Einspruch

Die Kraft der Argumente

Heiko Maas Foto: Frank Nürnberger

In Großbritannien wird die Parlamentsabgeordnete Jo Cox wegen ihrer Pro-Europa-Haltung auf offener Straße ermordet. In Orlando richtet ein Attentäter aus Hass gegen Schwule ein Massaker mit 50 Toten an. Und bei uns in Deutschland steigt die politisch motivierte Gewalt im Vergleich zum Vorjahr um 30 Prozent. Es scheint, als würde überall auf der Welt das gesellschaftliche Leben immer stärker von Hass und Gewalt geprägt werden. Für viele Juden ist das leider keine neue Erfahrung, denn sie sind seit jeher Anfeindungen von Antisemiten ausgesetzt.

Hass und Gewalt sind Folge und trauriger Gipfel des Rechtspopulismus, der überall auf dem Vormarsch ist. »Lügenpresse«, »Elitenbetrug«, »Systemparteien«, »Kanzlerdiktatorin« – das sind die Vokabeln, mit denen bei uns in Deutschland das politische Klima vergiftet wird. Muss man sich da wundern, wenn sich rechtsradikale Wirrköpfe ermutigt fühlen, vom Wort zur Tat zu schreiten?

radikalisierung Für Rassismus und Antisemitismus darf es in Deutschland niemals Toleranz geben. Dass die AfD-Landtagsfraktion in Baden-Württemberg einen bekennenden Antisemiten in ihren Reihen duldet, zeigt die Radikalisierung dieser Partei. Bei allen Unterschieden der rechtspopulistischen Bewegungen, die es weltweit gibt – sie haben gemeinsam, dass sie an einer systematischen Spaltung unserer Gesellschaft arbeiten.

Wenn wir den Hass überwinden wollen, müssen wir auf die Kraft der Argumente setzen. Jede Gesprächsverweigerung bestätigt die krude These vom Meinungsdiktat der Mainstream-Medien. Wer diskutieren will, muss Widerspruch aushalten. Wer Andersdenkende angreift, sie bedroht oder einschüchtert, zerstört die Demokratie. Ich höre jedem zu, der bereit ist, sich auch meine Argumente anzuhören. Aber mit Gewalttätern kann man nicht diskutieren. Sie bleiben ein Fall für den Staatsanwalt, und wer sich von ihnen nicht klar distanziert, ist moralisch mitschuldig an ihren Taten.

Der Autor ist Bundesminister der Justiz und für Verbraucherschutz.

Den Haag

Erste Entscheidung in Klage gegen Deutschland am Dienstag

Im Verfahren Nicaragua gegen Deutschland will der Internationale Gerichtshof am Dienstag seinen Beschluss zu einstweiligen Maßnahmen verkünden

 26.04.2024

Meinung

Steinmeier auf Kuschelkurs mit einem Terrorfreund

Der Bundespräsident untergräbt mit seiner Schmeichelei gegenüber Recep Tayyip Erdogan einmal mehr Deutschlands Staatsräson

von Nils Kottmann  26.04.2024

Berlin

»Menschen haben nach dem 7. Oktober ihr wahres Gesicht gezeigt«

Ahmad Mansour wundert sich nicht über die Schließung zweier Jugendzentren in Berlin

von Sophie Albers Ben Chamo  26.04.2024

Diplomatie

USA, Großbritannien und Kanada verhängen Sanktionen gegen Iran

Es handelt sich um eine Reaktion auf den iranischen Angriff auf Israel

 26.04.2024

USA

Antiisraelische Proteste an Unis: Abschlussfeier abgesagt

An der Ostküste werden mehr als hundert Festnahmen gemeldet

 26.04.2024

Berlin

Polizei verbietet antiisraelisches »Palästina-Protestcamp«

Die Teilnehmer hätten Straftaten begangen, darunter auch Volksverhetzung, sagt die Polizei

 26.04.2024

Köln

Wallraff-Preis für israelische und palästinensische Initiativen

Mit gemeinsamen Aktionen setzen sich »Women of the Sun« und »Women Wage Peace« für Frieden ein

 26.04.2024

Berlin/Gaza

Brief an Hersh Goldberg-Polin

Lieber Hersh, wir kennen uns nicht – und doch sind unsere Lebenswege verbunden ...

von Ruben Gerczikow  26.04.2024

Berlin

Zentralrat der Juden kritisiert deutsche UNRWA-Politik

Josef Schuster: »Die Bundesregierung tut sich mit dieser Entscheidung keinen Gefallen«

 26.04.2024