Auseinandersetzung mit der Hamas im Gazastreifen geben wird. Doch die sieht sich jetzt einer ganz anderen Bedrohung ausgesetzt: einer Konkurrenz, die sich zum Islamischen Staat (IS) bekennt.
Seit Tagen fliegen immer wieder vereinzelt Raketen auf israelisches Gebiet. Bislang richteten sie keinen Schaden an, schlugen ausnahmslos auf freiem Feld ein. Doch während sich die Hamas gewöhnlich sofort zu Anschlägen bekannte oder zumindest Sympathie mit den Angreifern bekundete, schickt sie nun Unschuldsbeteuerungen gen Israel. Verantwortlich seien extremistische Salafistengruppen, die sich dem teuflischen IS verschrieben hätten. Sie wollten im Gazastreifen ein Kalifat errichten.
hamas Diese IS-Provokationen gegen Israel könnten die Hamas jedoch teuer zu stehen kommen. Denn Israel beharrt darauf, dass die Terrorgruppe, die den Gazastreifen regiert, für »alles, was dort geschieht, verantwortlich ist«. Allerdings ist die Hamas in der Gunst der Gaza-Bevölkerung nach dem 50 Tage andauernden Krieg des letzten Sommers extrem gesunken. Der Gazastreifen sei in einem schlimmen Zustand, befand erst vor wenigen Tagen der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier. Tatsächlich liegt die Arbeitslosigkeit bei 50 Prozent, ein weiterer Krieg könnte für die Bevölkerung katastrophale Folgen haben und würde die Unterstützung für die Hamas weiter sinken lassen.
Davon gehen auch israelische Sicherheitsexperten aus. Sie glauben, es gebe rund 1000 Salafisten in Gaza. Noch seien sie nicht stark genug, um die Regierenden in dieser Enklave wirklich zu bedrohen. Zwar schicken sie Nachrichten, dass sie »der Hamas-Führung 48 Stunden Zeit geben, um die Verfolgung von IS-Anhängern zu beenden«. Doch Folgen gibt es bislang nicht. Denn die Hamas hat ihre Maßnahmen intensiviert und einen der Anführer getötet. Derartige Schritte seien die letzte Möglichkeit, wird ein Hamas-Chef zitiert, »doch wir sind nicht daran interessiert, Spannungen zu erzeugen«.
Damit meint er: Spannungen mit Israel. Allerdings befindet sich auch Jerusalem in einem Dilemma. Die israelische Regierung sieht die Hamas einerseits als Terrorgruppe an, mit der sie daher jegliches direkte Gespräch verweigert. Andererseits lässt sie gerade damit die Anhänger des IS weiter gewähren.